Wer Deutsch lernt, merkt sehr schnell: Ohne Artikel geht fast nichts. Sie stehen vor fast jedem Nomen und verraten dir Kasus, Numerus und Genus. Gleichzeitig sind sie eine der größten Fehlerquellen. Gerade bestimmte und unbestimmte Artikel machen vielen Lernenden lange Probleme: Wann sage ich „ein Auto“ und wann „das Auto“? Und wann lasse ich den Artikel ganz weg?
In diesem Beitrag bekommst du einen klaren Überblick über bestimmte und unbestimmte Artikel, ihre Formen, ihre Verwendung und typische Stolperfallen – mit vielen Beispielen und übersichtlichen Tabellen.
Was sind Artikel im Deutschen?
Artikel sind kleine Begleiter von Nomen. Sie zeigen dir:
- welches Geschlecht das Nomen hat (maskulin, feminin, neutral)
- ob es im Singular oder im Plural steht
- in welchem Kasus es steht (Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv)
Man unterscheidet zwei große Gruppen: bestimmte und unbestimmte Artikel.
- Bestimmte Artikel: der, die, das, die (Plural)
- Unbestimmte Artikel: ein, eine
Die Wahl zwischen bestimmte und unbestimmte Artikel ist keine Kleinigkeit. Sie entscheidet, ob du über etwas Konkretes sprichst oder eher allgemein, ob dein Gesprächspartner das Nomen schon kennt oder nicht.

Der unbestimmte Artikel: „ein, eine“
Der unbestimmte Artikel gibt dir die Information: „Es gibt so etwas, aber wir wissen noch nicht genau welches.“ Du verwendest ihn vor allem in zwei Situationen:
- Du sprichst über etwas, das nicht näher bestimmt ist:
„Lena ist eine Freundin von Lara.“ – Lara hat mehrere Freundinnen, Lena ist eine davon. - Du erwähnst etwas zum ersten Mal im Text oder Gespräch:
„Lena kauft einen Donut und ein Eis.“
Aus einer grammatischen Perspektive spielen hier bestimmte und unbestimmte Artikel gemeinsam eine Rolle: Zuerst führst du das Nomen mit einem unbestimmten Artikel ein, später greifst du es mit einem bestimmten Artikel wieder auf.
Wichtig: Den unbestimmten Artikel gibt es nur im Singular. Hier sind die Formen im Überblick:
Deklination des unbestimmten Artikels
| Kasus | Maskulin | Feminin | Neutrum |
| Nominativ | ein | eine | ein |
| Genitiv | eines | einer | eines |
| Dativ | einem | einer | einem |
| Akkusativ | einen | eine | ein |
Wenn du bestimmte und unbestimmte Artikel vergleichst, merkst du: Die Endungen des unbestimmten Artikels ähneln stark den Endungen anderer Begleiter (z. B. Possessivpronomen „mein, dein“). Alles, was du hier lernst, hilft dir später bei vielen anderen Strukturen.
Der bestimmte Artikel: „der, die, das“
Der bestimmte Artikel zeigt: „Wir wissen genau, worüber wir sprechen.“ Das Nomen ist bestimmt, weil es schon bekannt oder eindeutig ist. Du verwendest ihn, wenn:
- du von etwas Bestimmtem sprichst:
„Lena ist die Freundin von Franz.“ – Es geht um eine konkrete Person, nicht um eine von vielen. - das Nomen schon erwähnt wurde oder aus dem Kontext klar ist:
„Lena kauft einen Donut. Der Donut schmeckt ihr sehr gut.“
Hier siehst du schön, wie bestimmte und unbestimmte Artikel zusammenarbeiten: Einführung mit „ein Donut“, Wiederaufnahme mit „der Donut“.
Deklination des bestimmten Artikels
| Kasus | Maskulin | Feminin | Neutrum | Plural |
| Nominativ | der | die | das | die |
| Genitiv | des | der | des | der |
| Dativ | dem | der | dem | den |
| Akkusativ | den | die | das | die |
Der bestimmte Artikel hat für alle Genera und auch im Plural eigene Formen. Beim Lernen der Kasus ist diese Tabelle ein zentraler Baustein, wenn du bestimmte und unbestimmte Artikel sicher beherrschen möchtest.
