Der Infinitiv Deutsch ist die unveränderliche Grundform des Verbs und endet in der Regel auf -(e)n (gehen, lachen, sammeln). Im Satz tritt der Infinitiv oft in Verbindung mit einem anderen, konjugierten Verb auf. Die zentrale Frage dabei ist: Muss der Infinitiv mit oder ohne die Partikel „zu“ verwendet werden?
Die korrekte Verwendung des Infinitiv Deutsch mit oder ohne „zu“ hängt maßgeblich von dem vorausgehenden Verb ab. Die Beherrschung dieser Regeln ist fundamental für die Satzbildung im Deutschen. In dieser ausführlichen Erläuterung erfahren Sie, wann welche Form erforderlich ist und welche Besonderheiten es gibt.
Was ist der Infinitiv?
Der Infinitiv ist die lexikalische Grundform des Verbs (essen, trinken, schlafen). Wenn der Infinitiv in einem Satz zusammen mit einem finiten (konjugierten) Verb auftritt, bildet er entweder einen einfachen Satzteil oder einen Infinitivsatz.
- Beispiel: Susi sieht eine Spinne von der Decke krabbeln.
- Beispiel: Sie versucht weiterzuessen.
Die Regeln für die Verwendung von Infinitiv mit oder ohne „zu“ bestimmen, wie diese Strukturen grammatisch korrekt gebildet werden.

Wann verwendet man den Infinitiv ohne „zu“?
Der Infinitiv ohne „zu“ wird verwendet, wenn er von einer bestimmten Gruppe von Verben abhängt. Diese Verben bilden zusammen mit dem Infinitiv Deutsch ein Prädikat.
Modalverben
Alle Modalverben verlangen den Infinitiv ohne „zu“.
- können, dürfen, mögen, müssen, sollen, wollen
- Beispiel: Diese kleine Spinne kann mir nichts tun!
- Beispiel: Klaus möchte die Spinne fangen.
Spezialfall: Imperativ
In Aufforderungen werden das Subjekt und das Modalverb (du musst oder du sollst) manchmal weggelassen. Es bleibt dann nur ein Infinitivsatz übrig, der immer ohne „zu“ steht.
- Du musst ruhig bleiben. $\rightarrow$ Ruhig bleiben!
- Du sollst nicht weglaufen. $\rightarrow$ Nicht weglaufen!
Wahrnehmungsverben
Verben, die eine Wahrnehmung durch die Sinne ausdrücken, benötigen den Infinitiv ohne „zu“.
- sehen, hören, spüren, fühlen
- Beispiel: Susi sieht eine Spinne von der Decke krabbeln.
- Beispiel: Klaus hört Susi laut aufschreien.

Bewegungsverben
Einige Bewegungsverben, besonders in Kombination mit Verben, die ein Ziel oder einen Zweck angeben, stehen mit dem Infinitiv ohne „zu“.
- gehen, kommen, fahren, laufen
- Beispiel: Susi läuft Hilfe holen.
- Beispiel: Klaus kommt Susi besuchen.
Das Verb „lassen“
Das Verb lassen verwendet den Infinitiv ohne „zu“, sowohl in der Bedeutung von erlauben als auch in der Bedeutung von veranlassen.
- Beispiel: Sie lässt die Spinne verjagen.
- Beispiel: Die Spinne lässt sich nicht verjagen.
Das Verb „bleiben“ (Lage unverändert)
In der Bedeutung von die Lage nicht verändern oder in einer Position verharren wird bleiben mit dem Infinitiv ohne „zu“ verwendet.
- Beispiel: Die Spinne bleibt vor ihrem Gesicht hängen.
Die Verben „finden“ und „haben“ (Ortsangabe)
In Verbindung mit einer klaren Ortsangabe stehen die Verben finden und haben mit dem Infinitiv ohne „zu“.
- Beispiel: Susi fand die Spinne vor ihrem Gesicht hängen.
- Beispiel: Susi hat ihren Teller auf dem Tisch stehen.
Wann verwendet man den Infinitiv mit „zu“?
Die Mehrheit der anderen Verben im Infinitiv Deutsch verlangen die Partikel „zu“. Zu diesen gehören alle Verben, die keinen der oben genannten Gruppen angehören.
Der Infinitiv mit „zu“ wird häufig in folgenden Kontexten verwendet:
Verben der Bemühung und des Plans
Diese Verben drücken eine Anstrengung oder eine Absicht aus.
- sich bemühen, daran denken, planen, probieren, (nicht) vergessen, versuchen, vorhaben
- Beispiel: Die Spinne versucht sich zu verstecken.
Verben der Meinung und Hoffnung
Verben, die eine subjektive Annahme, eine Erwartung oder einen Wunsch ausdrücken, verwenden den Infinitiv mit „zu“.
- behaupten, denken, erwarten, glauben, hoffen, meinen, vermuten
- Beispiel: Susi hofft, die Spinne zu verjagen.

