Partizipialattribut: So beschreiben Sie Nomen präzise und kurz

Möchten Sie Ihrem Gesprächspartner präzise und komprimierte Informationen über eine Person oder einen Gegenstand in einem einzigen Satz vermitteln? Das Partizipialattribut ist das perfekte grammatische Hilfsmittel dafür. Obwohl der Begriff komplex klingt, handelt es sich um eine elegante und effiziente Art, Nomen näher zu beschreiben.

In diesem Artikel erläutern wir, was ein Partizipialattribut genau ist, wie es gebildet wird und wie es Ihnen hilft, komplexe Sachverhalte kurz und verständlich auszudrücken.

Was ist ein Partizipialattribut?

Ein Partizipialattribut ist eine Satzkonstruktion in der deutschen Grammatik, die ein Nomen ergänzt oder ausführlicher beschreibt. Es besteht aus einem Attribut, das die Form des Partizips I oder des Partizips II annimmt.

Um diesen Begriff zu verstehen, müssen wir zunächst die zwei Kernkomponenten klären: Attribut und Partizip.

Attribut: Das „schmückende Beiwort“

Ein Attribut ist ein Satzteil, der ein Nomen näher bestimmt und zusätzliche Informationen liefert. Attribute können als Adjektive, Adverbien oder präpositionale Ergänzungen auftreten. Sie sind weglassbar, ohne dass der grundlegende Sinn des Satzes verloren geht.

  • Beispiel: Ich habe ein wunderschönes Kleid gekauft.
    • wunderschönes ist das Attribut zum Nomen Kleid.
    • Lässt man es weg (Ich habe ein Kleid gekauft), bleibt die Kernaussage erhalten.

Partizip: Das „Mittelwort“ (Verbaladjektiv)

Das Partizip wird auch „Mittelwort“ genannt, weil es eine Mischform aus Verb und Adjektiv darstellt. Partizipien sind Verbaladjektive, da sie von einem Verb abstammen, aber wie ein Adjektiv verwendet werden.

Im Deutschen gibt es zwei Partizipformen:

Form Name Bedeutung Bildung Beispiel
Partizip I Partizip Präsens Gleichzeitige / Aktive Handlung Infinitiv + -d kochend, singend, lachende Mutter
Partizip II Partizip Perfekt Abgeschlossene / Passive Handlung Meist ge- + Verbstamm + -(e)t/-(e)n gekocht, gesungen, gesungenes Lied

Partizip als Attribut: Die Definition des Partizipialattributs

Ein Partizipialattribut ist demnach ein Partizip (I oder II), das direkt vor einem Nomen steht und dieses beschreibt. Es fungiert als Adjektiv und liefert uns mehr Informationen über das Nomen.

  • Partizip I-Attribut Beispiel: Das fliegende Flugzeug.
    • fliegend stammt vom Verb fliegen ab (Partizip I: fliegen + -d).
    • Es beschreibt das Flugzeug näher: Es ist ein Flugzeug, das gerade aktiv fliegt.
  • Partizip II-Attribut Beispiel: Er hat ein gebrauchtes Auto gekauft.
    • gebrauchtes stammt vom Verb brauchen ab (Partizip II: ge + brauch + t).
    • Es beschreibt das Auto näher: Die Handlung des Gebrauchens ist abgeschlossen und das Auto steht im Passiv (es wurde von jemand anderem gebraucht).

Partizipialattribut-Regeln

  1. Position: Partizipialattribute stehen immer vor dem Nomen, genau wie Adjektive.
  2. Deklination: Sie sind deklinierbar. Das bedeutet, sie werden in Kasus (Fall), Numerus (Anzahl) und Genus (Geschlecht) an das Nomen angepasst. Die Deklination folgt den Regeln der Adjektivdeklination.

Bildung des Partizips I und II

Um das Partizipialattribut korrekt anwenden zu können, muss die Bildung der beiden Partizipformen sicher beherrscht werden.

Partizip I bilden (Aktiv-Bedeutung)

Das Partizip I ist die einfachste Form und drückt eine aktive, gleichzeitig stattfindende Tätigkeit aus.

  • Regel: Infinitiv des Verbs + Endung -d
Infinitiv Partizip I Nomen Beispiel
laufen laufend das laufende Kind
spielen spielend die spielenden Kinder
zunehmen zunehmend der zunehmende Verkehr

Partizip II bilden (Passiv- oder Vergangenheits-Bedeutung)

Das Partizip II drückt meist eine abgeschlossene Tätigkeit oder eine passive Handlung aus, bei der der Fokus auf der Handlung selbst und nicht auf dem Handelnden liegt.

