Indirekte Rede Übungen: Beherrsche den Konjunktiv I und II

Die indirekte Rede ist ein unverzichtbares Werkzeug in der deutschen Sprache, um Aussagen, Fragen oder Aufforderungen Dritter neutral und distanziert wiederzugeben. Im Gegensatz zur direkten Rede, bei der die Originalworte in Anführungszeichen stehen, signalisiert die indirekte Rede dem Zuhörer oder Leser, dass die Information aus zweiter Hand stammt.

Der Schlüssel zur korrekten Anwendung der indirekten Rede liegt im Konjunktiv. Dieser Modus unterscheidet sich vom Indikativ (der normalen, feststellenden Form) und ist das grammatikalische Signal der Distanzierung oder Zweifelhaftigkeit. Mit den folgenden Indirekte Rede Übungen und detaillierten Erklärungen trainierst du gezielt die Umwandlung von direkten Aussagen in die indirekte Form.

Die Grundlagen der Indirekten Rede

Die indirekte Rede wird durch einen einleitenden Satz (oft mit Verben des Sagens, Fragens oder Meinens wie sagen, fragen, behaupten, meinen, erzählen) und einen Nebensatz mit der Konjunktion dass oder einem Fragepronomen eingeleitet.

Der Konjunktiv als Signal:

In der Regel wird in der indirekten Rede der Konjunktiv I verwendet, da dieser die Aussage am neutralsten wiedergibt.

  • Konjunktiv I Bildung: Er basiert meist auf der Präsensform des Verbs (ich habe $\rightarrow$ ich habe, er sage, wir haben).
  • Konjunktiv II als Ersatz: Wenn der Konjunktiv I mit dem Indikativ Präsens (der normalen Form) identisch ist (z. B. bei wir machen oder Sie haben), muss der Konjunktiv II verwendet werden, um die indirekte Rede kenntlich zu machen.
  • Ersatzform Konjunktiv II: Die Ersatzform mit würde + Infinitiv (würde machen) ist eine weitere Möglichkeit, den Konjunktiv II zu bilden und wird oft verwendet, da er leicht erkennbar ist.

Indirekte Rede Übungen Teil 1: Aussagesätze im Konjunktiv

Die Umwandlung von Aussagesätzen erfolgt stets mit dem Ziel, den Konjunktiv I zu verwenden. Ist dieser identisch mit dem Indikativ, weichst du auf den Konjunktiv II aus.

Aufgabe: Schreibe die folgenden Sätze in der indirekten Rede. Verwende konsequent den Konjunktiv.

  1. Er sagte: „Ich wohne in Frankfurt.“
    → Er sagte, er wohne in Frankfurt.

    • (Original: Ich wohne; Konjunktiv I: er wohne. Leicht zu unterscheiden.)
  2. Sie behauptet: „Ich bin die Beste für den Job.“
    → Sie behauptet, sie sei die Beste für den Job.

    • (Original: Ich bin; Konjunktiv I von sein: sie sei. Sein ist unregelmäßig, aber wichtig.)
  3. Der Minister meint: „Die Krise wird bald überwunden sein.“
    → Der Minister meint, die Krise werde bald überwunden sein.

    • (Original: wird; Konjunktiv I von werden: werde.)
  4. Die Reitlehrerin erzählt: „Bei mir ist noch niemand vom Pferd gefallen.“
    → Die Reitlehrerin erzählt, bei ihr sei noch niemand vom Pferd gefallen.

    • (Original: ist; Konjunktiv I von sein: sei.)
  5. Der Firmenchef erklärte: „Meine Mitarbeiter haben noch nie Überstunden machen müssen.“
    → Der Firmenchef erklärte, seine Mitarbeiter hätten noch nie Überstunden machen müssen.

    • (Original: haben; Konjunktiv I von haben: hätten. Hätten ist zwar die Konjunktiv II Form, wird aber oft als Ersatz für haben im Konjunktiv I benutzt, da haben im Plural identisch mit dem Indikativ ist.)
  6. Er versprach: „Ich werde die Sache persönlich erledigen.“
    → Er versprach, er werde die Sache persönlich erledigen.