Verben der Vereinbarung, des Starts oder der Entscheidung
Verben, die einen Abschluss (gelingen), einen Beginn (anfangen) oder eine Willensäußerung (sich entscheiden) markieren.
- abmachen, beschließen, gelingen, vereinbaren, anfangen, beginnen, sich trauen, sich weigern
- Beispiel: Der Spinne gelingt es, wegzulaufen.
- Beispiel: Die Spinne beginnt, ein Netz zu bauen.
Infinitiv mit „zu“ bei trennbaren Verben
Bei trennbaren Verben wird die Partikel „zu“ zwischen die beiden Teile des Verbs eingefügt. Dies wird als Zusammenbildung (Infinitiv mit zu und Präfix) geschrieben.
- weiteressen $\rightarrow$ weiterzuessen
- aushalten $\rightarrow$ auszuhalten
- weglaufen $\rightarrow$ wegzulaufen
Verben, die beide Formen zulassen
Die Verben lernen, helfen und lehren sind besondere Ausnahmen, da sie den Infinitiv sowohl mit als auch ohne „zu“ zulassen.
- Infinitiv ohne „zu“ wird bevorzugt: Wenn der Infinitiv direkt auf das konjugierte Verb folgt.
- Beispiel: Das Kind lernt schreiben.
- Beispiel: Ich helfe tragen.
- Infinitiv mit „zu“ wird bevorzugt: Wenn der Infinitiv durch andere Satzglieder (Adverbien, Objekte) ergänzt wird und somit eine größere Distanz zum Hauptverb entsteht.
- Beispiel: Das Kind lernt fehlerfrei zu schreiben.
- Beispiel: Klaus hilft, die Spinne zu entfernen.

Spezielle Verben mit Bedeutungsunterschied
Einige Verben im Infinitiv Deutsch können entweder als normales Vollverb oder mit einem Infinitiv mit „zu“ ergänzt werden, wobei sich die Bedeutung des Hauptverbs ändert.
| Verb | Normale Bedeutung (Vollverb) | Beispiel (Vollverb) | Bedeutung bei Infinitiv mit „zu“ | Beispiel (Infinitiv mit „zu“) |
| haben | Besitz | Die Spinne hat acht Beine. | müssen (Ausdruck einer Notwendigkeit) | Die Spinne hat zu verschwinden! |
| sein | Identifizierung/Zustand | Susi ist blass vor Angst. | ist zu… = man muss… / ist nicht zu… = man kann nicht… | Es ist nicht auszuhalten. |
| scheinen | leuchten | Die Sonne scheint. | den Eindruck erwecken | Die Spinne scheint anzugreifen. |
| brauchen | benötigen | Susi braucht Hilfe. | müssen (meist verneint: nicht müssen) | Susi braucht keine Angst zu haben. |
| wissen | Kenntnis haben | Eigentlich weiß Susi, dass Spinnen harmlos sind. | können | Susi weiß sich nicht zu helfen. |
| verstehen | begreifen | Die Spinne versteht kein Deutsch. | können | Klaus versteht mit Spinnen umzugehen. |
Die korrekte Anwendung des Infinitiv Deutsch mit oder ohne „zu“ erfordert Aufmerksamkeit für das regierende Verb und dessen grammatische Klasse. Durch die Unterscheidung von Modalverben, Wahrnehmungsverben und den zahlreichen Verben mit „zu“ können Sie komplexe Sätze fehlerfrei und präzise bilden.
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