Bestimmte und unbestimmte Artikel im Vergleich
Am leichtesten verstehst du bestimmte und unbestimmte Artikel, wenn du dir einen kleinen Text anschaust:
„Lena hat sich einen Donut und für Franz ein Eis gekauft. Das Eis und der Donut schmecken ihnen sehr gut.“
Im ersten Satz benutzt du unbestimmte Artikel. Für deinen Gesprächspartner ist das Eis noch neu, er hört zum ersten Mal davon. Im zweiten Satz sind der Donut und das Eis schon bekannt, du hast sie gerade eingeführt. Jetzt nutzt du die bestimmten Artikel „das“ und „der“.
Allgemein kannst du dir merken:
- Unbestimmter Artikel: neue Information, eine von vielen Möglichkeiten, etwas Nicht-Konkretes („Ich suche eine Wohnung.“)
- Bestimmter Artikel: bekannte oder eindeutige Information („Die Wohnung ist im dritten Stock.“)
Im Alltag wechseln bestimmte und unbestimmte Artikel ständig die Rollen. Wenn du Texte liest, markiere dir doch einmal alle Artikel und schau, ob dir dieser Wechsel auffällt.

Artikel und Präpositionen – typische Kombinationen
Sehr oft stehen Präpositionen direkt vor einem bestimmten Artikel. Im Deutschen werden Präposition und Artikel in vielen Fällen zu einer Form zusammengezogen. Dieser Punkt betrifft speziell den Bereich „bestimmte Artikel“, ist aber wichtig, wenn du bestimmte und unbestimmte Artikel im Kontext verstehen willst.
Häufige Verschmelzungen von Präposition und bestimmtem Artikel
| Präposition | Form + Artikel | Beispiel |
| an + dem | am | Ich warte am Bahnhof. |
| bei + dem | beim | Beim Essen reden wir viel. |
| in + dem | im | Er ist im Büro. |
| in + das | ins | Wir gehen ins Kino. |
| von + dem | vom | Sie kommt vom Arzt. |
| zu + dem | zum | Ich gehe zum Training. |
| zu + der | zur | Wir fahren zur Schule. |
Mit unbestimmten Artikeln verschmilzt die Präposition nicht: „in einem Kino“, „zu einer Schule“. Auch daran siehst du, dass bestimmte und unbestimmte Artikel sich in echten Sätzen oft sehr unterschiedlich verhalten.
Kein Artikel – wann Nomen allein stehen
Nicht immer steht vor einem Nomen ein Artikel. Wenn du bestimmte und unbestimmte Artikel lernst, solltest du auch diese Nullform kennen, damit du sie nicht automatisch dort benutzt, wo sie gar nicht hingehört.
Typische Fälle ohne Artikel:
Ortsnamen:
„Sie wohnen in Bremen.“ – Kein Artikel.
Die meisten Ländernamen:
„Wir machen Urlaub in Österreich.“
Mit Artikel stehen nur einige Länder: „in der Schweiz“, „in der Türkei“, „in den USA“.
Gleichsetzungen mit „sein“ und „werden“:
„Es ist Juli.“
„Mein Bruder will Arzt werden.“ – Hier steht der Beruf im Singular ohne Artikel.
Sprachen und bestimmte Aktivitäten:
„Er spricht Spanisch.“
„Ich spiele Klavier/Tennis.“
Materialien in allgemeiner Bedeutung:
„Papier wird aus Holz hergestellt.“
Sobald es konkret wird, brauchst du wieder bestimmte oder unbestimmte Artikel:
„Das Papier ist alle.“
„Wo ist das Holz für den Kamin?“
Auch hier entscheiden bestimmte und unbestimmte Artikel wieder darüber, ob du über etwas Allgemeines oder über etwas Konkretes sprichst.
Der Negativartikel „kein“
Neben bestimmte und unbestimmte Artikel gibt es im Deutschen eine dritte Gruppe: den Negativartikel „kein“. Er verhält sich formal wie der unbestimmte Artikel, verneint aber die Existenz oder das Vorhandensein von etwas.
