Verben mit Dativ und Akkusativ Richtig Anwenden: Die Deutsche Grammatik Einfach Erklärt

Die deutschen Kasus (Fälle) – Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ – sind das unverzichtbare Fundament der deutschen Grammatik. Sie bestimmen die Funktion von Substantiven im Satz. Während Nominativ und Genitiv oft als relativ leicht empfunden werden, führen die Verben mit Dativ und Akkusativ und deren korrekte Anwendung bei Deutschlernenden häufig zu Verwirrungen und Unsicherheiten. Dies liegt daran, dass diese beiden Fälle die Objekte in einem Satz sichtbar machen und ihre Verwendung eng mit dem Verb (Prädikat) verknüpft ist.

Dieser ausführliche Leitfaden hilft dir, den Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ klar zu verstehen und vor allem zu lernen, wie Verben mit Dativ und Akkusativ in den unterschiedlichsten Satzstrukturen korrekt verwendet werden.

Was sind Dativ und Akkusativ? Die Rollen der Objekte

Kasus, oder Fälle, zeigen die grammatische Abhängigkeit eines Satzteils von einem anderen Wort (meistens vom Verb) an. Im Deutschen nutzen wir vier Fälle, um die syntaktische Funktion eines Substantivs im Satz zu bestimmen. Der Dativ (3. Fall) und der Akkusativ (4. Fall) sind die Fälle der Objekte.

Der Dativ (3. Fall) – Der Empfänger

Die Hauptfunktion des Dativs ist es, einen Empfänger oder einen indirekt Betroffenen in einem Satz deutlich zu machen. Das Substantiv im Dativ wird als Dativobjekt oder indirektes Objekt bezeichnet.

  • Kontrollfrage: Wem?
    • (Bei Wechselpräpositionen, die einen festen Ort beschreiben, auch Wo?)
  • Beispiel: Ich gebe dem Freund sein Buch zurück.
    • Frage: Ich gebe (wem?) dem Freund. Der Freund ist der Empfänger der Handlung.
  • Dativartikel: Der bestimmte Artikel verändert sich: die wird zu der; der und das werden zu dem.

Der Akkusativ (4. Fall) – Das Behandelte Objekt

Der Akkusativ bezeichnet eine Person oder eine Sache, die direkt behandelt wird oder auf die sich die Handlung des Verbs unmittelbar bezieht. Das Substantiv im Akkusativ wird als Akkusativobjekt oder direktes Objekt bezeichnet.

  • Kontrollfragen: Wen? oder Was?
  • Beispiel: Ich kaufe eine schöne Tasche.
    • Frage: Ich kaufe (was?) eine schöne Tasche. Die Tasche ist das direkte Ziel der Handlung “kaufen”.
  • Akkusativartikel: Nur der maskuline bestimmte Artikel ändert sich: der wird zu den. Die femininen (die) und neutralen (das) Artikel bleiben gleich.

Deklination: Wie sich Dativ und Akkusativ auf Substantive und Adjektive Auswirken

Unabhängig vom Kasus werden Substantive, Adjektive und Artikel immer nach Genus, Kasus und Numerus dekliniert.

Deklination im Dativ

Wortart Regelung Beispiel
Substantive Im Singular meist unverändert, außer Ausnahmen der N-Deklination (dem Jungen, dem Studenten, dem Menschen). Im Plural wird immer ein -(e)n hinzugefügt (den Schreibern, den Stars). Ich schenke Blumen einer schönen Frau.
Adjektive Adjektive erhalten in der Regel die Endung -(e)n (nach bestimmten Artikeln oder nach unbestimmten maskulin/neutral). der schönen Frau, den großen Bäumen.
Artikel Feminin: der (best.), einer (unbest.) / Maskulin: dem, einem / Neutral: dem, einem. dem Mann, einer Frau, keinem Kind.

Deklination im Akkusativ

Wortart Regelung Beispiel
Substantive Im Singular meist unverändert, außer maskulinen Nomen der N-Deklination (der Löwe – den Löwen; der Herr – den Herrn). Ich habe einen schönen Mann gesehen.
Adjektive Endungen hängen vom Genus ab: Maskulin -(e)n; Feminin -e; Neutral -es. Ich habe einen schönen** Mann** gesehen.
Artikel Feminin: die (best.), eine (unbest.) / Maskulin: den, einen / Neutral: das, ein. den schönen Mann, die schöne Frau, das schöne Bild.

