Der Relativsatz gehört zu den wichtigsten Nebensätzen in der deutschen Grammatik. Mit ihm kannst du Personen, Dinge oder ganze Situationen genauer beschreiben, ohne immer neue Hauptsätze zu bilden. Wenn du den Relativsatz gut beherrschst, klingen deine Sätze natürlicher, genauer und deutlich näher an der Sprache von Muttersprachlern.
In diesem Artikel erfährst du, was ein Relativsatz ist, wie er gebildet wird, welche Relativpronomen und Relativadverbien es gibt, welche Arten von Relativsätzen unterschieden werden und wie die Kommasetzung funktioniert. Zum Schluss bekommst du Übungen mit Lösungen, damit du den Relativsatz sicher anwenden kannst.
Was ist ein Relativsatz?
Ein Relativsatz ist ein Nebensatz, der eine Information aus dem Hauptsatz genauer erklärt oder ergänzt. Meist bezieht er sich auf ein Nomen im Hauptsatz, zum Beispiel auf eine Person oder einen Gegenstand.
Schau dir diesen Satz an: „Die Frau, die neben mir sitzt, ist meine Lehrerin.“
Der Hauptsatz lautet: „Die Frau ist meine Lehrerin.“
Der Relativsatz lautet: „die neben mir sitzt“.
Der Relativsatz beschreibt, welche Frau gemeint ist. Das Einleitungswort „die“ bezieht sich auf „Frau“. Der Relativsatz hängt also direkt am Substantiv und liefert eine zusätzliche Information. Das ist typisch für den Relativsatz: Er klärt, wer oder was genau gemeint ist.
Wichtig ist dabei die Stellung des Verbs. Wie bei anderen Nebensätzen im Deutschen steht das Verb im Relativsatz am Ende.

Satzbau: Hauptsatz und Relativsatz
Um den Relativsatz zu verstehen, hilft ein kurzer Blick auf die Struktur von Hauptsatz und Nebensatz. Im Hauptsatz steht das konjugierte Verb auf Position zwei:
„Mein Bruder fährt morgen nach Berlin.“
Im Relativsatz steht das Verb am Ende:
„Mein Bruder, der morgen nach Berlin fährt, besucht dort seine Freunde.“
Hier bestehen gleich zwei Beziehungen: Der Hauptsatz „Mein Bruder besucht dort seine Freunde“ wird durch den Relativsatz „der morgen nach Berlin fährt“ ergänzt. Dadurch weiß man, welcher Bruder gemeint ist – nämlich der, der nach Berlin fährt.
Ein Relativsatz kann:
- direkt nach dem Nomen stehen, auf das er sich bezieht,
- vor dem Hauptsatz stehen,
- oder in den Hauptsatz eingeschoben sein.
Beispiele:
- „Das ist der Mann, der mir geholfen hat.“
- „Wer mir geholfen hat, ist der Mann, den du gestern gesehen hast.“
- „Der Mann, der mir geholfen hat, war gestern sehr freundlich.“
In allen Fällen bleibt die typische Regel gleich: Im Relativsatz steht das Verb am Ende.
Relativpronomen im Relativsatz
Die meisten Relativsatz–Konstruktionen werden mit Relativpronomen eingeleitet. Diese Wörter verknüpfen den Hauptsatz mit dem Nebensatz und zeigen an, worauf sich der Nebensatz bezieht.
Die wichtigsten Relativpronomen sind:
der, die, das, dem, den, deren, dessen
sowie welche, welcher, welches in bestimmten Situationen.
Beispiele für einen Relativsatz mit Relativpronomen:
„Paul hat einen Hund, der sehr laut bellt.“
„Ich suche eine Wohnung, die einen Balkon hat.“
„Das ist das Buch, das du mir empfohlen hast.“
In jedem Beispiel ersetzt das Relativpronomen ein Nomen aus dem Hauptsatz. Der Relativsatz erklärt dieses Nomen genauer:
- „der“ bezieht sich auf „Hund“
- „die“ bezieht sich auf „Wohnung“
- „das“ bezieht sich auf „Buch“
Die Form des Relativpronomens hängt von Genus, Numerus und Fall des Bezugswortes ab. In der Praxis hilft es oft, erst einen einfachen Satz zu bilden und dann das passende Relativpronomen zu wählen. Mit etwas Übung erkennst du automatisch, wie der Relativsatz aufgebaut sein muss.

