Der Name Sandra Hüller steht beispielhaft für den Triumph einer deutschen Schauspielerin, deren Karriere sich von den kleinen Bühnen Thüringens bis in die glamouröse Welt Hollywoods erstreckt. Mit einer bemerkenswerten Liste an Auszeichnungen, die den Deutschen Filmpreis, den Europäischen Filmpreis und den französischen César umfassen, wurde Hüller im Jahr 2024 mit dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere geehrt: Sie erhielt eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle in dem Justizdrama „Anatomie eines Falls“.
Dieser internationale Erfolg zementiert Sandra Hüllers Status als eine der bedeutendsten und vielseitigsten deutschen Schauspielerinnen der Gegenwart.
Die Anfänge: Ausbildung und Erfolg am Theater
Die 1978 geborene Sandra Hüller begann ihre künstlerische Laufbahn zunächst und vor allem am Theater. Das notwendige Handwerk erlernte die gebürtige Suhler (Thüringen) an einer der renommiertesten Institutionen Deutschlands: der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin.

Schon früh nach Abschluss ihrer Ausbildung folgten Engagements an wichtigen deutschsprachigen Theaterbühnen. Zu ihren Stationen zählten das Theaterhaus Jena, das Schauspiel Leipzig, das Theater Basel und später die Münchner Kammerspiele. Ihr herausragendes Talent und ihre intensive Bühnenpräsenz fielen schnell auf: Die Fachzeitschrift „Theater heute“ kürte sie bereits im Jahr 2003 zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres. Auch in den folgenden Jahren zeichneten Kritikerinnen und Kritiker sie mehrfach als Schauspielerin des Jahres für ihre beeindruckenden Leistungen am Theater aus.
Der Durchbruch auf der Leinwand: Vom Debüt zum internationalen Star
Obwohl das Theater lange Zeit ihre primäre Wirkungsstätte war, eroberte die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller die Kinoleinwand im Sturm und bewies ihre Wandelbarkeit.
Auszeichnungen für das Debüt „Requiem“
Drei Jahre nach ihrer Auszeichnung als Nachwuchsschauspielerin gab Sandra Hüller ihr Leinwanddebüt mit der Hauptrolle in dem preisgekrönten Film „Requiem“ (2006). In diesem intensiven Drama verkörperte sie eine junge Studentin, die unter schweren Wahnvorstellungen leidet und schließlich einem Exorzismus zustimmt. Ihre Leistung in diesem Film war so überzeugend, dass sie 2006 auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde.

Der Kultfilm „Toni Erdmann“
Spätestens mit der dramatischen Komödie „Toni Erdmann“ (2016) wurde Sandra Hüller zu einem Begriff im internationalen Kino. In dem Film spielt sie eine ehrgeizige Unternehmensberaterin, die bei einem Projekt in Rumänien von ihrem Vater überrascht wird, der sich unter dem Namen Toni Erdmann in ihr Leben einmischt. Hüller glänzte in der komplexen Rolle, die sowohl scharfen Witz als auch tiefe Verletzlichkeit erforderte. Der Film wurde 2017 als bester internationaler Film für den Oscar nominiert und festigte ihren Ruf als facettenreiche deutsche Schauspielerin.
Höhepunkt: Oscar-Nominierung für „Anatomie eines Falls“
Ihre Fähigkeit, mühelos zwischen deutscher, englischer und französischer Sprache zu wechseln, öffnete Sandra Hüller die Türen zu europäischen und amerikanischen Produktionen. Die Rolle, die ihr schließlich die historische Oscar-Nominierung einbrachte, war die der deutschen Schriftstellerin Sandra Voyter in dem preisgekrönten Justizdrama „Anatomie eines Falls“ der französischen Regisseurin Justine Triet.
In dem Film, der 2023 die Goldene Palme von Cannes gewann, wird Hüllers Figur verdächtigt, ihren Mann ermordet zu haben. Die Intensität und Nuanciertheit, mit der die deutsche Schauspielerin die Ambivalenz und die emotionale Belastung ihrer Figur darstellte, brachte ihr zahlreiche Preise und die hochkarätige Nominierung als beste Hauptdarstellerin bei den Academy Awards 2024 ein.

Mit dieser Nominierung schrieb die in Leipzig lebende Hüller deutsche Filmgeschichte: Sie war die erste deutsche Schauspielerin seit den 1930er-Jahren, die in dieser Kategorie nominiert wurde. Nach Bekanntgabe der Nominierung im Januar äußerte Hüller der Deutschen Presse-Agentur: „Für mich ist das, was jetzt passiert ist, so ein bisschen das höchste der Gefühle.“
Ihre Konkurrentinnen bei der Oscar-Verleihung waren Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon“), Carey Mulligan („Maestro“), Annette Bening („Nyad“) und Emma Stone („Poor Things“), die den Oscar schließlich gewann. Unabhängig vom Ausgang unterstrich die Nominierung, dass Sandra Hüller endgültig in der ersten Liga der globalen Filmschaffenden angekommen ist.
Mehr als nur Schauspiel: Engagement und Ehrungen
Sandra Hüller wurde nicht nur für ihre schauspielerischen Glanzleistungen geehrt, sondern auch für ihr soziales Engagement ausgezeichnet. Im Jahr 2020 überreichte ihr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Diese Ehrung erfolgte für ihren Einsatz während der Corona-Pandemie, in der sie „unermüdlich auf soziale Missstände hinwies, am Theater, im Kulturbetrieb und mit Blick auf alle, die in ihrer beruflichen Existenz gefährdet sind“. Das Engagement der deutschen Schauspielerin zeugt von einer tiefen Verantwortung, die über ihre künstlerische Arbeit hinausgeht.
Der Werdegang von Sandra Hüller zeigt eindrücklich, dass Talent, harte Arbeit und die Bereitschaft, komplexe Rollen anzunehmen, einer deutschen Schauspielerin den Weg bis auf die größten Bühnen der Welt ebnen können.
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