  1. Schwache Verben (regelmäßig):
  • Regel: Präfix ge- + Verbstamm + Endung -(e)t
  • kochen → gekocht
  • malen → gemalt
  1. Starke Verben (unregelmäßig):
  • Regel: Präfix ge- + Vokalwechsel im Wortstamm + Endung -(e)n
  • schreiben → geschrieben (ei wird zu ie)
  • fliegen → geflogen (ie wird zu o)

Partizip II Ausnahmen:

  • Verben mit Präfixen: Verben, die mit untrennbaren Präfixen beginnen (be-, er-, ver-, emp-, ent-), erhalten kein Präfix ge- im Partizip II. (versprechen → versprochen).
  • Verben auf -ieren: Verben, die auf -ieren enden, erhalten ebenfalls kein Präfix ge-. (studieren → studiert).

Partizipialattribut-Beispiele zur Veranschaulichung

Partizip I-Attribute (Gegenwarts- oder Zukunftsbezug)

Diese Partizipialattribute beschreiben eine aktive Tätigkeit, die zeitgleich oder in der Zukunft stattfindet.

  • Ich wurde heute von einem singenden Vogel aufgeweckt. (Der Vogel singt aktiv.)
  • Die Passagiere vom sinkenden Schiff werden gerade gerettet. (Das Schiff sinkt gerade.)
  • In der kommenden Woche schreibt Paul seine Abschlussprüfungen. (Die Woche kommt bald.)
  • Die fehlenden Unterlagen müssen eingereicht werden. (Die Unterlagen fehlen im Moment.)

Partizip II-Attribute (Passiv- oder Vergangenheitsbezug)

Diese Partizipialattribute beschreiben eine abgeschlossene Handlung oder einen Zustand, der das Nomen passiv betrifft.

  • Das auf dem Markt gekaufte Pferd ist leider krank. (Das Pferd wurde in der Vergangenheit gekauft.)
  • Ich habe diese Tasche in einem neu eröffneten Supermarkt gekauft. (Der Supermarkt wurde eröffnet.)
  • Die Reste des abgebrannten Hauses werden weggeräumt. (Das Haus ist abgebrannt.)

Erweitertes Partizipialattribut: Komplexität in Kürze

Wenn das Partizipialattribut selbst durch zusätzliche Elemente (z.B. Zeit- oder Ortsangaben) ergänzt wird, spricht man von einem erweiterten Partizipialattribut. Diese Konstruktion komprimiert die Informationen eines ganzen Nebensatzes in die Position vor das Nomen.

  • Ohne Erweiterung: die gekaufte Tasche
  • Mit Erweiterung: die gestern im kleinen Laden gekaufte Tasche

Das Partizipialattribut bildet mit seinen Erweiterungen eine feste Gruppe, die zwischen Artikel und Nomen steht:

  • Der von seinem Chef geschätzte Mitarbeiter.
  • Die vor dem Haus wartende Freundin.
  • Das in vielen Regionen schlechte Wetter.

Diese komplexen Konstruktionen werden häufig in wissenschaftlichen oder literarischen Texten verwendet, da sie stilistische Eleganz bieten, können aber in der Alltagssprache schnell zu langen und schwer verständlichen Sätzen führen.

Partizipialattribut vs. Relativsatz

Um das erweiterte Partizipialattribut in der Alltagssprache zu vermeiden, wird es oft in einen Relativsatz umgewandelt. Der Relativsatz ist ein Nebensatz, der das Nomen beschreibt und meist einfacher zu lesen ist.

Erweitertes Partizipialattribut Umwandlung in Relativsatz (Alltagssprache)
Der von seinem Chef geschätzte Mitarbeiter Ein Mitarbeiter, der von seinem Chef geschätzt wird.
Die vor dem Haus wartende Freundin Eine Freundin, die vor dem Haus wartet.

Das Partizipialattribut ist ein mächtiges Werkzeug zur Verdichtung von Informationen. Ein sicheres Verständnis seiner Bildung (Partizip I und II) und seiner Funktion als Attribut ist entscheidend für das Erreichen eines fortgeschrittenen Sprachniveaus im Deutschen.

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Hoffmann David
Hoffmann David
Ich bin David Hoffmann, Experte für Online-Deutschlernen sowie Berufs- und Auslandsorientierung. Mit langjähriger Erfahrung begleite ich Lernende dabei, ihre Deutschkenntnisse gezielt zu verbessern, die passenden Lern-Apps auszuwählen und berufliche wie...