Relativadverbien im Relativsatz
Neben Relativpronomen gibt es Relativadverbien. Auch sie leiten einen Relativsatz ein, aber sie beziehen sich nicht direkt auf ein Nomen, sondern auf Umstände wie Ort, Grund oder Art und Weise.
Wichtige Relativadverbien, mit denen ein Relativsatz eingeleitet wird, sind zum Beispiel:
wo, woher, wohin, warum, weshalb, wieso, wie.
Beispiele:
„Das ist der Ort, wo wir uns kennengelernt haben.“
„Ich weiß nicht mehr, warum er so wütend war.“
„Er hat erklärt, wie man die Aufgabe löst.“
Auch hier gilt: Der Relativsatz liefert genauere Informationen. Er erklärt entweder einen Ort („wo“), einen Grund („warum“, „weshalb“) oder eine Art und Weise („wie“). Am Ende steht wieder das Verb.
Ein wichtiger Unterschied zu Fragesätzen: Mit den gleichen Wörtern kann man Fragen bilden. Der Unterschied liegt daran, ob ein Fragezeichen am Ende steht. Ein Relativsatz hat kein Fragezeichen, sondern ist in einen größeren Satz eingebettet.
Arten von Relativsätzen: attributiv, frei und weiterführend
Nicht jeder Relativsatz funktioniert gleich. In der Grammatik unterscheidet man verschiedene Arten, je nachdem, worauf sich der Nebensatz bezieht und welche Aufgabe er im Gesamtsatz hat.
Attributiver Relativsatz
Der attributive Relativsatz ist am häufigsten. Er bezieht sich direkt auf ein Substantiv und beschreibt es genauer.
Beispiele:
„Der Schüler, der hinten sitzt, hört gut zu.“
„Die Stadt, die an einem Fluss liegt, ist sehr schön.“
Hier ist klar: Der Relativsatz hängt an einem Substantiv und wirkt wie ein Adjektiv – er liefert eine Beschreibung. Man könnte den Relativsatz durch ein Adjektiv ersetzen, aber mit dem Nebensatz lassen sich mehr Informationen einbauen.
Freier Relativsatz
Ein freier Relativsatz bezieht sich nicht auf ein einzelnes Nomen im Hauptsatz, sondern erfüllt selbst die Funktion eines Satzgliedes. Er kann zum Beispiel Subjekt oder Objekt im Gesamtsatz sein.
„Wer zu spät kommt, verpasst die Erklärung.“
„Was du heute lernst, hilft dir morgen.“
In diesen Beispielen übernimmt der Relativsatz die Rolle des Subjekts oder Akkusativobjekts. Man spricht vom freien Relativsatz, weil er nicht an ein bestimmtes Nomen im Hauptsatz gebunden ist.

Weiterführender Relativsatz
Beim weiterführenden Relativsatz bezieht sich der Nebensatz auf den ganzen Hauptsatz, nicht nur auf ein einzelnes Wort. Er kommentiert oder bewertet die Aussage des Hauptsatzes.
„Er hat die Prüfung nicht bestanden, was ihn sehr enttäuscht hat.“
„Sie rief nicht zurück, weshalb er sich Sorgen machte.“
Der weiterführende Relativsatz drückt häufig eine Folge, eine Bewertung oder eine Reaktion auf das Geschehen aus. Er ist für den Stil sehr wichtig, weil er Sätze lebendiger wirken lässt.
Kommasetzung beim Relativsatz
Da der Relativsatz ein Nebensatz ist, spielt die Kommasetzung eine zentrale Rolle. Falsche Kommas können einen Satz schwer verständlich machen.
Grundregel: Ein Relativsatz wird immer mit einem Komma vom Hauptsatz getrennt.
Es gibt zwei typische Fälle:
- Der Relativsatz folgt auf den Hauptsatz:
„Ich habe eine Freundin, die in Berlin wohnt.“
Komma steht vor dem Einleitungswort des Relativsatzes. - Der Relativsatz ist eingeschoben:
„Meine Freundin, die in Berlin wohnt, besucht mich nächste Woche.“
Hier stehen zwei Kommas: eines vor und eines nach dem Relativsatz.