Die Kunst der Verben mit Dativ und Akkusativ

Ein Verb kann bestimmen, ob es ein Akkusativobjekt, ein Dativobjekt oder sogar beides benötigt. Die korrekte Verwendung der Verben mit Dativ und Akkusativ ist ein wichtiger Meilenstein beim Deutschlernen.

Verben, die ein Dativobjekt verlangen (Verb + Dativ)

Diese Verben drücken oft eine persönliche Beziehung, eine Reaktion oder eine Mitteilung aus und benötigen einen Empfänger (Wem?).

Dativ Verben (Auswahl) Beispiel
antworten Ich antworte ihm.
danken Sie dankt der Kollegin.
gefallen Das Bild gefällt mir.
gehören Das Buch gehört dem Schüler.
helfen Er hilft dem alten Mann.
glauben Du glaubst mir nicht.
zuhören Wir hören dir zu.
verzeihen Er verzeiht dem Jungen.

Verben, die ein Akkusativobjekt verlangen (Verb + Akkusativ)

Da die meisten Verben im Deutschen ein direktes Objekt benötigen, ist eine vollständige Liste unmöglich. Diese Verben beschreiben eine Handlung, die sich direkt auf eine Sache oder Person auswirkt (Wen? / Was?).

Spezial-Tipps für Akkusativverben:

  • Untrennbare Verben mit den Vorsilben be-, ver- und zer- verlangen fast immer den Akkusativ:
    • Beispiele: Er bekommt ein Geschenk. / Wir besuchen meine Familie. / Sie verließ den Garten. / Ich verstehe dich. / Ich zerreiße die Rechnung.
  • Unpersönliche Verben mit dem Subjekt „es“ benötigen meist ein Akkusativpronomen:
    • Es ärgert mich. / Es beleidigt uns. / Es wundert mich.
  • Nach der Wendung “es gibt” und dem Vollverb “haben” folgt immer der Akkusativ:
    • Es gibt keine Nudeln. / Ich habe ein Haus.

Verben mit Dativ und Akkusativ gleichzeitig

Einige Verben mit Dativ und Akkusativ benötigen zwei Objekte: einen Empfänger (Dativobjekt) und das direkt betroffene Objekt (Akkusativobjekt).

Verb + Dativ + Akkusativ Beispiel
geben Er gibt dem Kind (Dativ) einen Keks (Akkusativ).
schenken Ich schenke meiner Mutter (Dativ) eine schöne Tasche (Akkusativ).
bringen Ich bringe dir (Dativ) die Post (Akkusativ).
erklären Sie erklärt uns (Dativ) die Regel (Akkusativ).
erzählen Er erzählt mir (Dativ) eine Geschichte (Akkusativ).
kaufen Ich kaufe der Mutter (Dativ) eine schöne Tasche (Akkusativ).
schicken Er schickt ihm (Dativ) eine E-Mail (Akkusativ).

Reihenfolge der Objekte in Sätzen mit Verben mit Dativ und Akkusativ

Wenn du zwei Objekte im Satz hast, ist die Reihenfolge entscheidend für einen natürlichen Sprachfluss.

Reihenfolge Bedingung Beispiel
Akkusativobjekt vor Dativobjekt Wenn beide Objekte Pronomen sind: Gib sie (Akk. Pron.) mir (Dat. Pron.).
Wenn nur das Akkusativobjekt ein Personalpronomen ist: Er gibt ihn (Akk. Pron.) seiner Freundin (Dat. Nomen).
Wenn das Akkusativobjekt betont werden soll: Maria gibt ihre Ausarbeitungen (Akk.) dem Chef (Dat.).
Dativobjekt vor Akkusativobjekt In allen anderen Fällen (Nomen-Nomen, Dativ Pronomen – Akkusativ Nomen): Gib mir (Dat. Pron.) das Buch (Akk. Nomen).
Ich kaufe meiner Mutter (Dat. Nomen) eine schöne Tasche (Akk. Nomen).