Aus „ein“ wird „kein“, aus „eine“ wird „keine“:
„Das ist ein Eis.“ → „Das ist kein Eis.“
„Franz hat eine Freundin.“ → „Franz hat keine Freundin.“
„Sie essen Donuts.“ → „Sie essen keine Donuts.“
Der Negativartikel wird – anders als der unbestimmte Artikel – auch im Plural verwendet. Die Deklination orientiert sich an der von „ein“:
Deklination von „kein“
| Kasus | Maskulin | Feminin | Neutrum | Plural |
| Nominativ | kein | keine | kein | keine |
| Genitiv | keines | keiner | keines | keiner |
| Dativ | keinem | keiner | keinem | keinen |
| Akkusativ | keinen | keine | kein | keine |
Wenn du bestimmte und unbestimmte Artikel schon gut beherrschst, fällt dir „kein“ meistens leicht, weil du die Muster wiedererkennst.
Typische Fehler bei bestimmte und unbestimmte Artikel
Wer Deutsch lernt, macht bei bestimmte und unbestimmte Artikel oft ähnliche Fehler. Drei Beispiele:
Zu oft den bestimmten Artikel benutzen
Viele Lernende sagen automatisch „Ich habe das Auto gekauft“, obwohl es im Gespräch noch gar nicht eingeführt wurde. Korrekt wäre: „Ich habe ein Auto gekauft.“ Erst danach kann man über das Auto sprechen.
Artikel aus der Muttersprache übertragen
In manchen Sprachen werden Länder oder Berufe mit Artikeln verwendet, im Deutschen aber nicht – oder umgekehrt. Wer bestimmte und unbestimmte Artikel noch unsicher im Kopf hat, mischt hier gern: „Ich bin der Arzt“ im allgemeinen Sinne ist falsch; richtig: „Ich bin Arzt.“

„kein“ mit „nicht“ verwechseln
„Ich habe nicht Auto“ ist falsch. Hier brauchst du keinen bestimmten oder unbestimmten Artikel, sondern den Negativartikel: „Ich habe kein Auto.“
„Nicht“ verneint Verben, Adjektive oder ganze Sätze, „kein“ verneint Nomen im Sinne von „kein einziges“.
Je besser du verstehst, wie bestimmte und unbestimmte Artikel funktionieren, desto leichter kannst du Fehler bemerken und korrigieren.
Kleine Übung zu bestimmte und unbestimmte Artikel
Zum Schluss eine kurze Aufgabe. Setze bestimmte und unbestimmte Artikel oder „kein“ ein.
- ___ Freund von mir lebt in ___ Schweiz.
- Wir haben gestern ___ Film gesehen. ___ Film war sehr spannend.
- Hast du ___ Zeit? – Nein, ich habe heute ___ Zeit.
- Mein Vater ist ___ Arzt und meine Mutter ist ___ Lehrerin.
- Im Sommer fahren wir oft an ___ See und sitzen abends an ___ Ufer.
Mögliche Lösungen:
- Ein Freund von mir lebt in der Schweiz.
- Wir haben gestern einen Film gesehen. Der Film war sehr spannend.
- Hast du Zeit? – Nein, ich habe heute keine Zeit.
- Mein Vater ist Arzt und meine Mutter ist Lehrerin.
- Im Sommer fahren wir oft an den See und sitzen abends an dem Ufer.
Schau dir an, warum jeweils bestimmte und unbestimmte Artikel gewählt wurden: Wo wird etwas neu eingeführt? Wo ist es schon bekannt? Wo wird ein Beruf genannt? Je bewusster du diese Entscheidungen triffst, desto natürlicher klingt dein Deutsch.
Fazit
Bestimmte und unbestimmte Artikel gehören zu den wichtigsten Werkzeugen der deutschen Grammatik. Mit „ein“ und „eine“ führst du neue Informationen ein, mit „der, die, das“ machst du klar, dass etwas bekannt oder eindeutig ist. Präpositionen, Nullartikel und der Negativartikel „kein“ ergänzen dieses System.
Wenn du beim Lesen und Hören bewusst auf die Artikel achtest und in eigenen Sätzen übst, wann du welchen Artikel benutzt, wirst du schnell sicherer. So werden bestimmte und unbestimmte Artikel vom Problemthema zu einem Helfer, der dir dabei hilft, präzise und natürlich auf Deutsch zu kommunizieren.
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