Die Fähigkeit, in der deutschen Sprache über die Zeit zu sprechen – sei es, um einen Termin zu vereinbaren, eine Dauer zu beschreiben oder einen genauen Zeitpunkt anzugeben – ist für eine fließende Kommunikation unerlässlich. Das beste Hilfsmittel, um diese zeitlichen Verhältnisse auszudrücken, sind die temporale Präpositionen. Sie sind die grammatische Brücke, die Handlungen und Ereignisse fest im zeitlichen Geschehen verankert. Ob Sie sich mit einer Freundin verabreden, eine Verspätung erklären müssen oder den Beginn eines Projekts festlegen wollen, die temporale Präpositionen bieten Ihnen die notwendige sprachliche Präzision.
In diesem ausführlichen Artikel erfahren Sie alles, was Sie über die temporale Präpositionen wissen müssen: welche es gibt, welche Kasus sie verlangen und wie Sie sie unterscheiden, um die Fragen wann? und wie lange? korrekt zu beantworten. Das Beherrschen dieser Wortgruppe ist ein großer Schritt hin zu einer grammatikalisch korrekten und klaren deutschen Ausdrucksweise.
Das Fundament: Was temporale Präpositionen kennzeichnet
Temporale Präpositionen gehören zur Wortart der Präpositionen, deren allgemeine Funktion es ist, Beziehungen zwischen einzelnen Wörtern oder Wortgruppen im Satz herzustellen. Neben lokalen Präpositionen (die einen Ort angeben) oder kausalen Präpositionen (die einen Grund ausdrücken) dienen temporale Präpositionen ausschließlich dazu, zeitliche Verhältnisse auszudrücken.
Ihre zentrale Rolle manifestiert sich in der Beantwortung der zwei fundamentalen Zeitfragen:
- Wann? (Betrifft einen konkreten Zeitpunkt oder eine Annäherung an diesen.)
- Wie lange? (Betrifft eine Zeitdauer, einen Zeitabschnitt oder eine zeitliche Begrenzung.)
Die wichtigsten und am häufigsten verwendeten temporale Präpositionen sind: an, ab, bei, mit, seit, nach, bis, in, um, von, vor, zwischen, während, innerhalb und gegen. Die korrekte Anwendung dieser Präpositionen ist jedoch untrennbar mit der Beherrschung des richtigen Kasus verbunden.

Die Königsdisziplin: Kasus und temporale Präpositionen
Der Kasus, den temporale Präpositionen verlangen, ist der wohl wichtigste Aspekt ihrer korrekten Anwendung. Ein Großteil dieser Präpositionen regiert den Dativ, es gibt jedoch wichtige Ausnahmen, die den Akkusativ oder den Genitiv erfordern. Ein Fehler im Kasus führt fast immer zu einem grammatisch inkorrekten Satz.
Dativ – Die häufigste Regel
Die Mehrheit der temporale Präpositionen regiert den Dativ. Dieses Wissen ist ein starkes Fundament für die Bildung zeitlicher Angaben.
| Temporale Präpositionen (Dativ) | Beispiele und Regelmäßigkeiten |
| an | Für Tage, Tageszeiten (außer Nacht), und Daten: Am (an dem) Morgen gehe ich zur Schule. / Am Dienstag. |
| ab | Für einen zeitlichen Beginn oder Startpunkt in der Zukunft: Ab 15 Uhr bin ich in einem Meeting. |
| bei | Für gleichzeitige Handlungen, die nicht nur die Dauer, sondern den Kontext betonen: Beim Joggen ist mir schlecht geworden. |
| mit | Für Lebensalter: Mit 6 Jahren bin ich zur Schule gegangen. |
| seit | Für einen Beginn in der Vergangenheit, der bis in die Gegenwart andauert: Seit Dienstag habe ich Kopfschmerzen. |
| nach | Für einen Zeitpunkt, der auf ein Ereignis folgt: Nach einer Stunde war sie schon weg. |
| in | Für Monate, Jahreszeiten, Jahre und die Angabe, wann etwas beginnt (in X Minuten/Tagen): Ich mache in fünf Minuten Pause. / Im (in dem) September fliege ich nach Spanien. |
| von | Für den Startpunkt einer Zeitspanne: Von Sonntag bis Mittwoch besuche ich meine Oma. |
| vor | Für einen Zeitpunkt, der vor einem anderen Ereignis oder einer festen Uhrzeit liegt: Vor 18 Uhr bin ich beschäftigt. |
| zwischen | Zur Angabe einer Zeitspanne, die von zwei festen Zeitpunkten begrenzt wird: Meine Schwester ist zwischen 13 und 15 Uhr telefonisch erreichbar. |
Die korrekte Verwendung dieser temporale Präpositionen im Dativ erfordert das Wissen um die korrekte Deklination der nachfolgenden Nomen oder Pronomen (z. B. dem Tag, der Woche, den Ferien).