Präpositionen mit Dativ und Akkusativ

Ein wichtiger Aspekt der Kasuslehre ist die Verbindung von Kasus und Präpositionen. Diese muss man leider auswendig lernen, aber auch hier gibt es klare Einteilungen:

Präpositionen mit festem Dativ

Präpositionen Beispiel
ab, aus, außer, bei, dank, entgegen, entsprechend, gegenüber, gemäß, mit, nach, samt, seit, von, zu, zufolge. Ich gehe mit meiner Schwester (Dativ) joggen.

Präpositionen mit festem Akkusativ

Präpositionen Beispiel
bis, durch, entlang, für, gegen, ohne, um, wider. Ich gehe durch den Wald (Akkusativ).

Wechselpräpositionen (Dativ oder Akkusativ)

Die Präpositionen an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen können Dativ oder Akkusativ verlangen.

  • Akkusativ bei Bewegung mit Richtung auf ein Ziel (Wohin?):
    • Beispiel: Ich gehe in die Schule. (Ziel $\rightarrow$ Akkusativ)
  • Dativ bei festem Ort oder feststehender Position (Wo?):
    • Beispiel: Ich bin in der Schule. (Ort $\rightarrow$ Dativ)

Übungen zur Anwendung der Verben mit Dativ und Akkusativ

Regelmäßiges Üben ist der Schlüssel zur Beherrschung von Dativ und Akkusativ.

Übung 1: Dativ, Akkusativ oder beides? Setze die Wörter in den Klammern in die richtige Form!

  1. Ich beantworte (er) (sein) Frage.
  2. Glaubst du (ich)?
  3. Es gibt (ein) schönen Rock.
  4. Ich besuche (mein) Verwandte in Köln.
  5. Gib (ich) die Schlüssel, bitte!

Lösungen Übung 1:

  1. Ich beantworte ihm seine Frage. (Dativ + Akkusativ)
  2. Glaubst du mir? (Dativ)
  3. Es gibt einen schönen Rock. (Akkusativ)
  4. Ich besuche meine Verwandte in Köln. (Akkusativ)
  5. Gib mir die Schlüssel, bitte! (Dativ)

Übung 2: Präpositionen – Dativ oder Akkusativ? Bestimme, ob es sich um ein Akkusativ- oder Dativobjekt handelt.

  1. Ich gehe durch den Wald.
  2. Die Schlange kriecht unter den Busch.
  3. Das Buch liegt unter dem Tisch.
  4. Ich setzte mich zwischen meine Mutter und meinen Vater.
  5. Ich sitze zwischen meiner Mutter und meinem Vater.

Lösungen Übung 2:

  1. Ich gehe durch den Wald. (Akkusativobjekt “den Wald”)
  2. Die Schlange kriecht unter den Busch. (Akkusativobjekt “den Busch” – Bewegung Wohin?)
  3. Das Buch liegt unter dem Tisch. (Dativobjekt “dem Tisch” – fester Ort Wo?)
  4. Ich setzte mich zwischen meine Mutter und meinen Vater. (Akkusativobjekt – Bewegung Wohin?)
  5. Ich sitze zwischen meiner Mutter und meinem Vater. (Dativobjekt – fester Ort Wo?)

Häufig gestellte Fragen zu Dativ und Akkusativ

Was ist der Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ?

Mit dem Dativobjekt kennzeichnen wir einen Empfänger oder indirekt Betroffenen. Mit dem Akkusativobjekt wird hingegen eine Person oder ein Gegenstand ausgedrückt, auf den sich die Handlung des Verbs direkt bezieht.

Welche Präpositionen benötigen ein Akkusativobjekt?

Nach den Präpositionen bis, durch, entlang, für, gegen, ohne, um, wider steht immer ein Akkusativobjekt.

Welche Präpositionen benötigen ein Dativobjekt?

Ein Dativobjekt steht immer nach diesen Präpositionen: ab, aus, außer, bei, dank, entgegen, entsprechend, gegenüber, gemäß, mit, nach, samt, seit, von, zu, zufolge.

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Hoffmann David
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Ich bin David Hoffmann, Experte für Online-Deutschlernen sowie Berufs- und Auslandsorientierung. Mit langjähriger Erfahrung begleite ich Lernende dabei, ihre Deutschkenntnisse gezielt zu verbessern, die passenden Lern-Apps auszuwählen und berufliche wie...