Die Substantivierung von Verben (auch bekannt als Nominalisierung) ist ein zentrales Element der deutschen Grammatik. Dabei werden Tätigkeitswörter in Hauptwörter umgewandelt und folglich großgeschrieben. Dieser Prozess ermöglicht es, Handlungen als abstrakte Begriffe zu behandeln. Ob beim Schreiben von Berichten, in der Literatur oder im Alltag – wer die Substantivierung von Verben beherrscht, verleiht seinem Ausdruck mehr Präzision.
In diesem Leitfaden erfahren Sie alles über die korrekte Verwendung, die Erkennungsmerkmale und die Besonderheiten substantivierter Verben im Deutschen.
Was sind substantivierte Verben?
Unter der Substantivierung von Verben versteht man den Prozess, bei dem ein Verb die Funktion eines Nomens übernimmt. Ein wichtiger Punkt ist: Nur Verben im Infinitiv (der Grundform) können nominalisiert werden. Gebeugte (konjugierte) Verbformen eignen sich dafür nicht.
Beispiele für substantivierte Verben im Kontext
Betrachten wir das Beispiel von Matthias und seinem Fahrrad: Matthias hatte gestern beim Radfahren eine Panne. Eigentlich war es gar nicht so schlimm, aber sein Hinterrad ist total verbogen. Da hilft alles Wundern nichts, er muss alles auseinandernehmen. Zum Glück hat er Reparieren gelernt. Das Montieren macht ihm sogar richtig Spaß. Er mag dieses Tüfteln und Schrauben. Da kann er sein Können unter Beweis stellen.
In diesem Text sehen wir Begriffe wie Radfahren, Wundern oder Montieren. Sie stammen von Verben ab, werden hier jedoch als Nomen gebraucht und großgeschrieben.

Wann werden Verben substantiviert?
Die Substantivierung von Verben lässt sich im Satzbau meist an bestimmten Signalwörtern erkennen, die vor dem Infinitiv stehen. Wenn eines der folgenden Merkmale zutrifft, müssen Sie das Verb großschreiben:
Der Artikel “das”
Der sächliche Artikel ist das klarste Signal für eine Nominalisierung.
- Beispiel: Das Montieren macht ihm Spaß.
Eine Präposition (oft mit verschmolzenem Artikel)
Wörter wie beim (bei dem), vom (von dem), zum (zu dem) oder am (an dem) lösen fast immer eine Substantivierung aus.
- Beispiel: Matthias hatte beim Radfahren eine Panne.
Ein Possessivpronomen
Begleiter wie mein, dein, sein, unser usw. weisen darauf hin, dass das folgende Wort als Nomen fungiert.
- Beispiel: Da kann er sein Können unter Beweis stellen.

Ein Indefinitpronomen
Mengenwörter wie viel, wenig, nichts, etwas oder alles stehen häufig vor nominalisierten Verben.
- Beispiel: Da hilft alles Wundern nichts.
Ein Demonstrativpronomen
Hinweisende Fürwörter wie dieses oder jenes machen den Infinitiv zum Substantiv.
- Beispiel: Er mag dieses Tüfteln.
Besonderheiten bei der Substantivierung von Verben
Es gibt grammatikalische Feinheiten, die man bei der Substantivierung von Verben beachten sollte, um Fehler zu vermeiden.
Abstände durch Adjektive oder Aufzählungen
Das Signalwort (Artikel oder Pronomen) muss nicht unmittelbar vor dem substantivierten Infinitiv stehen.
- Aufzählungen: Er mag dieses Tüfteln und Schrauben. (Das Pronomen dieses bezieht sich auf beide Wörter).
- Adjektive: Da kann er sein ganzes Können unter Beweis stellen. (Das Adjektiv ganzes schiebt sich dazwischen, ändert aber nichts an der Großschreibung).
Zusammenschreibung bei Wortgruppen
Besteht eine Handlung aus einer Wortgruppe (Verb + Nomen), wird sie bei der Substantivierung von Verben zu einem einzigen Wort verschmolzen.
- Verb: Willst du Rad fahren?
- Nomen: Beim Radfahren sieht man viel von der Natur.

Reflexive Verben
Wenn ein reflexives Verb nominalisiert wird, fällt das Reflexivpronomen (sich) in der Regel weg.
- Beispiel: sich wundern wird zu das Wundern.
Groß- oder Kleinschreibung? Die Entscheidungshilfe
In manchen Situationen, besonders nach Indefinitpronomen wie alles oder nichts, ist die Entscheidung zwischen Substantivierung von Verben und einfachem Infinitiv knifflig. Eine einfache Frage-Probe hilft hier weiter:
- Infinitiv als Verb (Kleinschreibung): Wenn der Infinitiv direkt Teil einer logischen Frage sein kann.
- Satz: Er muss alles auseinandernehmen.
- Frage: Was muss er tun? → auseinandernehmen. (Sinnvoll, also Verb).
- Infinitiv als Nomen (Großschreibung): Wenn der Infinitiv in der Frage keinen Sinn ergibt oder Teil des Subjekts ist.
- Satz: Da hilft alles Wundern nichts.
- Frage: Was hilft nichts? → alles Wundern. (Das Nomen ist Teil der Antwort auf “Was?”).
Wahlfreiheit in Grenzfällen
Manchmal ist beides vertretbar. Es kommt darauf an, ob der Sprecher den Fokus auf die Tätigkeit oder den Begriff legt.
- Variante A: Zum Glück hat er Reparieren gelernt. (Fokus auf dem Fach/Begriff).
- Variante B: Zum Glück hat er reparieren gelernt. (Fokus auf der Tätigkeit).
Das Verständnis der Substantivierung von Verben ist ein Meilenstein für fortgeschrittene Sprachkenntnisse. Durch das Erkennen von Signalwörtern wie Artikeln und Präpositionen wird die korrekte Rechtschreibung zur Routine. Üben Sie diese Regeln regelmäßig, um Ihre schriftliche Ausdrucksfähigkeit im Deutschen zu festigen.
Mehr erfahren: