Die indirekte Rede mag auf den ersten Blick kompliziert klingen, ist jedoch ein unverzichtbares Werkzeug im Deutschen, besonders im formellen mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch. Sie ermöglicht es Ihnen, Aussagen anderer Personen präzise und mit der nötigen Distanz wiederzugeben.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen anhand klarer indirekte Rede Beispiele, wie Sie diese grammatische Form korrekt bilden, welche Verbformen Sie verwenden und worauf Sie beim Umwandeln achten müssen.
Indirekte Rede: Ein Anwendungsbeispiel aus dem Alltag
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihr Kollege Thomas berichtet Ihnen von seinem neuen Projekt und sagt: „Ich habe den ganzen Tag mit neuen Geschäftspartnern telefoniert.“ Am nächsten Tag fragt Ihr Chef nach dem Stand des Projekts. Sie möchten genau das berichten, was Thomas gesagt hat.
Die indirekte Rede ist die ideale Lösung, um die Aussage kurz und sachlich wiederzugeben.
- Indirekte Rede Beispiel: Thomas sagte, er habe den ganzen Tag mit neuen Geschäftspartnern telefoniert.
Wenn Sie diesen Satz mit der direkten Rede vergleichen, erkennen Sie sofort die notwendigen Veränderungen. Diese Unterschiede, wie das Fehlen der Anführungszeichen und die Änderung der Verbform, sind die Kernelemente, die wir jetzt Schritt für Schritt behandeln.

Was ist die indirekte Rede? Definition und Funktion
Die indirekte Rede wird verwendet, wenn Sie die Äußerungen eines anderen Sprechers wiedergeben möchten. Sie sprechen zwar selbst, verwenden aber den Inhalt, der von einer dritten Person geäußert wurde.
Distanz und Glaubwürdigkeit
Die Hauptfunktion der indirekten Rede ist es, eine Distanz zur ursprünglichen Aussage auszudrücken. Indem Sie die indirekte Form verwenden, signalisieren Sie Ihrem Gesprächspartner, dass die Information nicht von Ihnen stammt. Sie geben die Aussage weiter, müssen aber nicht garantieren, dass der Inhalt tatsächlich wahr ist oder Ihrer eigenen Meinung entspricht.
Direkte Rede vs. Indirekte Rede im Vergleich
Der größte und offensichtlichste Unterschied liegt in den Satzzeichen.
| Merkmal | Direkte Rede (Originalaussage) | Indirekte Rede (Wiedergabe) |
| Kennzeichen | Anführungszeichen („…“) | Konjunktion (dass, Kommasetzung) |
| Verbform | Indikativ (Normalform) | Konjunktiv I (oder Konjunktiv II) |
| Satzbau | Oft Hauptsatz nach Doppelpunkt | Nebensatz (oft mit dass) oder Hauptsatz mit Verb im Konjunktiv |
- Direkte Rede Beispiel: Thomas sagte: „Ich hatte heute einen wunderbaren Tag.“
- Indirekte Rede Beispiel: Thomas sagte, er habe heute einen wunderbaren Tag gehabt.
Achtung bei der direkten Rede: Steht der Begleitsatz (sagte Thomas) am Ende, wird nach den Anführungszeichen nur ein Komma gesetzt (außer bei Frage- oder Ausrufezeichen): „Ich hatte einen tollen Tag“, sagte Thomas.
Sätze bilden: Indirekte Rede richtig einleiten
Die indirekte Rede wird in der Regel durch einen Begleitsatz eingeleitet, der klarstellt, wer die ursprüngliche Aussage getroffen hat. Hierfür werden Verben verwendet, die etwas mit Sprechen oder Berichten zu tun haben. Diese Einleitungsverben stehen meist im Präteritum (erklärte, sagte, meinte).
Häufige Einleitungsverben:
- sagen, meinen, behaupten, angeben, erklären, erzählen, feststellen, fragen, berichten.
- Indirekte Rede Beispiel: Der Politiker meinte, er habe über das Thema noch nichts gehört.