Akkusativ und Genitiv – Die wichtigen Ausnahmen
Einige der temporale Präpositionen brechen mit der Dativ-Regel und verlangen den Akkusativ oder sogar den Genitiv. Diese Ausnahmen sind besonders prüfungsrelevant und erfordern höchste Aufmerksamkeit.
Akkusativ-Präpositionen:
- um: Wird ausschließlich für genaue Uhrzeiten verwendet: Um 13 Uhr habe ich einen Termin.
- gegen: Zur Angabe eines ungefähren Zeitpunktes (Annäherung): Ich komme gegen Mittag nach Hause. (Beantwortet die Frage Wann?)
- bis: Wird verwendet, um das Ende eines Zeitraumes ohne Nennung des Artikels zu markieren. Wenn bis jedoch mit zu kombiniert wird (bis zu), folgt der Dativ: Von Sonntag bis Mittwoch (Akkusativ impliziert) vs. Bis zum Ende der Woche (Dativ).

Genitiv-Präpositionen:
Zwei der formalsten und wichtigsten temporale Präpositionen verlangen den Genitiv. Sie werden oft in schriftlichen und offiziellen Kontexten verwendet.
- während: Zur Angabe einer gleichzeitigen, andauernden Handlung: Während Paul in einem Termin war, rief ihn seine Mutter mehrmals an.
- innerhalb: Zur Angabe einer Frist oder einer zeitlichen Begrenzung, die nicht überschritten werden darf: Innerhalb eines Tages muss die Aufgabe erledigt sein.
Die Genitiv-Präpositionen stellen für Deutschlerner oft eine Herausforderung dar, da der Genitiv im modernen Deutsch seltener verwendet wird, doch im Zusammenhang mit diesen temporale Präpositionen ist er zwingend erforderlich.
Arten von temporalen Präpositionen: Zeitpunkt vs. Zeitdauer
Die temporale Präpositionen lassen sich nach der Art der zeitlichen Beziehung, die sie beschreiben, in zwei Hauptkategorien unterteilen. Diese Unterscheidung hilft, die Präposition intuitiv richtig einzusetzen.
Zeitpunkt – Die Frage Wann?
Diese temporale Präpositionen bezeichnen einen konkreten Moment oder eine punktuelle zeitliche Angabe, an dem oder in dessen Nähe etwas passiert:
| Präposition | Funktion und Nuance |
| an (Dativ) | Tag, Datum, Tageszeit (z. B. am Montag, am 1. Juli, am Abend). |
| um (Akkusativ) | Exakte Uhrzeit (z. B. um 14:30 Uhr). |
| in (Dativ) | Monate, Jahreszeiten, Jahre (z. B. im Juli, im Sommer, im Jahr 2025). |
| mit (Dativ) | Alter (z. B. mit 40 Jahren). |
| gegen (Akkusativ) | Ungefähre Zeitangabe (z. B. gegen Mittag, gegen 10 Uhr). |
Der temporale Präpositionen wie an, um und in sind für die grundlegende Terminvereinbarung unverzichtbar.
Zeitdauer – Die Frage Wie lange?
Diese temporale Präpositionen bezeichnen einen Zeitabschnitt oder eine Spanne, die eine gewisse Dauer umfasst oder eine Handlung begrenzt.
| Präposition | Funktion und Nuance |
| seit (Dativ) | Startpunkt in der Vergangenheit, Dauer bis heute (z. B. seit drei Jahren). |
| vor (Dativ) | Ein Zeitpunkt in der Vergangenheit, der abgeschlossen ist (z. B. vor drei Jahren – Vergangenheit). |
| während (Genitiv) | Gleichzeitigkeit zweier Handlungen über einen Zeitraum (z. B. während des Urlaubs). |
| innerhalb (Genitiv) | Frist, Begrenzung, in der etwas passieren muss (z. B. innerhalb von 24 Stunden). |
| von… bis (Dativ… Akkusativ) | Start- und Endpunkt eines Zeitabschnitts (z. B. von Januar bis März). |
| zwischen (Dativ) | Zeitraum zwischen zwei Punkten (z. B. zwischen den Feiertagen). |
| ab (Dativ) | Startpunkt, von dem an etwas gültig ist (z. B. ab morgen). |
Die korrekte Unterscheidung dieser temporale Präpositionen, insbesondere zwischen seit (Dauer bis jetzt) und vor (abgeschlossener Zeitpunkt), ist für die korrekte Wiedergabe von Zeiten und die Nutzung der richtigen Zeitformen (Präsens vs. Präteritum/Perfekt) essenziell.
