Nominalisierung klingt zuerst ziemlich technisch, ist aber etwas, das du im Deutschen ständig siehst: Wörter aus anderen Wortarten werden zu Nomen. Wenn du besser schreiben willst, Prüfungen wie B2 oder C1 planst oder deutsche Texte sicherer verstehen möchtest, kommst du an der Nominalisierung nicht vorbei.
In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, was Nominalisierung ist, warum sie in der Schriftsprache so wichtig ist und wie du Verben, Adjektive und andere Wortarten korrekt in Nomen verwandelst. Viele Beispiele und typische Signalwörter helfen dir, Nominalisierung sofort in deinen eigenen Sätzen anzuwenden.
Was ist Nominalisierung?
Unter Nominalisierung versteht man die Umwandlung anderer Wortarten in Nomen (Substantive). Der Vorgang wird auch Substantivierung genannt. Beide Begriffe meinen dasselbe: Ein Verb, Adjektiv oder ein anderes Wort wird wie ein Nomen behandelt und entsprechend großgeschrieben.
Beispiele für Nominalisierung:
- Ich schwimme gern. → Das Schwimmen macht mir Spaß.
- Er ist ehrlich. → Die Ehrlichkeit ist seine größte Stärke.
- Sie zweifelt oft. → Der Zweifel begleitet sie schon lange.
In allen Beispielen hat die Nominalisierung die Wortart verändert, aber nicht die Bedeutung: Aus einer Tätigkeit oder Eigenschaft wird ein „Ding“, über das man sprechen kann.
Typisch für Nominalisierung ist:
- Großschreibung
- oft ein Artikel davor
- das Wort kann im Satz die Rolle eines Nomen übernehmen (Subjekt, Objekt, etc.)

Nomen-Eigenschaften – Basis für jede Nominalisierung
Damit du Nominalisierung sicher erkennst, solltest du wissen, wie Nomen funktionieren. Nominalisierte Wörter verhalten sich wie ganz normale Substantive:
- Sie werden großgeschrieben.
- Sie bekommen meist einen Artikel (der, die, das / ein, eine).
- Sie können im Satz durch Pronomen ersetzt werden (z. B. das, dieses, jenes).
Beispiele:
- Schwimmen macht mir Spaß. → Das Schwimmen macht mir Spaß.
- Sie mag blau. → Das Blau des Himmels macht sie glücklich.
Sobald ein Wort durch Nominalisierung zum Nomen wird, gilt die Großschreibung – auch dann, wenn du es ursprünglich als Verb oder Adjektiv kennst.
Nominalisierung von Verben – der häufigste Fall
Am häufigsten begegnet dir Nominalisierung bei Verben. Es gibt verschiedene Wege, Verben in Nomen zu verwandeln.
Nominalisierung des Infinitivs
Die einfachste Form der Nominalisierung: Du nimmst den Infinitiv (Grundform) und setzt einen Artikel davor. Das Verb bleibt formal unverändert, aber du schreibst es groß.
Beispiele:
- Er liest gern. → Das Lesen entspannt ihn.
- Wir laufen jeden Morgen. → Das Laufen tut uns gut.
- Kinder spielen viel. → Das Spielen ist wichtig für die Entwicklung.
So wird aus einer Handlung eine Sache oder Aktivität, über die du abstrakt sprechen kannst. Diese Art der Nominalisierung ist sehr häufig in Texten wie Aufsätzen oder Berichten.
Achtung: Manchmal steht kein Artikel, trotzdem liegt Nominalisierung vor:
- Lesen und Schreiben sind wichtige Kompetenzen.
- Laufen macht ihm mehr Spaß als Schwimmen.
Auch hier erkennst du die Nominalisierung an der Großschreibung und an der Funktion im Satz (Subjekt).

Nominalisierung mit Präfixen und Suffixen
Eine zweite Art der Nominalisierung von Verben erfolgt über typische Vorsilben (Präfixe) und Nachsilben (Suffixe). Häufige Muster sind z. B. ge-…-e, das … -en oder eine geänderte Endung.
Beispiele:
- Die Kinder schreien laut. → Das Geschrei ist kaum auszuhalten.
- Er jammert viel. → Das Gejammer nervt alle.
- Ich verbrauche viel Strom. → Der Verbrauch ist sehr hoch.
- Er meint etwas anderes. → Seine Meinung ist klar.
Hier verändert die Nominalisierung die Form des Wortes stärker. Du siehst gut, dass aus der Handlung ein abstrakter Begriff wird, mit dem du argumentieren kannst: das Geschrei, das Gejammer, der Verbrauch, die Meinung.
Nominalisierung von reflexiven Verben
Bei reflexiven Verben entfällt bei der Nominalisierung meistens das Reflexivpronomen (mich, dich, sich). Das Verb selbst wird in eine passende Nomenform gebracht.
Beispiele:
- Ich erinnere mich an gestern. → Die Erinnerung an gestern fällt mir schwer.
- Sie beschwert sich oft. → Die Beschwerde war schriftlich.
- Er entschuldigt sich bei dir. → Die Entschuldigung wirkt ehrlich.
Hier spielt Nominalisierung in vielen formellen Texten eine Rolle, zum Beispiel in E-Mails, Berichten oder offiziellen Schreiben.
Nominalisierung mit Partizip Perfekt
Auch das Partizip II (Partizip Perfekt) lässt sich nominalisieren. Typisch ist das Muster das + Partizip II.
Beispiele:
- Was wurde gesagt? → Ich erinnere mich nicht an das Gesagte.
- Was wurde vereinbart? → Das Vereinbarte gilt für alle.
- Was wurde geschrieben? → Das Geschriebene ist verbindlich.
Diese Art der Nominalisierung wirkt deutlich formeller und findet sich in Verträgen, Protokollen und gehobenem Schriftdeutsch.

