Die Umgangssprache begleitet uns jeden Tag – im Supermarkt, im Bus, im Gespräch mit Freunden oder Kollegen. Sie ist der Teil der Sprache, der am nächsten am echten Leben steht, spontan entsteht und Gefühle, Nähe oder Alltagssituationen besonders direkt ausdrückt. Doch was genau macht die Umgangssprache aus? Warum klingt sie so anders als die Standardsprache? Und wie unterscheidet sie sich von formellen Sprachformen wie der Fachsprache?
In diesem Artikel erfährst du alles, was du über die Umgangssprache wissen musst: ihre Bedeutung, ihre Struktur, ihre typischen Ausdrücke und ihren Platz im deutschen Sprachgebrauch.
Was ist Umgangssprache?
Der Begriff Umgangssprache beschreibt einen Sprachstil, der im täglichen Leben verwendet wird. Man hört ihn in Gesprächen unter Freunden, in Familien, am Arbeitsplatz oder auf der Straße. Die Umgangssprache ist leicht verständlich, spontan und oft stark emotional geprägt. Sie gehört zum informellen Sprachstil und steht im deutlichen Gegensatz zur Standardsprache, die in Nachrichten, Vorträgen oder offiziellen Schreiben verwendet wird.

Im Unterschied zur Hochsprache ist die Umgangssprache nicht normiert. Jede Region und jede soziale Gruppe hat ihre eigenen Varianten, Akzente und typischen Redewendungen. So klingt die Umgangssprache in Hamburg spürbar anders als in München – und doch verstehen sich Sprecher problemlos.
Interessant ist auch, dass viele Menschen zwischen diesen Sprachformen wechseln, je nachdem, mit wem sie sprechen und in welchem Kontext sie sich befinden. Dieses Wechseln nennt man „Code-Switching“ und es ist im Alltag fest verankert.
Umgangssprache und Alltagssprache – gibt es einen Unterschied?
Die Begriffe Alltagssprache und Umgangssprache werden häufig synonym verwendet, denn beide bezeichnen eine Sprachform, die im täglichen Austausch genutzt wird. Sie drücken Nähe aus, bauen Distanz ab und ermöglichen unkomplizierte Kommunikation.
Die Alltagssprache beschreibt eher den grundsätzlichen informellen Sprachgebrauch im Alltag, während Umgangssprache stärker auf besondere sprachliche Merkmale wie Verkürzungen, Slang, Füllwörter oder Dialektelemente hinweist.
Beide Begriffe überschneiden sich jedoch sehr stark – deshalb werden sie im Sprachgebrauch kaum voneinander getrennt.
Unterschied zwischen Umgangssprache und Fachsprache
Die Umgangssprache ist leicht verständlich, spontan und nicht an feste Regeln gebunden. Die Fachsprache hingegen ist präzise, oft komplex und für bestimmte Berufsgruppen oder Themenfelder entwickelt.
Ein anschauliches Beispiel:
- Umgangssprache: „Das Zeug ist mir aus der Hand geknallt.“
- Fachsprache Chemie: „Die Substanz wurde beim Pipettieren destabilisiert.“
Man sieht sofort: In der Umgangssprache wird ein Geschehen direkt und bildhaft beschrieben, während die Fachsprache neutral und technisch bleibt.
Auch viele Lernende verwenden zunächst Umgangssprache, um neue Inhalte zu verstehen. Erst danach gelingt der Zugang zur Fachsprache, da der Zusammenhang klarer geworden ist.

Merkmale der Umgangssprache
Umgangssprachliches Sprechen folgt zwar keinem strengen Regelkatalog, lässt aber typische Muster erkennen. Diese Merkmale helfen dabei, den Sprachstil im Alltag schnell zu erkennen.
Vereinfachter Satzbau
Die Umgangssprache bevorzugt kurze, einfache Sätze. Sie reduziert häufig Nebensätze und lässt Satzglieder weg, die im Hochdeutschen notwendig wären.
Beispiel:
- Standard: „Ich gehe nach Hause, weil ich sehr müde bin.“
- Umgangssprache: „Ich geh nach Hause, weil ich bin müde.“
Das Verb rückt hier nicht an die Satzendposition – ein klassisches Merkmal der Umgangssprache.
Viele Füllwörter
Füllwörter dienen im Gespräch als Denkpausen oder zur Betonung. In der Umgangssprache treten sie besonders häufig auf.
Typische Beispiele:
„halt“, „eben“, „eh“, „sozusagen“, „irgendwie“, „äh“.
Ein Satz wie „Das ist halt so, weißt du?“ wirkt typisch umgangssprachlich.

Grammatische Vereinfachungen und Fehler
Die Umgangssprache nimmt es mit Grammatik nicht immer genau. Der Genitiv wird oft durch den Dativ ersetzt:
- Umgangssprache: „wegen dem Wetter“
- Standard: „wegen des Wetters“
Auch Formen wie „einzigster“, „zumindestens“ oder „wegen dir“ statt „deinetwegen“ sind typisch.
Wiederholungen und präzise Wortwahl
Die Umgangssprache ist direkt, benennt Dinge klar und verzichtet auf lange, verschachtelte Erklärungen. Sprecher wiederholen oft bestimmte Wörter, um Betonung zu erzeugen oder weil ihnen spontan kein anderes Wort einfällt.
Unvollständige Sätze
Viele Äußerungen in der Umgangssprache bleiben bewusst unvollständig, weil der Kontext reicht:
„Muss los.“
„Bin gleich wieder.“
„Hab’s dir gesagt.“
Diese Kürzungen wirken natürlich und effizient.
Umgangssprache in verschiedenen Regionen Deutschlands
Da die Umgangssprache nicht standardisiert ist, zeigt sie sich regional unterschiedlich. Dialekte fließen ein, bestimmte Ausdrücke verbreiten sich lokal oder werden durch Jugendkultur beeinflusst.
Beispiele:
- Bayern: „Servus“, „fei“, „mogst du?“
- Rheinland: „Kölsch“, „Jebützt“, „alaaf“
- Berlin: „icke“, „kieke“, „knorke“
Diese regionalen Färbungen machen die Umgangssprache lebendig und vielfältig.

Umgangssprache – typische Ausdrücke und ihre Bedeutung
Viele Wörter der Umgangssprache wirken kreativ, humorvoll oder bildhaft. Hier einige sehr bekannte Beispiele:
| Umgangssprache | Standardsprache |
| Kohle | Geld |
| sich bescheuert fühlen | sich verrückt fühlen |
| schummeln | unehrlich handeln |
| düsen | schnell fahren |
| checken | prüfen, verstehen |
| zig | sehr viele |
| kapieren | verstehen |
| Kumpel | Freund |
| schmeißen | werfen |
Solche Ausdrücke machen Gespräche lebendig und transportieren Nähe.
Umgangssprache und Sprachwandel
Die Umgangssprache ist ein Motor des Sprachwandels. Viele Ausdrücke, die heute zur Standardsprache gehören, waren früher Umgangssprache. Beispiele:
„Geil“ wurde früher als vulgär empfunden, heute bedeutet es „toll“.
„cool“ war lange fremdsprachlich, heute ist es überall verbreitet.
Auch neue Technologien beeinflussen die Umgangssprache:
„spammen“, „liken“, „posten“, „swipen“.
Der Sprachwandel zeigt, wie flexibel und kreativ die Alltagssprache ist.
Umgangssprache oder Hochdeutsch – wann benutzt man was?
Die Wahl zwischen Umgangssprache und Standardsprache hängt stark vom Kontext ab:
- Formelle Situationen: Vorstellungsgespräch, wissenschaftliche Vorträge, Behördenschreiben → Standardsprache
- Informelle Situationen: Treffen mit Freunden, Chats, private Gespräche → Umgangssprache
- Halbformelle Situationen: Arbeitsplatz, Schule → gemischter Stil, je nach Beziehung
Wer beide Stile beherrscht, kann sich sicher in unterschiedlichen Situationen bewegen.

Umgangssprache – Beispiele in ganzen Sätzen
Hier einige typische Sätze aus dem Alltag:
„Ich hab keine Ahnung.“
„Alles gut bei dir?“
„Mach mal langsam.“
„Kannst mich später anrufen.“
„War ’ne geile Idee.“
„Ich check das nicht.“
„Lass uns los.“
Im Hochdeutschen wirken diese Sätze oft länger und formeller.
Fazit
Die Umgangssprache ist ein lebendiger, authentischer Teil der deutschen Sprache. Sie macht Kommunikation natürlicher, emotionaler und direkter. Sie zeigt, wie Menschen denken, fühlen und miteinander umgehen. Wer sie versteht, versteht auch den Alltag besser.
Ob im Gespräch mit Freunden, im Café oder auf Social Media – die Umgangssprache begleitet uns ständig. Sie zu kennen bedeutet, mitten im deutschen Sprachleben anzukommen.
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