Wenn Sie die Überschrift Bezugswort lesen, denken Sie vielleicht an soziale Beziehungen. Tatsächlich geht es in der deutschen Grammatik um grammatische Beziehungen und Verweise. Das Bezugswort ist ein Schlüsselkonzept, um die Struktur und den Sinn komplexer Sätze, insbesondere von Nebensätzen, zu verstehen.
In diesem Artikel erfahren Sie präzise, was ein Bezugswort ist, wie Sie es erkennen und welche anderen Wortarten mithilfe des Bezugswortes grammatische Verweise schaffen. Bereiten Sie sich darauf vor, Ihr Verständnis für Satzstrukturen im Deutschen zu vertiefen.
Was ist ein Bezugswort? Definition und Funktion
Der Begriff Bezugswort ist ein Kompositum aus den Wörtern „Bezug“ und „Wort“. Ein Bezugswort ist definitionsgemäß das Wort oder der Satzteil, auf das sich ein anderes Wort, eine Wortgruppe oder ein ganzer Satzteil (meist ein Nebensatz) bezieht. Es dient als Ankerpunkt für diesen Verweis oder Rückgriff.
Die Hauptfunktion des Bezugswortes ist es, zusätzliche Informationen grammatisch korrekt zuzuordnen.
Bezugswort im Relativsatz
Das prominenteste Beispiel für ein Bezugswort findet sich im Relativsatz.
- Beispiel: Die Tasche, die ich gestern gekauft habe, hat eine gute Qualität.
- Das Nomen „die Tasche“ ist das Bezugswort.
- Das Relativpronomen „die“ leitet den Nebensatz ein und bezieht sich auf dieses Nomen.
Relativpronomen und Relativsatz
Um die Rolle des Bezugswortes in diesem Kontext zu verstehen, sind zwei Begriffe zentral:
- Relativpronomen: Dies sind Wörter (der, die, das, welcher, welche, welches, wer, was), die Nebensätze einleiten und sich auf ein Nomen oder eine Wortgruppe im Hauptsatz beziehen.
- Relativsatz: Dies ist der Nebensatz, der mit einem Relativpronomen beginnt und vom Bezugswort abhängt, um zusätzliche Informationen zu liefern. (die ich gestern gekauft habe ist der Relativsatz.)

Grammatische Übereinstimmung
Eines der wichtigsten Merkmale des Bezugswortes ist, dass es die grammatischen Kategorien für das Wort oder den Satzteil bestimmt, das sich darauf bezieht.
Das Bezugswort gibt Kasus (Fall), Genus (Geschlecht) und Numerus (Anzahl) des Relativpronomens vor:
- Im Beispiel Die Tasche, die ich gestern gekauft habe… ist das Bezugswort „Tasche“:
- Genus: Femininum (die Tasche)
- Numerus: Singular
- Das Relativpronomen „die“ muss dieselben Eigenschaften aufweisen.
Das Bezugswort ist also der grammatische Motor, der die korrekte Flexion der nachfolgenden Bezug nehmenden Wörter sicherstellt.
Welche Wortarten können sich auf ein Bezugswort beziehen?
Obwohl Relativpronomen die häufigste und klarste Form des Bezugs zum Bezugswort darstellen, können sich auch andere Wortarten und Satzteile auf ein Nomen als Bezugswort verweisen.
Possessivpronomen
Possessivpronomen (mein, dein, sein, ihr, sein, unser, euer, ihr) zeigen Besitz oder Zugehörigkeit an und beziehen sich dabei auf eine Person oder Sache, die als Bezugswort fungiert.
- Beispiel: Lisa hat ein Buch. Ihr Buch ist sehr spannend.
- Das Bezugswort ist „Buch“.
- Das Possessivpronomen „Ihr“ nimmt Bezug auf das Bezugswort und zeigt den Besitzer an.
- Beispiel: Paul besitzt ein Heft. Mein Heft ist vollgeschrieben.
- Hier bezieht sich „Mein“ auf das Bezugswort „Heft“.

Personalpronomen
Auch Personalpronomen (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie) können sich auf ein zuvor genanntes Nomen, das Bezugswort, zurückbeziehen.
- Beispiel: Das Fahrrad ist schön. Es ist aber schwer.
- Das Bezugswort ist „Fahrrad“.
- Das Personalpronomen „Es“ verweist zurück auf das Fahrrad.
Attribute und Appositionen
Attribute sind Ausdrücke, die ein Substantiv (das Bezugswort) näher bestimmen. Hierbei handelt es sich nicht immer um Pronomen, sondern oft um ganze Wortgruppen oder präpositionale Ergänzungen.
- Beispiel: Diese Frau, die Schwester von Martin, studiert in Berlin.
- Das Bezugswort ist „Frau“.
- Die Apposition (die Schwester von Martin) ist ein Attribut, das das Bezugswort näher erklärt.
Das Bezugswort in der Praxis erkennen und anwenden
Das Verständnis des Bezugswortes ist entscheidend für das korrekte Setzen von Kommas und für die Wahl der korrekten Formen von Relativ- und Personalpronomen.
Die Schlüsselfrage: Auf wen oder was wird verwiesen?
Um das Bezugswort in einem komplexen Satz zu finden, stellen Sie sich immer die Frage: Auf wen oder was bezieht sich das Pronomen oder der Nebensatz?
- Satz: Der Mann, den du gerade siehst, ist mein Lehrer.
- Frage: Auf wen bezieht sich das Pronomen „den“? $\rightarrow$ Auf den Mann.
- Bezugswort: Mann.

Bezugswort und Kasus
Das Bezugswort bestimmt das Genus und den Numerus des Relativpronomens. Der Kasus des Relativpronomens wird hingegen durch seine Funktion innerhalb des Relativsatzes bestimmt.
- Im Beispiel: Die Tasche (Femininum, Singular, Nominativ), die (Relativpronomen) ich gestern gekauft habe…
- Das Relativpronomen „die“ muss Femininum und Singular sein, da dies das Genus und der Numerus des Bezugswortes „Tasche“ ist.
- Der Kasus „die“ (Akkusativ) wird durch das Verb im Relativsatz bestimmt (gekauft habe + wen oder was?).
Ein sicheres Gefühl für das Bezugswort und seine grammatischen Verweise ermöglicht es Ihnen, präzise und fehlerfreie Sätze in der deutschen Sprache zu bilden, insbesondere wenn Sie mit Relativsätzen arbeiten. Es ist der Schlüssel, um komplexe Ideen klar zu strukturieren und Verwirrung über die gemeinte Person oder Sache zu vermeiden.
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