Deutsche Grammatik gilt oft als schwer verständlich? Und der Infinitiv mit zu erscheint kompliziert in der Anwendung? Das muss nicht sein! Sie werden am Ende dieses Beitrags ein Profi sein, wenn es darum geht, Infinitiv mit zu-Sätze richtig zu erkennen, zu bilden und die Kommasetzung korrekt anzuwenden. Übrigens waren das schon Beispiele für die Verwendung des Infinitiv mit zu.
Am Ende dieses Artikels können Sie ohne Probleme erklären, worin der Unterschied in den Sätzen „Ich verspreche, mehr zu lernen“ und „Ich werde mehr lernen“ liegt und wann genau Sie den Infinitiv mit zu und wann Sie den Infinitiv ohne das Wörtchen „zu“ verwenden.
Was ist ein Infinitiv mit zu? Die Grundlagen der Infinitivgruppe
Die Antwort auf die Frage „Was ist der Infinitiv?“ ist denkbar einfach: Der Infinitiv ist die Grundform eines Verbs. Steht ein Verb in dieser Grundform, ist es nicht konjugiert (es ist nicht an eine Person oder Zeitform angepasst). Verben stehen im Wörterbuch immer in der Grundform. Die Infinitivendung deutscher Verben ist fast immer –en oder –n, wie in antworten, handeln oder erweitern.
In einem deutschen Satz steht der Infinitiv oft zusammen mit einem anderen, konjugierten Verb. Doch wann genau sprechen wir vom Infinitiv mit zu?

Wenn der Infinitiv mit „zu“ verwendet wird, sprechen wir von einem Infinitivsatz. Im Zusammenhang mit dem Thema „Infinitivsatz“ fällt auch oft der Begriff Infinitivgruppe. Eine Infinitivgruppe ist im Prinzip nichts anderes als der Infinitiv mit zu zusammen mit allen Wörtern, die dazu gehören:
- Ich gebe mir immer viel Mühe, die deutsche Grammatik zu lernen.
Das Verb lernen steht hier in der Grundform, und in der Kombination mit „zu“ wird daraus eine Infinitivgruppe gebildet. Da der Infinitiv mit „zu“ hier als Nebensatz fungiert, steht der Infinitiv mit „zu“ stets am Ende des Satzes. Solche Sätze werden auch satzwertiger oder erweiterter Infinitiv genannt.
Die deutsche Grammatik gibt Ihnen keinen Grund zu verzweifeln, den Infinitiv mit zu zu meistern!
Der Infinitiv ohne „zu“: Ein wichtiger Unterschied
Um zu verstehen, wann der Infinitiv mit zu nötig ist, ist es hilfreich, sich zunächst die Fälle anzusehen, in denen der Infinitiv ohne „zu“ auftritt.
Der Infinitiv ohne „zu“ kommt in folgenden Fällen vor:
- Modalverben: In Verbindung mit den Modalverben müssen, dürfen, können, mögen, sollen und wollen wird die Grundform des Verbs ohne „zu“ verwendet.
- Wir mussten lernen.
- Hilfsverben: In Sätzen mit den Hilfsverben haben, sein und werden steht der Infinitiv ohne „zu“. Dies ist typisch für die Bildung von Zeitformen (Futur I oder Perfekt):
- Ich werde es lernen.
- Bewegungs- und Wahrnehmungsverben: Die Verben gehen, fahren (Bewegungsverben), sehen, fühlen und hören (Wahrnehmungsverben) verlangen den Infinitiv in der Grundform ohne „zu“.
- Ich gehe einkaufen.
- Du hörst Marie lachen.
- Verben bleiben und lassen: Auch diese Verben verwendest du mit dem Infinitiv ohne „zu“.
- Ich lasse mir die Haare schneiden.
- Er bleibt vor dem Haus stehen.
Wann nutze ich denn nun den Infinitiv mit zu? Das ist ganz einfach: Immer dann, wenn keiner der oben genannten Fälle zutrifft, ist der Infinitiv mit zu in Infinitivsätzen wahrscheinlich die richtige Wahl.
Der Infinitiv mit zu ersetzt den Dass-Satz
Der wohl häufigste Anwendungsfall für den Infinitiv mit zu ist die Umformulierung eines Nebensatzes, der mit der Konjunktion „dass“ eingeleitet wird. Dies ist ein zentraler Punkt, um den Infinitiv mit zu zu verstehen.