Direkte Rede in indirekte Rede umwandeln: Die Rolle des Konjunktivs
Der Schlüssel zur Bildung der indirekten Rede ist der Konjunktiv. Der Konjunktiv (meist Konjunktiv I) ist die grammatische Form, die dem Gesprächspartner signalisiert: Dies ist eine übernommene Aussage, nicht meine eigene.
Der Konjunktiv I: Die Standardform
Der Konjunktiv I ist die Standardform für die indirekte Rede. Er wird vom Infinitiv (Grundform) des Verbs abgeleitet, indem die Endung -en entfernt und die spezifischen Konjunktiv-Endungen angehängt werden:
- Regel: Verbstamm + Konjunktiv-Endung (-e, -est, -e, -en, -et, -en)
| Personalpronomen | Präsens Indikativ (z. B. lernen) | Konjunktiv I (lernen) |
| ich | lerne | lerne |
| du | lernst | lernest |
| er/sie/es | lernt | lerne |
| wir | lernen | lernen |
| ihr | lernt | lernet |
| sie/Sie | lernen | lernen |
Der Konjunktiv II: Die Ersatzform
Das Problem: Beim Konjunktiv I sind die Formen der ersten Person Singular (ich lerne), ersten Person Plural (wir lernen) und dritten Person Plural (sie lernen) identisch mit den Formen des Präsens Indikativs.
Um Verwechslungen zu vermeiden, muss bei dieser Identität der Konjunktiv II als Ersatzform gewählt werden.
- Regel: Der Konjunktiv II wird vom Präteritum des Verbs abgeleitet. Wenn das Präteritum die Vokale a, o oder u enthält, werden diese im Konjunktiv II zu den Umlauten ä, ö oder ü.
- Indikativ Präteritum: Wir kamen
- Konjunktiv II Ersatzform: Wir kämen (statt wir kommen im Konjunktiv I)
Indirekte Rede: Grammatik für die Praxis
Umgang mit Modalverben und Hilfsverben
Bestimmte Verben behalten ihre Konjunktiv-I-Formen auch im mündlichen und weniger formellen schriftlichen Gebrauch bei, da diese Formen eindeutig sind:
- Modalverben: wolle, müsse, könne, dürfe, solle
- Hilfsverben: habe, sei, werde
- Häufige unregelmäßige Verben: gehe, fahre, nehme, sehe, wisse, lasse
Umschreibung mit würde
Bei allen anderen Verben wird im informellen mündlichen Sprachgebrauch oft die Ersatzform mit würde + Infinitiv verwendet, da dies einfacher zu bilden ist als der Konjunktiv II:
- Indirekte Rede Beispiel: Sie sagte, sie würde kommen (statt: sie käme).

Verschiebung von Pronomen sowie Zeit- und Ortsangaben
Beim Wechsel von direkter zu indirekter Rede müssen Sie immer die Perspektive anpassen (Wer spricht zu wem?):
- Pronomen: Ich wird zu er/sie; du wird zu ich.
- Zeitangaben: Gestern wird zu vorgestern oder am Montag; heute wird zu gestern.
- Direkte Rede: Der Bundeskanzler sagt am Dienstagmorgen: „Gestern habe ich mit einem französischen Politiker gesprochen.“
- Indirekte Rede Beispiel (am Mittwoch): Der Bundeskanzler sagte, er habe am Montag mit dem französischen Botschafter gesprochen.
Der Nebensatz mit dass
Besonders in der mündlichen Wiedergabe wird oft der Nebensatz mit der Konjunktion dass verwendet. Der Vorteil: In dass-Sätzen kann das Verb am Ende im Indikativ stehen, was die Konjunktiv-Regeln umgeht, solange die Bedeutung klar ist:
- Direkte Rede: Lena sagt: „Dieser Urlaub ist toll.“
- Indirekte Rede Beispiel (mit dass): Lena sagt, dass dieser Urlaub toll ist.
Indirekte Rede in der Vergangenheit
Die Vergangenheitsform des Konjunktivs I wird mithilfe der Hilfsverben haben oder sein im Konjunktiv I und dem Partizip Perfekt des Vollverbs gebildet (analog zum Perfekt Indikativ).
- Perfekt Konjunktiv I: habe oder sei + Partizip II
| Direkte Rede (Präteritum) | Indirekte Rede Beispiel (Vergangenheit) |
| Er sagte: „Ich wusste nichts.“ | Er sagte, er habe nichts gewusst. |
| Sie sagte: „Ich fuhr immer mit dem Bus.“ | Sie sagte, sie sei immer mit dem Bus gefahren. |
Der Vergleich: Präsens und Präteritum in der indirekten Rede
| Direkte Rede | Indirekte Rede Beispiel (Konjunktiv I) |
| Präsens: Der Politiker sagt: „Ich weiß nichts.“ | Der Politiker sagte, er wisse nichts. |
| Präteritum: Der Politiker sagt: „Ich wusste nichts.“ | Der Politiker sagte, er habe nichts gewusst. |
Die indirekte Rede ist ein elegantes grammatisches Mittel, um Aussagen anderer Personen wiederzugeben und dabei stets die notwendige Distanz zur Information zu wahren. Die konsequente Anwendung des Konjunktivs, ergänzt durch die klare Satzstruktur der indirekte Rede Beispiele, macht Sie zu einem versierten Sprecher im Deutschen.
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