Steht der Relativsatz am Satzanfang, folgt ein Komma nach dem Verb im Nebensatz:
„Was ich gestern erlebt habe, erzähle ich dir morgen.“
Mit etwas Übung erkennst du den Relativsatz an seinem Einleitungswort. Dann ist klar, wo Kommas hingehören.
Unterschied zwischen Relativsatz und anderen Nebensätzen
Lernende verwechseln den Relativsatz oft mit anderen Nebensätzen, zum Beispiel Kausalsätzen oder „weil“-Sätzen. Der Unterschied liegt in der Funktion und im Einleitungswort.
Ein Relativsatz beschreibt normalerweise ein Nomen oder die gesamte Aussage und wird mit einem Relativpronomen oder Relativadverb eingeleitet.
„Ich kenne einen Mann, der in Spanien lebt.“
„Ich kenne einen Mann, weil ich oft in Spanien bin.“
Der erste Nebensatz ist ein Relativsatz und beantwortet die Frage: „Welchen Mann?“
Der zweite Nebensatz ist ein Kausalsatz und erklärt den Grund: „Warum kenne ich diesen Mann?“
Du erkennst den Relativsatz daran, dass du fragen kannst „Welcher? Welche? Was genau?“ und dann den Nebensatz als Antwort bekommst.
Typische Fehler beim Relativsatz
Wer Deutsch lernt, macht beim Relativsatz oft die gleichen Fehler. Wenn du diese kennst, kannst du gezielt darauf achten.
- Falsches Relativpronomen: Viele wählen „welche“ in fast jedem Satz. Besser ist es, zuerst an der, die, das zu denken. Diese Formen sind im Alltag viel häufiger. Ein natürlicher Relativsatz klingt dann viel flüssiger.
- Falscher Kasus: Das Relativpronomen muss zum Satz passen. Man muss sich fragen: Welche Funktion hat das Wort im Relativsatz? Subjekt? Objekt?
„Der Mann, den ich gestern gesehen habe, ist mein Nachbar.“
Nicht: „Der Mann, der ich gestern gesehen habe …“ - Falsche Verbposition: Im Relativsatz steht das Verb am Ende. Es rutscht leicht nach vorne, wenn man aus der eigenen Muttersprache übersetzt.
Richtig: „Das ist der Film, den ich gestern gesehen habe.“
Falsch: „… den ich habe gestern gesehen.“
Wenn du dir diese drei Punkte bewusst machst, wirkt dein Relativsatz sofort deutlich sicherer.

Relativsatz in gesprochener Sprache
Auch im Alltag spielt der Relativsatz eine große Rolle. Muttersprachler benutzen ständig Nebensätze, um Dinge genauer zu beschreiben. In der gesprochenen Sprache hört man allerdings manchmal Formen, die von der Standardsprache abweichen.
Beispiele:
„Das ist der Typ, wo ich dir von erzählt habe.“
„Die Frau, wo neben dir sitzt, kommt aus Italien.“
Hier wird „wo“ anstelle eines korrekten Relativpronomens verwendet. Solche Formen sind in Umgangssprache und Dialekten verbreitet, aber für Prüfungen oder formelle Texte solltest du beim standardsprachlichen Relativsatz bleiben:
„Das ist der Typ, von dem ich dir erzählt habe.“
„Die Frau, die neben dir sitzt, kommt aus Italien.“
Wenn du dich auf die korrekte Form konzentrierst, wirkt dein Relativsatz sicher und grammatisch stabil – egal ob schriftlich oder mündlich.
Übungen zum Relativsatz
Im nächsten Abschnitt findest du einige Aufgaben, mit denen du deinen Relativsatz-Kenntnisstand testen kannst. Versuche zunächst, die Sätze selbst zu lösen, bevor du dir die Lösungen anschaust.
Aufgabe 1: Relativpronomen einsetzen
Ergänze passende Relativpronomen und bilde einen korrekten Relativsatz.
- Das ist der Lehrer, _________ immer so geduldig erklärt.
- Ich suche den Schlüssel, _________ ich gestern verloren habe.