Sehen wir uns einmal folgenden Satz an:
- Linda hofft, dass sie die B2-Prüfung bald besteht.
In diesem Satz haben wir einen Hauptsatz (Linda hofft) und einen Nebensatz (dass sie die B2-Prüfung bald besteht). Das Subjekt im Hauptsatz ist Linda. Im Nebensatz ist das Subjekt das Pronomen sie, und es bezieht sich auf Linda. Das Subjekt ist also im Haupt- und Nebensatz gleich. Wenn das der Fall ist, können Sie den Nebensatz mit „dass“ in einen Infinitivsatz umformulieren:
- Linda hofft, die B2-Prüfung bald zu bestehen.
Durch den Infinitiv mit zu hat der Nebensatz nun kein eigenes Subjekt mehr. Ein Subjekt gibt es nur noch im Hauptsatz (Linda), und auch die Konjunktion dass fällt weg.

Das Subjekt im Haupt- und Nebensatz: Eine wichtige Regel für den Infinitiv mit zu
Die Umformung ist nicht immer möglich, denn der Infinitiv mit zu impliziert, dass das Subjekt des Hauptsatzes die Handlung im Infinitivsatz ausführt.
Betrachten Sie diesen Satz:
- Die Lehrerin hofft, dass Linda die Prüfung bald besteht.
Hier ist das Subjekt im Hauptsatz die Lehrerin und im Nebensatz Linda. Die Subjekte sind verschieden. Wenn Sie den Nebensatz jetzt durch eine Infinitivgruppe ersetzen, ändert sich die Bedeutung des Satzes:
- Die Lehrerin hofft, die Prüfung bald zu bestehen.
In diesem Satz möchte nun die Lehrerin selbst die Prüfung bald bestehen. Dass es eigentlich um Linda geht, können wir nicht mehr erkennen. Den Nebensatz mit „dass“ können Sie in diesem Fall also nicht in einen Infinitivsatz umformulieren.
Ausnahme: Wenn allerdings keine Missverständnisse aufkommen können und klar ist, welche Personen oder Dinge gemeint sind, dann dürfen Sie aus dem Nebensatz einen Infinitiv mit zu bilden, auch wenn die Subjekte formal unterschiedlich sind:
- Die Lehrerin empfiehlt, dass ich mehr auf Deutsch lese.
- Die Lehrerin empfiehlt, mehr auf Deutsch zu lesen.
Es ist klar, dass ich mehr lesen soll und nicht die Lehrerin. Das Subjekt des Infinitivsatzes (ich) ist eindeutig aus dem Kontext erkennbar, auch wenn es im Satz selbst fehlt. Das erleichtert die Anwendung des Infinitiv mit zu.

Typische Infinitivkonstruktionen mit Infinitiv mit zu
In deutschen Sätzen kommt der Infinitiv mit zu oft in sogenannten Infinitivkonstruktionen vor. Die Konjunktionen um, ohne und (an)statt werden mit dem Infinitiv mit zu fest verbunden und dienen zur Angabe von Absicht, Mangel oder Ersatz. Die Konjunktionen sind hierbei ein starkes Signal für den Infinitiv mit zu.
- Um… zu: (Angabe der Absicht oder des Zwecks)
- Ich lerne jeden Tag, um ein Zertifikat Deutsch zu bekommen.
- Ohne… zu: (Angabe eines Mangels oder einer fehlenden Begleithandlung)
- Ich habe meinen Freund angelogen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
- (An)statt… zu: (Angabe eines Ersatzes oder einer Alternative)
- Martin lernt allein, anstatt seine Freunde um Hilfe zu bitten.
Der Infinitiv mit zu in diesen festen Infinitivkonstruktionen kann auch vorangestellt werden und muss nicht immer am Satzende stehen. In diesem Fall steht die gesamte Infinitivgruppe am Anfang:
- Anstatt lange zu warten, sucht Miriam nach dem Thema „Infinitiv mit zu DaF“.
Rechtschreibung: Infinitiv mit zu – zusammen oder getrennt?
