Das Präsens, die Gegenwartsform, ist die am häufigsten verwendete Zeitform im Deutschen. Es ist das Fundament der deutschen Sprache und ermöglicht es uns, über Fakten, aktuelle Geschehnisse und sogar über die Zukunft zu sprechen.
Ein sicherer Umgang mit der Konjugation im Präsens ist unerlässlich für jeden, der Deutsch lernt. In dieser Erläuterung erfahren Sie die Regeln zur Verwendung und Bildung des Präsens, einschließlich der Konjugation von regelmäßigen und unregelmäßigen Verben sowie wichtiger Ausnahmen.
Was ist Präsens?
Das Präsens ist die Zeitform, die hauptsächlich zur Beschreibung der Gegenwart dient, aber auch für zeitlose Aussagen und bestimmte zukünftige Ereignisse genutzt wird. Es ist die Basis, von der aus alle anderen Zeitformen abgeleitet werden.
- Beispiel für einen Zustand: Das ist Felix.
- Beispiel für eine wiederholte Handlung: Jeden Dienstag geht er zum Fußballtraining.
- Beispiel für eine Dauer: Er spielt schon seit fünf Jahren Fußball.
- Beispiel für die Zukunft: Nächsten Sonntag um 14 Uhr hat seine Mannschaft ein wichtiges Spiel.

Wann verwendet man Präsens im Deutschen?
Das Präsens ist äußerst vielseitig. Wir verwenden es in folgenden Fällen:
Fakten und Zustände in der Gegenwart
Das Präsens beschreibt Zustände oder Tatsachen, die zum Zeitpunkt des Sprechens gültig sind. Dazu gehören allgemeingültige Aussagen.
- Beispiel: Die Sonne scheint hell.
- Beispiel: Das ist Felix.
- Beispiel: Wasser kocht bei 100 Grad Celsius.
Handlungen in der Gegenwart
Es beschreibt Handlungen, die einmalig, mehrmals (wiederholt) oder nie in der Gegenwart stattfinden.
- Einmalig: Ich trinke gerade einen Kaffee.
- Mehrmals/Wiederholt: Jeden Dienstag geht er zum Fußballtraining.
- Nie: Sie isst nie Fleisch.

Dauer von Handlungen
Das Präsens wird verwendet, um auszudrücken, wie lange eine Handlung bereits andauert. Hierbei werden oft temporale Angaben wie „seit“ verwendet.
- Beispiel: Er spielt schon seit fünf Jahren Fußball.
- Beispiel: Ich wohne seit 2010 in Berlin.
Festgelegte Handlungen in der Zukunft
Wenn ein zukünftiges Ereignis bereits festgelegt oder vereinbart ist, kann es mit dem Präsens ausgedrückt werden. Hierbei muss ein Adverb der Zeit die Zukunftsbedeutung klarstellen (nächsten Sonntag, morgen, in zwei Wochen).
- Beispiel: Nächsten Sonntag hat seine Mannschaft ein wichtiges Spiel.
- Beispiel: Morgen fliegen wir in den Urlaub.
Wie bildet man das Präsens?
Um Verben im Präsens zu konjugieren, entfernen wir die Infinitivendung -en (oder -n) und hängen die entsprechenden Personalendungen an den Wortstamm an.
Bildungstabelle für regelmäßige Verben (z.B. lernen)
| Person | Endung | Beispiel |
| ich | -e | ich lerne |
| du | -st | du lernst |
| er/sie/es/man | -t | er lernt |
| wir | -en | wir lernen |
| ihr | -t | ihr lernt |
| sie/Sie | -en | sie lernen |
Unregelmäßige Verben: Sein und Haben
Die Verben sein und haben sind die wichtigsten unregelmäßigen Verben und müssen auswendig gelernt werden. Sie bilden das Fundament vieler deutscher Sätze.
| Person | Sein | Haben |
| ich | ich bin | ich habe |
| du | du bist | du hast |
| er/sie/es/man | er ist | er hat |
| wir | wir sind | wir haben |
| ihr | ihr seid | ihr habt |
| sie/Sie | sie sind | sie haben |
Ausnahmen bei der Konjugation im Präsens
Bei der Bildung des Präsens gibt es mehrere Ausnahmen, die sich hauptsächlich auf die Endungen in der 2. und 3. Person Singular sowie der 2. Person Plural auswirken.
Einfügen eines Dehnungs-e (Stamm auf d/t, Konsonant + n)
Endet der Wortstamm auf -d oder -t (z.B. warten), auf b/d/g + n (z.B. ordnen) oder auf zwei Konsonanten + n (z.B. zeichnen), wird ein „e“ vor die Endungen -st und -t eingefügt, um die Aussprache zu erleichtern.
- warten $\rightarrow$ du wartest, er wartet, ihr wartet
- ordnen $\rightarrow$ du ordnest, er ordnet, ihr ordnet
- zeichnen $\rightarrow$ du zeichnest, er zeichnet, ihr zeichnet
Ausnahme vom Dehnungs-e:
Diese Regel gilt nicht für Verben mit Stammendung auf -d oder -t, die einen Vokalwechsel (Umlaut) im Singular aufweisen.
- laden $\rightarrow$ du lädst, er lädt (Hier fällt das Endungs-t in der 3. Person Singular weg.)
- halten $\rightarrow$ du hältst, er hält
Ausfall des Endungs-s
Endet der Wortstamm auf -s, -ß, -x oder -z (z.B. tanzen), fällt das Endungs-s in der 2. Person Singular weg, da der Stamm bereits ein Zischlaut-S enthält.
- tanzen $\rightarrow$ du tanzt (nicht: tanzst)
- reisen $\rightarrow$ du reist (nicht: reisst)

Vokalwechsel bei starken Verben
Einige starke Verben (unregelmäßige Verben) ändern den Stammvokal in der 2. und 3. Person Singular. Dies ist ein wichtiger Aspekt der Präsens-Konjugation:
- a $\rightarrow$ ä (fahren $\rightarrow$ du fährst, er fährt)
- e $\rightarrow$ i (lesen $\rightarrow$ du liest, er liest)
- e $\rightarrow$ ie (sehen $\rightarrow$ du siehst, er sieht)
- Beispiel (lesen): ich lese, du liest, er liest, wir lesen, ihr lest, sie lesen.
Verben auf -eln/-ern
Endet der Infinitiv auf -eln (z.B. lächeln) oder -ern (z.B. wandern), fällt das Endungs-e in der 1., 2., 3. Person Plural weg.
- Bei -eln kann in der 1. Person Singular das e des Wortstamms weggelassen werden:
- lächeln $\rightarrow$ ich läch(e)le
- Bei -ern wird das Endungs-e beibehalten:
- wandern $\rightarrow$ ich wandere
Modalverben und „wissen“
Die meisten Modalverben (können, dürfen, sollen, müssen, wollen, mögen) sowie das Verb wissen haben im Präsens eine Besonderheit: Sie ändern den Wortstamm im Singular und haben in der 1. und 3. Person Singular keine Endung (wie unregelmäßige Präteritumsformen).
- können $\rightarrow$ ich kann, du kannst, er kann
- wissen $\rightarrow$ ich weiß, du weißt, er weiß
Die Beherrschung dieser Ausnahmen ist entscheidend für eine grammatikalisch korrekte Konjugation im Präsens und damit für die fließende Anwendung der deutschen Sprache.
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