Nominalisierung von Adjektiven
Neben Verben sind Adjektive der zweite große Bereich, in dem Nominalisierung sehr wichtig ist. Sobald ein Adjektiv ohne Nomen steht und wie ein Nomen gebraucht wird, handelt es sich um ein nominalisiertes Adjektiv.
Adjektiv + Artikel
Die einfachste Nominalisierung von Adjektiven entsteht, wenn ein Artikel davor steht und kein Nomen folgt.
Beispiele:
- Das ist ein schöner Moment. → Das Schöne an diesem Moment ist die Ruhe.
- Der Himmel ist blau. → Ich liebe das Blaue am Morgen.
- Er ist ehrlich. → Das Ehrliche an ihm beeindruckt mich.
Das Adjektiv bekommt durch Nominalisierung alle Eigenschaften eines Nomen: Großschreibung, Artikel und Deklination.
Typische Endungen bei Nominalisierung von Adjektiven
Häufig bringt Nominalisierung von Adjektiven neue Nomen mit klaren Endungen hervor, zum Beispiel:
- -heit: frei → die Freiheit, gesund → die Gesundheit
- -keit: freundlich → die Freundlichkeit, sauber → die Sauberkeit
- -igkeit: möglich → die Möglichkeit, wichtig → die Wichtigkeit
Beispiele in Sätzen:
- Die Freiheit ist ihm sehr wichtig.
- Die Freundlichkeit der Mitarbeiter hat mir gefallen.
- Die Möglichkeit zur Teilnahme besteht noch.
In all diesen Fällen erkennst du Nominalisierung an der Endung und der Großschreibung.
Steigerung von Adjektiven
Auch gesteigerte Formen lassen sich nominalisieren:
- Das ist ein schöner Tag. → Das Schönste an diesem Tag war das Wiedersehen.
- Viele Orte sind interessant. → Das Interessanteste an der Reise war die Begegnung mit den Menschen.
Gerade in Texten, in denen du vergleichst oder bewertest, kommt diese Form der Nominalisierung oft vor.

Nominalisierung anderer Wortarten
Nominalisierung betrifft nicht nur Verben und Adjektive. Auch andere Wortarten können zu Nomen werden:
- Pronomen: Er bietet mir das Du an. – Das Du ist hier nominalisiert.
- Präpositionen: Das Für und Wider wurde lange diskutiert.
- Adverbien: Wir leben im Heute, nicht im Gestern.
- Zahlwörter: Ich kam als Zweite ins Ziel. – Die Zweite bekam die Silbermedaille.
- Konjunktionen: Ohne Wenn und Aber mache ich heute meine Hausaufgaben.
- Interjektionen: Mit Ach und Krach habe ich die Prüfung bestanden.
Alle diese Beispiele zeigen, wie flexibel Nominalisierung im Deutschen ist. Fast jede Wortart kann zum Nomen werden, wenn es der Kontext erfordert.
Signalwörter – Nominalisierung erkennen
Damit du Nominalisierung schneller im Text findest, helfen bestimmte Signalwörter und Strukturen. Sie stehen oft direkt vor nominalisierten Wörtern.
Typische Signale sind:
- Artikel: das, der, die, ein, eine
- Mengenangaben: viel, wenig, alles, nichts, etwas (mit nachfolgendem großgeschriebenem Wort)
- feste Präposition-Artikel-Verbindungen: zum, beim, im, am, vom, ins, ans
Beispiele:
- Das Lernen fällt mir leicht.
- Beim Schreiben höre ich Musik.
- Im Gehen fällt mir oft etwas ein.
- Sie erzählt nur Gutes über das neue Buch.
- Ich möchte dir etwas Neues zeigen.
- Alles Wichtige steht in der Mail.
In allen Fällen signalisiert dir die Struktur, dass hier Nominalisierung vorliegt und du großschreiben musst.

