Infinitivsätze sind ein faszinierendes und wichtiges Element der deutschen Grammatik. Sie bieten eine elegante Möglichkeit, Sätze zu verkürzen, zu verallgemeinern und komplexe Ideen prägnant auszudrücken. Wenn Sie Ihre Deutschkenntnisse auf die nächste Stufe heben möchten, ist das Verständnis und die korrekte Anwendung von Infinitivsätzen unerlässlich. Dieser Artikel beleuchtet die Struktur, Verwendung und die spezifischen Wörter und Wendungen, nach denen Infinitivsätze im Deutschen typischerweise stehen.
Was genau sind Infinitivsätze?
Ein Infinitivsatz ist im Deutschen eine spezielle Art von Nebensatz, der verkürzt ist. Er wird charakteristischerweise mit der Partikel „zu“ in Kombination mit dem Infinitiv des Verbs gebildet. Im Gegensatz zu vollständigen Nebensätzen besitzen Infinitivsätze kein eigenes Subjekt. Sie beziehen sich stattdessen auf das Subjekt oder Objekt des Hauptsatzes. Diese Kürzung macht Infinitivsätze besonders nützlich für eine flüssige und dichte Ausdrucksweise.
Sie können Infinitivsätze oft als eine Verallgemeinerung oder als eine Konkretisierung der im Hauptsatz ausgedrückten Handlung oder Absicht verstehen.
Grundstruktur des Infinitivsatzes:
Der Infinitivsatz besteht immer aus dem Infinitiv (der Grundform des Verbs) und dem Wort „zu“, wobei „zu“ direkt vor dem Infinitiv steht:
- Beispiel: Ich hoffe, bald wie ein Profi spielen zu können.
Wenn wir das Ziel einer Handlung ausdrücken möchten, verwenden wir die Konstruktion „um zu“.
- Beispiel: Ich bin gekommen, um mir einen guten Tennisschläger zu kaufen.

Die Verwendung von Infinitivsätzen im Deutschen
Die Verwendung von Infinitivsätzen ist nicht willkürlich, sondern folgt bestimmten grammatischen Regeln. Sie treten meist nach bestimmten Wörtern und Wendungen auf. Das Beherrschen dieser Auslöser ist der Schlüssel zur korrekten Anwendung von Infinitivsätzen.
Position im Satz
Infinitivsätze stehen in der Regel nach dem Hauptsatz, können jedoch zur Betonung oder für stilistische Abwechslung auch am Anfang des Satzes positioniert werden.
- Häufigste Position: Ich habe vor, mit dem Tennisspielen zu beginnen.
- Anfangsposition: Wie ein Profi zu spielen, ist nahezu unmöglich.
Bezug zum Hauptsatz
Die Handlung, die im Infinitivsatz beschrieben wird, wird von einer Person oder Sache ausgeführt, die im Hauptsatz genannt wird. Dieser Bezug kann entweder das Subjekt oder das Objekt des Hauptsatzes sein.
- Bezug auf das Subjekt:
In den meisten Fällen bezieht sich der Infinitivsatz auf das Subjekt des Hauptsatzes. Das Subjekt des Hauptsatzes führt also die Handlung des Infinitivsatzes aus.
- Beispiel: Sie müssen erst einmal lernen, den Ball zu treffen. (Das Subjekt „Sie“ lernt und trifft den Ball.)
- Bezug auf das Objekt:
Es gibt jedoch auch Verben und Wendungen, bei denen sich der Infinitivsatz auf das Objekt des Hauptsatzes bezieht. In diesem Fall führt das Objekt die Handlung des Infinitivsatzes aus.
- Beispiel: Ich empfehle Ihnen, einen Schläger für Anfänger zu nehmen. (Das Objekt „Ihnen“ soll den Schläger nehmen.)
- Infinitivsätze mit „um zu“:
Die „um zu“-Konstruktion dient immer dazu, das Ziel oder den Zweck einer im Hauptsatz beschriebenen Handlung auszudrücken. In diesem Fall bezieht sich der Infinitivsatz immer auf das Subjekt.
- Beispiel: Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.
- Beispiel: Um so gut zu werden, haben die Profis viele Jahre lang jeden Tag trainiert.

Die Wortstellung im Infinitivsatz
Die korrekte Wortstellung im Infinitivsatz ist essenziell. Wie bei allen infiniten Verbformen (Infinitiv, Partizipien) im Deutschen steht das Verb an das Ende des Satzes. Beim Infinitivsatz bilden der Infinitiv und die Erweiterung „zu“ eine Einheit, die am Ende positioniert wird.
- Vergleich: Ich kann bald wie ein Profi spielen. $\rightarrow$ Ich hoffe, bald wie ein Profi spielen zu können.
Das Wort „um“ in der „um zu“-Konstruktion steht hingegen am Anfang des Infinitivsatzes.
- Beispiel: Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.
Besondere Beachtung bei trennbaren Verben
Bei Verben, die trennbar sind (z. B. anziehen, kennenlernen), steht das „zu“ zwischen den beiden Teilen des Verbs. Dies ist ein wichtiger Unterschied zur Stellung bei untrennbaren Verben.
- Trennbares Verb: anziehen $\rightarrow$ anzuziehen
- Trennbares Verb: kennenlernen $\rightarrow$ kennenzulernen
Detaillierte Listen: Nach welchen Wörtern verwendet man Infinitivsätze?
Der Einsatz von Infinitivsätzen hängt stark von den auslösenden Wörtern oder Wendungen im Hauptsatz ab. Die folgenden detaillierten Listen helfen Ihnen, diese Trigger zu identifizieren.
Infinitivsatz bezieht sich auf das Subjekt
Wenn der Infinitivsatz sich auf das Subjekt bezieht, führt das Subjekt des Hauptsatzes auch die Handlung im Infinitivsatz aus.
- Beispiel: Die Tennisschülerin muss lernen, den Ball zu treffen.
- Einfache Verben, die Infinitivsätze auslösen:
Diese Verben drücken oft eine Absicht, Hoffnung, Zusage, einen Plan oder eine Emotion des Subjekts aus.
- beabsichtigen, behaupten, beschließen, drohen, geloben, glauben, hoffen, jemandem anbieten, lernen, planen, schwören, vereinbaren, vorhaben, vergessen, versäumen, versprechen, versuchen, vortäuschen, vorziehen, wagen, zögern.
- Erweiterte Verben: dabei sein, dazu beitragen, dazu neigen, dazu tendieren.
- Anwendungsbeispiel: Die Kundin beabsichtigt, mit dem Tennisspielen zu beginnen.
- Reflexive Verben, die Infinitivsätze auslösen:
Diese Verben beschreiben eine Handlung, die sich auf das Subjekt selbst zurückbezieht.
- sich bereit erklären, sich daranmachen, sich entscheiden, sich erinnern, sich leisten (mit Dativobjekt), sich sehnen, sich trauen, sich verpflichten, sich wagen (mit Dativobjekt), sich weigern.
- Anwendungsbeispiel: Der Verkäufer macht sich daran, die Kundin zu beraten.

- Adjektive und als Adjektiv verwendete Partizipien:
Diese drücken einen Zustand oder eine innere Haltung des Subjekts aus.
- bemüht, bestrebt, beunruhigt, entschlossen, enttäuscht, erfreut, erleichtert, froh, traurig, überrascht.
- Anwendungsbeispiel: Die Kundin ist entschlossen, bald wie ein Profi zu spielen.
- Wendungen mit Nomen (Nominale Wendungen):
Diese Nomen-Verb-Kombinationen sind feste Ausdrücke, die eine Absicht, eine Drohung oder eine Möglichkeit beschreiben.
- die Absicht haben, das Angebot machen/annehmen, in Betracht ziehen, die Drohung aussprechen, die Entscheidung treffen, den Entschluss fassen, die Hoffnung haben, die Neigung haben, die Notwendigkeit sehen, die Vereinbarung treffen, das Versprechen geben, den Versuch unternehmen, Vorbereitungen treffen.
- Anwendungsbeispiel: Ich habe die Absicht, bald so gut wie ein Profi zu spielen.
Infinitivsatz bezieht sich auf das Objekt
Wenn der Infinitivsatz sich auf das Objekt bezieht, soll das Objekt des Hauptsatzes die Handlung im Infinitivsatz ausführen. Diese Verben beschreiben oft eine Form der Aufforderung, des Rates, der Ermöglichung oder der Zwangsausübung.
- Beispiel: Der Trainer bringt der Tennisschülerin bei, den Ball zu treffen.
- Verben mit Akkusativobjekt:
Diese Verben fordern das Akkusativobjekt zu einer bestimmten Handlung auf.
- bitten, dazu bringen, einladen, ermutigen, erinnern, lehren, überreden, überzeugen, veranlassen, warnen, zwingen.
- Anwendungsbeispiel: Die Kundin bittet den Verkäufer, sie zu beraten.
- Verben mit Dativobjekt:
Diese Verben ermöglichen dem Dativobjekt eine Handlung oder geben einen Rat.
- befehlen, beibringen, empfehlen, ermöglichen, erlauben, gelingen, gestatten, helfen, leichtfallen, raten, verbieten.
- Anwendungsbeispiel: Der Verkäufer rät der Kundin, einen Schläger für Anfänger zu nehmen.
Infinitivsatz bezieht sich auf eine unpersönliche Form
Diese Verwendung tritt bei bestimmten Adjektiven auf und wird typischerweise mit der unpersönlichen Form „es“ (im Sinne von „man“) eingeleitet. Die Handlung des Infinitivsatzes bezieht sich hierbei auf eine allgemeingültige Aussage.
- Beispiel: Es ist nahezu unmöglich, wie ein Profi zu spielen. (Man kann nicht wie ein Profi spielen.)

Adjektive für unpersönliche Infinitivsätze:
- egoistisch, gerecht, klug, kompliziert, leicht, mutig, schwierig, sinnlos, traurig, unangenehm, unhöflich, unmöglich.
- Anwendungsbeispiel: Es ist schwierig, die Technik sofort perfekt zu beherrschen.
Die Besonderheit des „um zu“-Infinitivsatzes
Der Infinitivsatz mit „um zu“ ist ein spezieller Fall und so wichtig, dass er eine gesonderte Betrachtung verdient. Er dient ausschließlich zur Angabe eines Zwecks oder Ziels (Finalsatz). Die Konstruktion ist fix und sehr häufig im deutschen Sprachgebrauch.
- Syntax: Hauptsatz + Komma + um + Ergänzungen + zu + Infinitiv
- Bedeutung: Er beantwortet die Frage „Wozu?“ oder „Mit welcher Absicht?“.
- Anwendungsbeispiel: Er trainiert täglich stundenlang, um seine Leistung zu verbessern.
Infinitivsätze im praktischen Kontext: Ein Dialog
Betrachten wir noch einmal den Dialog im Sportgeschäft, um die vielfältige Anwendung von Infinitivsätzen zu erkennen.
Kundin: Ich habe vor, mit dem Tennisspielen zu beginnen. Ich bin gekommen, um mir einen guten Tennisschläger zu kaufen.
(Verwendung von „vorhaben“ -> Bezug auf Subjekt; Verwendung von „um zu“ -> Zweck)
Verkäufer: Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Ich empfehle Ihnen, einen Schläger für Anfänger zu nehmen.
(Verwendung von „um zu“ -> Zweck; Verwendung von „empfehlen“ -> Bezug auf Objekt)
Kundin: Aber ich hoffe, bald wie ein Profi spielen zu können.
(Verwendung von „hoffen“ -> Bezug auf Subjekt)
Verkäufer: Sie müssen erst einmal lernen, den Ball zu treffen. Wie ein Profi zu spielen, ist nahezu unmöglich. Um so gut zu werden, haben die Profis viele Jahre lang jeden Tag trainiert.
(Verwendung von „lernen“ -> Bezug auf Subjekt; Verwendung der unpersönlichen Form „ist unmöglich“; Verwendung von „um zu“ -> Zweck am Satzanfang)
In jedem dieser Sätze tragen die Infinitivsätze dazu bei, die Absichten, Ratschläge oder Hoffnungen präzise und grammatisch korrekt zu formulieren. Sie ersetzen potenziell umständlichere Nebensätze (z.B. „dass ich mit dem Tennisspielen beginne“) durch eine kompaktere Form.
Zusammenfassung der Vorteile von Infinitivsätzen
Die Beherrschung von Infinitivsätzen bringt mehrere Vorteile für den Deutschlerner mit sich:
- Kompaktheit und Eleganz: Sie ermöglichen eine kürzere und sprachlich anspruchsvollere Ausdrucksweise.
- Präzision: Besonders die „um zu“-Form erlaubt die klare Angabe des Zwecks.
- Vermeidung von Wiederholungen: Da kein eigenes Subjekt im Infinitivsatz nötig ist, werden unnötige Wiederholungen vermieden.
Infinitivsätze sind somit nicht nur eine grammatische Regel, sondern ein wichtiges Werkzeug für jeden, der die Feinheiten und die Präzision der deutschen Sprache wirklich beherrschen möchte. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den auslösenden Verben, Adjektiven und Wendungen sichern Sie sich einen großen Fortschritt in Ihrer Sprachkompetenz.
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