Wie wird der Infinitiv mit zu richtig geschrieben? Die grundlegende Regel ist einfach: Sie schreiben die Wörter zu + Infinitiv getrennt! Es ist also falsch, wenn Sie schreiben:
- Linda hofft, die B2-Prüfung bald zubestehen. (FALSCH)
Richtig ist:
- Linda hofft, die B2-Prüfung bald zu bestehen. (RICHTIG)
Die Ausnahme: Trennbare Verben und der Infinitiv mit zu
Gilt diese Regel immer, dass die Grundform mit „zu“ getrennt geschrieben wird? Leider gibt es auch von dieser Regel im Deutschen eine wichtige Ausnahme. Diese betrifft trennbare Verben, deren Präfix (die Vorsilbe) beim Sprechen betont wird. Ein trennbares Verb ist zum Beispiel einkaufen. Bei der Aussprache wird das Präfix ein- betont.
Das kleine Wörtchen „zu“ steht im Infinitivsatz zwischen dem Präfix und dem Verb. Dies wird zusammengeschrieben:
- Sie versucht, gesunde Lebensmittel einzukaufen.
Etwas seltsam wirkt der Infinitiv mit zu, der aus trennbaren Verben und dem Präfix zu- besteht, wie zum Beispiel das Verb zumachen. Ein Infinitivsatz mit dem Verb zumachen lautet dann zum Beispiel:
- Er versuchte, das Fenster zuzumachen.
Viele Deutschlerner sind von dieser Schreibweise irritiert, da das „zu“ im Wort zweimal hintereinandersteht. Das erste „zu“ ist das Präfix von zumachen, das zweite „zu“ gehört zur Grundform des Verbs und bildet den Infinitiv mit zu.

Verben, Adjektive und Nomen, die den Infinitiv mit zu verlangen
Es gibt bestimmte Verben, Adjektive und Nomen, die sehr häufig einen Infinitivsatz, also den Infinitiv mit zu, nach sich ziehen.
Verben mit dem Infinitiv mit zu
- Absicht/Plan: Verben, die eine Absicht oder einen Plan ausdrücken, bilden den Infinitiv mit zu: beabsichtigen, entscheiden, entschließen, planen, probieren, versprechen, versuchen, vorhaben.
- Ich versuche, nicht zu lachen.
- Meinung/Gefühl: Verben, die eine Meinung oder ein Gefühl ausdrücken, benötigen den Infinitiv mit zu: befürchten, behaupten, denken, erwarten, glauben, hoffen, meinen, vermuten.
- Ich hoffe, mich zu verbessern.
- Anfang/Ende: Verben, die einen Anfang oder ein Ende ausdrücken: anfangen, beginnen, aufhören, stoppen.
- Ich beginne damit, meinen Wortschatz zu erweitern.
- Weitere typische Verben: erinnern, vergessen, bitten, einladen, gefallen, empfehlen.
- Vergiss nicht, für die Prüfung zu lernen!
Typische Adjektive und Nomen mit Infinitiv mit zu
Adjektive: Einige Adjektive bilden in Verbindung mit sein oft eine Infinitivgruppe mit dem Infinitiv mit zu.
- bereit sein, entschlossen sein, erlaubt sein, erstaunt sein über, falsch sein, gesund sein, gewohnt sein, gut sein, leicht sein, richtig sein, überzeugt sein von, verboten sein, wichtig sein.
- Es ist nicht gesund, jeden Tag Zucker zu essen.
Nomen: Auch einige Nomen bilden häufig Infinitivsätze mit dem Infinitiv mit zu:
- die Absicht haben, Angst haben, eine Freude sein, Lust haben, ein Problem haben, Spaß haben bei, Zeit haben.
- Ich habe Angst, einen wichtigen Termin zu vergessen.
Kommasetzung beim Infinitiv mit zu: Die Regeln für den erweiterten Infinitiv
Die Kommasetzung beim erweiterten Infinitiv bereitet nicht nur Deutschlernern, sondern auch vielen Muttersprachlern große Schwierigkeiten! Setze ich bei Infinitivsätzen ein Komma oder kein Komma? Die Antwort ist deshalb so schwer, weil es mehrere Möglichkeiten gibt. In manchen Fällen muss laut Duden ein Komma im Satz verwendet werden, manchmal darfst du kein Komma setzen und ein anderes Mal kannst du frei entscheiden, ob du ein Komma hinzufügen möchtest. Kein Wunder also, dass beim Thema „Infinitiv mit zu + Komma?“ oft Überforderung herrscht. Damit ist jetzt aber hoffentlich Schluss, denn hier kommen die klaren Regeln.