Nominalstil – wenn Texte „zu viele“ Nominalisierungen haben
Wenn ein Text besonders viele nominalisierte Wörter enthält, spricht man vom Nominalstil. Diese Art zu schreiben ist typisch für:
- Verwaltungssprache
- Gesetzestexte
- wissenschaftliche Arbeiten
- formelle Berichte
Beispiel:
- Nach Durchführung der Analyse erfolgte die Übergabe der Ergebnisse an die Leitung.
Dieser Satz enthält mehrere Nominalisierungen: Durchführung, Analyse, Übergabe, Ergebnisse, Leitung. Der Text wirkt distanziert und komplex. In der Alltagssprache würdest du eher sagen:
- Nachdem wir analysiert hatten, haben wir die Ergebnisse an die Chefin weitergegeben.
Für Prüfungen solltest du Nominalisierung beherrschen, aber nicht übertreiben. Ein guter Stil ist eine Mischung aus Verben und einigen gezielten Substantivierungen.
Typische Fehler bei der Nominalisierung
Beim Thema Nominalisierung gibt es ein paar Klassiker, die du vermeiden solltest.
Falsche Kleinschreibung
Viele Lernende schreiben nominalisierte Wörter falsch klein:
- ❌ Beim laufen höre ich Musik.
- ✅ Beim Laufen höre ich Musik.
- ❌ Sie erzählt nichts gutes.
- ✅ Sie erzählt nichts Gutes.
Merke: Wenn ein Verb oder Adjektiv mit Artikel, Präposition-Artikel-Kombination oder Mengenangabe als Nomen gebraucht wird, verlangt Nominalisierung immer Großschreibung.

Verwechslung mit normalem Adjektiv
Nicht jedes Adjektiv nach einem Signalwort ist nominalisiert. Schau dir dieses Beispiel an:
- Meine kleine Katze schläft.
Hier bezieht sich kleine auf das Nomen Katze. Es handelt sich nicht um Nominalisierung, sondern um ein attributives Adjektiv. Darum schreibst du es klein.
Ähnlich hier:
- Mir gefällt das gelbe Kleid besser als das blaue.
Das blaue ist keine echte Nominalisierung, sondern eine verkürzte Form von das blaue Kleid. Das kannst du leicht testen, indem du das Nomen wieder einsetzt.
Nominalisierung – viele eigene Beispiele
Um Nominalisierung sicher zu beherrschen, brauchst du eigene Sätze. Hier ein paar Anregungen, die du für dich umformulieren kannst:
- Ich lerne Deutsch. → Das Lernen von Deutsch macht mir Spaß.
- Sie diskutieren oft. → Das Diskutieren dauert manchmal lange.
- Er ist pünktlich. → Die Pünktlichkeit ist ihm wichtig.
- Wir hören aufmerksam zu. → Das Zuhören ist in Gesprächen wichtig.
- Sie sind neugierig. → Die Neugier bringt sie oft weiter.
Versuche, aus deinem Alltag ähnliche Beispiele für Nominalisierung zu bilden: Hobbys, Arbeit, Studium, Familie. Je mehr du übst, desto natürlicher wird dir Nominalisierung vorkommen.
Nominalisierung – Fragen und kurze Antworten
Was ist Nominalisierung?
Nominalisierung bedeutet, Wörter aus anderen Wortarten in Nomen zu verwandeln. Verben, Adjektive und andere Worte werden großgeschrieben und wie Substantive verwendet.
Warum ist Nominalisierung wichtig?
Weil sie in formellen Texten, in Prüfungen, in wissenschaftlichen Arbeiten und in der Verwaltungssprache sehr häufig vorkommt. Wer Nominalisierung beherrscht, versteht solche Texte leichter und schreibt selbst differenzierter.
Wie erkenne ich Nominalisierung?
Achte auf Großschreibung, Artikel, Präposition-Artikel-Kombinationen (im, beim, zum, vom) und Mengenangaben wie viel, nichts, alles, etwas. Steht danach ein Wort, das früher ein Verb oder Adjektiv war, liegt meistens Nominalisierung vor.
Welche Wortarten kann ich nominalisieren?
Vor allem Verben und Adjektive, aber auch Pronomen, Präpositionen, Konjunktionen, Adverbien, Zahlwörter oder Interjektionen.
Fazit: Nominalisierung sicher anwenden
Die Grammatik rund um Nominalisierung wirkt nur am Anfang schwer. Wenn du verstanden hast, dass es einfach um Nomen geht, wird alles deutlich klarer. Entscheidend ist:
- Erkenne, wann ein Verb, Adjektiv oder anderes Wort wie ein Nomen verwendet wird.
- Achte auf Großschreibung und signaltypische Strukturen.
- Verwende Nominalisierung gezielt in deinen Texten – besonders in formellen Situationen.
So entwickelst du nach und nach ein gutes Gefühl für Nominalisierung im Deutschen und kannst auch komplexe Texte sicher lesen und schreiben.
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