    • (Original: werde; Konjunktiv I: er werde.)
  7. Der Arzt sagte: „Sie müssen viel Wasser trinken.“
    → Der Arzt sagte, sie müssten viel Wasser trinken.

    • (Original: müssen; Konjunktiv I von müssen Plural: müssten.)
  8. Sie hoffen: „Wir finden eine Lösung.“
    → Sie hoffen, sie fänden eine Lösung.

    • (Original: finden; Konjunktiv I Plural: finden (identisch mit Indikativ). Deswegen Ersatz durch Konjunktiv II: fänden.)
  9. Mein Kollege sagte: „Ich habe den Bericht schon gestern abgeschickt.“
    → Mein Kollege sagte, er habe den Bericht schon gestern abgeschickt.

    • (Original: habe; Konjunktiv I: habe.)
  10. Wir glauben: „Das Wetter wird morgen schön.“
    → Wir glauben, das Wetter würde morgen schön.

    • (Original: wird; Konjunktiv I: werde. Da wird aber in der 3. Person Indikativ und Konjunktiv I nur durch Umlaut/Endung leicht zu unterscheiden ist, kann hier zur Verdeutlichung auch würde verwendet werden: würde.)

Indirekte Rede Übungen Teil 2: Fragesätze umwandeln

Fragesätze werden in der indirekten Rede als Nebensatz wiedergegeben. Die Satzstruktur ändert sich und das Verb steht am Ende.

  • W-Fragen (mit Fragepronomen): Der Nebensatz wird mit dem jeweiligen Fragepronomen eingeleitet (Wer, Was, Wie, Warum…).
  • Ja/Nein-Fragen (ohne Fragepronomen): Der Nebensatz wird mit der Konjunktion ob eingeleitet.

Aufgabe: Gib die Fragesätze in der indirekten Rede wieder. Du kannst Konjunktiv oder Indikativ verwenden.

  1. Sie fragte: „Was hat er gesagt?”
    → Sie fragte, was er gesagt habe. (Konjunktiv)
    → Sie fragte, was er gesagt hat. (Indikativ, oft in der Umgangssprache)
  2. Er fragte sie: „Willst du tanzen?“
    → Er fragte sie, ob sie tanzen wolle. (Konjunktiv)
    → Er fragte sie, ob sie tanzen will. (Indikativ)
  3. Ich fragte ihn: „Wie alt bist du?“
    → Ich fragte ihn, wie alt er sei. (Konjunktiv)
    → Ich fragte ihn, wie alt er ist. (Indikativ)
  4. Die Touristen fragten mich: „Können Sie uns den Weg zeigen?“
    → Die Touristen fragten mich, ob ich ihnen den Weg zeigen könne. (Konjunktiv)
    → Die Touristen fragten mich, ob ich ihnen den Weg zeigen kann. (Indikativ)
  5. Die Verkäuferin fragt den Kunden: „Welche Jacke gefällt Ihnen besser?“
    → Die Verkäuferin fragte den Kunden, welche Jacke ihm besser gefalle. (Konjunktiv)
    → Die Verkäuferin fragte den Kunden, welche Jacke ihm besser gefällt. (Indikativ)
  6. Er erkundigte sich: „Woher kommen Sie?“
    → Er erkundigte sich, woher sie kämen. (Konjunktiv II, da Konjunktiv I mit Indikativ identisch)
    → Er erkundigte sich, woher sie kommen. (Indikativ)
  7. Wir fragten uns: „Haben wir alles eingepackt?“
    → Wir fragten uns, ob wir alles eingepackt hätten. (Konjunktiv II als Ersatz)
    → Wir fragten uns, ob wir alles eingepackt haben. (Indikativ)
  8. Der Lehrer fragte die Klasse: „Ist das allen klar?“
    → Der Lehrer fragte die Klasse, ob das allen klar sei. (Konjunktiv)
    → Der Lehrer fragte die Klasse, ob das allen klar ist. (Indikativ)
  9. Die Passantin fragte: „Gibt es hier eine Apotheke?“
    → Die Passantin fragte, ob es dort eine Apotheke gäbe. (Konjunktiv II als Ersatz)
    → Die Passantin fragte, ob es dort eine Apotheke gibt. (Indikativ)
  10. Ich fragte den Mechaniker: „Wann ist mein Auto fertig?“
    → Ich fragte den Mechaniker, wann mein Auto fertig sei. (Konjunktiv)
    → Ich fragte den Mechaniker, wann mein Auto fertig ist. (Indikativ)