Kommasetzung ist PFLICHT beim Infinitiv mit zu
Sie müssen ein Komma setzen, wenn folgende Bedingungen zutreffen:
- Einleitung durch Konjunktionen: Sie setzen ein Komma, wenn die Infinitivgruppe von den Konjunktionen um, anstatt, als, statt, außer und ohne eingeleitet wird. Solche Beispielsätze für den Infinitiv mit zu haben Sie schon weiter oben unter dem Punkt „Typische Infinitivsätze“ kennengelernt.
- Ankündigung durch hinweisendes Wort: Sie setzen ein Komma, wenn der Infinitiv mit zu durch ein hinweisendes Wort im übergeordneten Satz angekündigt wird (z. B. darauf, dazu, es, das).
- Ich habe schon lange darauf gewartet, endlich das Thema Imperativ zu verstehen.
- Aufnahme durch hinweisendes Wort: Sie setzen auch ein Komma, wenn die Grundform durch einen Hinweis im übergeordneten Satz wieder aufgenommen wird.
- Die Sache endlich klären zu können, das war mir sehr wichtig.

Kommasetzung ist FREIWILLIG beim Infinitiv mit zu
Ein Komma bei Infinitivsätzen können Sie beim einfachen Infinitiv setzen, das müssen Sie aber nicht. Dies betrifft sehr einfache, kurze Sätze, bei denen der Infinitiv mit zu keinen weiteren Satzteil enthält.
- Ich habe Angst(,)* zu versagen.
KEIN Komma beim Infinitiv mit zu
Sie setzen kein Komma beim Infinitiv mit zu, wenn folgende Bedingungen zutreffen:
- Abhängigkeit von bestimmten Verben: Die Infinitivgruppe hängt von einem Hilfsverb (haben, werden, sein) oder einem der drei Verben brauchen, scheinen oder pflegen ab.
- Ich habe viel zu erledigen.
- Du brauchst nicht mehr zu arbeiten.
- Er pflegt abends nicht mehr zu lernen.
- Infinitiv in übergeordnetem Satz: Sie setzen auch kein Komma bei Infinitivsätzen, wenn der Infinitiv in einem übergeordneten Satz verwendet wird (oft als Teil eines Prädikatsgefüges).
- Dieser Artikel will ein schwieriges Grammatikthema zu erklären versuchen.
Der Infinitiv mit zu: Fragen und Antworten
Was ist ein Infinitiv? Das ist die Grundform eines Verbs (antworten, handeln).
Wann verwende ich den Infinitiv mit zu? Wenn das Subjekt im Haupt- und Nebensatz identisch sind (oder eindeutig aus dem Kontext klar sind), kann der Nebensatz in einen Infinitivsatz umformuliert werden. Auch nach den Konjunktionen um, ohne, (an)statt ist der Infinitiv mit zu Pflicht.
Wann verwende ich den Infinitiv ohne zu? Der Infinitiv ohne „zu“ wird mit Modalverben, den Hilfsverben (haben, sein, werden), den Wahrnehmungsverben (sehen, hören, fühlen) und den Verben bleiben und lassen verwendet.
Wie schreibe ich einen Infinitivsatz richtig? Der Infinitiv mit zu wird in der Regel getrennt geschrieben: Ich versuche, dir mit der Grammatik zu helfen. Bei trennbaren Verben wird das „zu“ zwischen Präfix und Verb geschrieben (zusammengeschrieben): einzukaufen.
Wissen Sie nun, warum in den Sätzen „Ich verspreche, mehr zu lernen“ und „Ich werde mehr lernen“ die Grundform des Verbs lernen einmal mit „zu“ und einmal ohne „zu“ verwendet wird? Im ersten Satz ist das Verb verspreche kein Modal- oder Hilfsverb, daher wird der Infinitiv mit zu benötigt. Im zweiten Satz wird das Hilfsverb werden verwendet (Futur I), weshalb der Infinitiv ohne „zu“ steht.
Ich hoffe, dieser Artikel hat Ihnen geholfen, den Infinitiv mit zu zu meistern.
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