Häufige Fehler und Nuancen der temporale Präpositionen
Trotz der klaren Regeln gibt es Bereiche, in denen bei der Verwendung von temporale Präpositionen häufig Fehler gemacht werden.
Verwechslung von seit und vor
Dies ist der wohl häufigste Fehler:
- Seit (Dativ) beschreibt eine Zeitspanne, die in der Vergangenheit begonnen hat und bis in die Gegenwart andauert. Es wird meist mit dem Präsens verwendet: Ich wohne seit fünf Jahren in Berlin.
- Vor (Dativ) beschreibt, wann etwas in der Vergangenheit stattfand und abgeschlossen ist. Es wird meist mit dem Präteritum oder Perfekt verwendet: Ich bin vor fünf Jahren nach Berlin gezogen.
Der Sonderfall bis
Die Präposition bis wird oft in Kombination mit anderen temporale Präpositionen verwendet. Steht bis allein, kann der Kasus entfallen oder der Akkusativ impliziert werden (bis Freitag). Wird bis jedoch mit einer anderen Präposition kombiniert, richtet sich der Kasus nach der zweiten Präposition. Am häufigsten ist die Kombination von… bis, wobei von den Dativ verlangt. Die Kombination bis zu verlangt ebenfalls den Dativ (bis zum nächsten Jahr).

An und die Tageszeiten
Die temporale Präposition an wird für alle Tageszeiten verwendet, außer für die Nacht. Für die Nacht verwenden Sie die lokale Präposition in im Dativ: in der Nacht.
Anwendung im Alltag: Die temporale Präpositionen in der Praxis
Das theoretische Wissen über temporale Präpositionen muss in die Praxis überführt werden. In jeder Alltagssituation, in der Zeit eine Rolle spielt, sind sie unverzichtbar.
Stellen Sie sich die Organisation eines Abends vor:
Leyla kommt um 18 Uhr nach Hause. Ab 19 Uhr hat sie ihr Training im Sport-Club. Während sie beim Sport ist, macht ihre Schwester Lena Hausaufgaben. Normalerweise wird sie innerhalb von 1,5 Stunden fertig. Am nächsten Morgen gehen die beiden Mädchen gegen 7:30 Uhr zur Schule. Dort bleiben sie von 8 bis 15 Uhr.
In diesem kurzen Szenario sehen wir die gesamte Bandbreite der temporale Präpositionen:
- Um (Akkusativ) gibt den exakten Zeitpunkt an (Wann?).
- Ab (Dativ) markiert den Startpunkt einer Aktivität (Wann?).
- Während (Genitiv) beschreibt die Gleichzeitigkeit zweier Handlungen (Wie lange?).
- Innerhalb von (Genitiv + Dativ) beschreibt die maximale Frist (Wie lange?).
- Am (an dem – Dativ) gibt den Wochentag oder die Tageszeit an (Wann?).
- Gegen (Akkusativ) markiert einen ungefähren Zeitpunkt (Wann?).
- Von… bis (Dativ… Akkusativ) grenzt die Dauer des Schulbesuchs ein (Wie lange?).
Wer die temporale Präpositionen beherrscht, kann solche Szenarien mühelos und korrekt versprachlichen.
Schlussfolgerung
Die temporale Präpositionen sind weit mehr als nur Füllwörter; sie sind die essenziellen Werkzeuge, um zeitliche Beziehungen in der deutschen Sprache klar und präzise darzustellen. Ihre korrekte Anwendung erfordert vor allem die genaue Kenntnis der Kasus (Dativ ist die Regel, Genitiv und Akkusativ sind die Ausnahmen) und die Fähigkeit, zwischen einem konkreten Zeitpunkt (Wann?) und einer Zeitdauer (Wie lange?) zu unterscheiden. Mit gezielter Übung und der Beachtung der Kasus-Regeln wird die Verwendung dieser temporale Präpositionen bald zu einem selbstverständlichen Bestandteil Ihrer sprachlichen Routine.
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