- Kennst du die Frau, _________ neben der Tür steht?
- Das ist das Auto, _________ seit Jahren in unserer Garage steht.
Aufgabe 2: Relativadverb einsetzen
Setze ein passendes Relativadverb ein und formuliere einen Relativsatz.
- Ich verstehe nicht, _________ du so spät kommst.
- Wir fahren in die Stadt, _________ wir früher gewohnt haben.
- Er hat mir gezeigt, _________ ich zur Schule fahren kann.
Aufgabe 3: Art des Relativsatzes bestimmen
Bestimme, um welche Art von Relativsatz es sich handelt (attributiv, frei oder weiterführend).
- Wer fleißig übt, wird den Test bestehen.
- Ich habe ein Buch gekauft, das sehr spannend ist.
- Er hat den Zug verpasst, was ihn sehr geärgert hat.
Lösungen zu den Übungen
Damit du prüfen kannst, ob du den Relativsatz richtig verwendet hast, findest du hier die Lösungen.
Lösung zu Aufgabe 1
- Das ist der Lehrer, der immer so geduldig erklärt.
- Ich suche den Schlüssel, den ich gestern verloren habe.
- Kennst du die Frau, die neben der Tür steht?
- Das ist das Auto, das seit Jahren in unserer Garage steht.
In allen Beispielen wird ein attributiver Relativsatz mit einem Relativpronomen gebildet.
Lösung zu Aufgabe 2
- Ich verstehe nicht, warum du so spät kommst.
- Wir fahren in die Stadt, wo wir früher gewohnt haben.
- Er hat mir gezeigt, wie ich zur Schule fahren kann.
Hier leiten Relativadverbien den Relativsatz ein und geben Grund, Ort oder Art und Weise an.
Lösung zu Aufgabe 3
- „Wer fleißig übt, wird den Test bestehen.“
→ freier Relativsatz (als Subjekt) - „Ich habe ein Buch gekauft, das sehr spannend ist.“
→ attributiver Relativsatz - „Er hat den Zug verpasst, was ihn sehr geärgert hat.“
→ weiterführender Relativsatz
Mit diesen Übungen siehst du, wie flexibel der Relativsatz im Deutschen sein kann.
Häufige Fragen zum Relativsatz
Was ist ein Relativsatz in einfachen Worten?
Ein Relativsatz ist ein Nebensatz, der etwas aus dem Hauptsatz genauer beschreibt. Er beginnt mit einem Relativpronomen oder Relativadverb und hat das Verb am Ende.
Wie erkenne ich einen Relativsatz?
Du erkennst einen Relativsatz an Einleitungswörtern wie der, die, das, welcher, welche, welches, wer, was, wo, warum, wie. Dieses Einleitungswort zeigt, dass ein Nebensatz folgt, der Informationen ergänzt.
Brauche ich immer ein Komma vor dem Relativsatz?
Ja. Ein Relativsatz wird immer mit mindestens einem Komma vom Hauptsatz getrennt, oft sogar mit zwei, wenn er in den Hauptsatz eingeschoben ist.
Gibt es Relativsätze ohne Relativpronomen?
In der Standardgrammatik beginnt der Relativsatz immer mit einem Relativpronomen oder Relativadverb. Umgangssprachlich fallen manche Wörter weg, in korrekten Texten sollte man sie verwenden.
Fazit: Warum der Relativsatz so wichtig ist
Der Relativsatz ist ein zentrales Werkzeug, wenn du im Deutschen genauer und differenzierter sprechen oder schreiben möchtest. Er hilft dir, Personen, Dinge und Situationen näher zu beschreiben, ohne immer neue Hauptsätze aneinanderzureihen.
Wenn du verstanden hast, wie ein Relativsatz aufgebaut ist, wie Relativpronomen und Relativadverbien funktionieren, welche Arten von Relativsätzen es gibt und wie die Kommas gesetzt werden, gewinnst du enorm an Ausdruckskraft.
Mit etwas Übung, vielen Beispielen und eigenen Sätzen wird der Relativsatz zu einem ganz normalen Teil deiner Sprache – und du merkst schnell, wie natürlich und flüssig dein Deutsch dadurch wirkt.
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