Indirekte Rede Übungen Teil 3: Aufforderungen und Bitten

Aufforderungen (Imperative) können in der indirekten Rede nicht direkt übernommen werden. Stattdessen wird der Imperativ durch Modalverben oder die Konjunktion dass in Verbindung mit sollen oder mögen ausgedrückt.

Die häufigste und einfachste Methode ist die Verwendung von sollen im Konjunktiv I, gefolgt von der Ersatzform würde bei Bitten.

Aufgabe: Schreibe die Aufforderungen/Bitten in der indirekten Rede mithilfe des passenden Konjunktivs.

  1. Die Mutter sagte ihrem Sohn: „Sei nicht so laut!“
    → Sie sagte ihrem Sohn, er solle nicht so laut sein. (Verwendung von sollen)
  2. Der Polizist sagte uns: „Gehen Sie bitte weiter!“
    → Der Polizist sagte uns, wir sollten weitergehen.
  3. Sie sagte mir: „Mach dir keine Sorgen!“
    → Sie sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen.
  4. Der Tierpfleger im Zoo sagte den Kindern: „Füttert die Tiere nicht!“
    → Der Tierpfleger sagte den Kindern, sie sollten die Tiere nicht füttern.
  5. Der Fahrgast sagte dem Taxifahrer: „Fahren Sie mich bitte zum Bahnhof.“
    → Der Fahrgast sagte dem Taxifahrer, er möge ihn zum Bahnhof fahren. (Bei höflichen Bitten wird oft mögen oder bitten, zu verwendet.)
  6. Der Lehrer ermahnte die Schüler: „Hört jetzt sofort auf zu reden!“
    → Der Lehrer ermahnte die Schüler, sie sollten sofort aufhören zu reden.
  7. Die Trainerin forderte ihn auf: „Lauf schneller!“
    → Die Trainerin forderte ihn auf, er solle schneller laufen.
  8. Der Gastgeber bat die Gäste: „Bleibt doch noch eine Weile!“
    → Der Gastgeber bat die Gäste, sie möchten doch noch eine Weile bleiben. (möchten drückt die Bitte aus)
  9. Ich sagte ihm: „Ruf mich später an!“
    → Ich sagte ihm, er solle mich später anrufen.
  10. Die Ärztin sagte dem Patienten: „Nehmen Sie die Tabletten regelmäßig.“
    → Die Ärztin sagte dem Patienten, er solle die Tabletten regelmäßig nehmen.

Fazit und Wiederholung der Regeln

Die indirekte Rede erfordert Aufmerksamkeit auf zwei zentrale Aspekte: die Kasusanpassung (Wer spricht über wen?) und die korrekte Verwendung des Konjunktivs (zur Kennzeichnung der Distanzierung).

  • Aussagesatz: Verwende den Konjunktiv I. Bei Identität mit dem Indikativ (insbesondere im Plural und bei ich-Formen) verwende den Konjunktiv II.
  • Fragesatz: Bei W-Fragen wird das Fragepronomen genutzt; bei Ja/Nein-Fragen wird ob genutzt. Die Wortstellung wechselt in den Nebensatz (Verb am Ende).
  • Aufforderung/Bitte: Der Imperativ wird durch sollen im Konjunktiv I (bei Befehlen) oder mögen/bitten (bei höflichen Bitten) umschrieben.

Regelmäßiges Training der Indirekte Rede Übungen festigt dein Wissen über die Konjunktivformen und ermöglicht dir eine präzise und differenzierte Kommunikation im Deutschen.

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Hoffmann David
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Ich bin David Hoffmann, Experte für Online-Deutschlernen sowie Berufs- und Auslandsorientierung. Mit langjähriger Erfahrung begleite ich Lernende dabei, ihre Deutschkenntnisse gezielt zu verbessern, die passenden Lern-Apps auszuwählen und berufliche wie...