Passiv im Deutschen – Formen, Regeln und Verwendung

Inhaltsverzeichnis

Das Passiv gehört zu den wichtigsten Strukturen der deutschen Grammatik und sorgt oft für Verwirrung bei Lernenden. Doch mit den richtigen Strategien und praktischen Übungen lässt sich diese Form leicht verstehen und sicher anwenden. In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, wie du das Passiv richtig bildest, verwendest und gezielt trainierst – mit klaren Beispielen, Lerntipps und interaktiven Übungen für deinen Erfolg im Deutschlernen.

Was ist das Passiv?

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Was ist das Passiv?

Definition und Grundidee

Das Passiv beschreibt eine Satzform, bei der die Handlung oder der Zustand im Vordergrund steht – nicht die Person, die sie ausführt.
Oft wird im Deutschen der Täter (Agens) gar nicht genannt, weil er entweder unbekannt, unwichtig oder allgemein ist.
Dadurch richtet sich der Blick auf das Geschehen selbst, also auf das, was passiert.

Beispiel:

  • Aktiv: Der Lehrer erklärt die Grammatik.
  • Passiv: Die Grammatik wird erklärt.

  Kurz gesagt: Im Aktiv steht der Handelnde im Mittelpunkt, im Passiv die Handlung oder ihr Ergebnis.

Warum wird diese Satzform verwendet?

Es gibt verschiedene Gründe, warum Sprecher oder Autoren sich für eine unpersönliche Ausdrucksweise entscheiden:

  • Wenn die handelnde Person unbekannt oder unwichtig ist.
    Das Fenster wurde geöffnet. (Man weiß nicht, wer es getan hat.)
  • Wenn das Ergebnis oder der Vorgang wichtiger ist als der Akteur.
    Die Arbeit wird morgen beendet.
  • In formellen oder wissenschaftlichen Texten, um neutral und objektiv zu schreiben.
    Die Daten wurden ausgewertet.

Das Passiv schafft also Distanz und Sachlichkeit – ideal für Berichte, Analysen oder offizielle Mitteilungen.

Typische Situationen im Deutschen

Man nutzt diese Struktur vor allem in Kontexten, in denen die Handlung wichtiger ist als die Person:

  • In Berichten oder Medien:
    In Deutschland werden jedes Jahr viele Bücher gelesen.
  • Bei allgemeinen Regeln:
    In diesem Raum darf nicht geraucht werden.
  • In technischen und wissenschaftlichen Texten:
    Die Daten wurden analysiert und dokumentiert.
  • Wenn der Handelnde bewusst weggelassen wird:
    Das Fenster wurde geöffnet. (statt Jemand hat das Fenster geöffnet.)

  Merke:
Diese Satzform betont Objektivität, Neutralität und Fokus auf das Geschehen – Eigenschaften, die im Deutschen besonders geschätzt werden, vor allem in geschriebenen Texten.

Bildung des Passivs – Schritt für Schritt erklärt

Im Deutschen dient die Passivform dazu, den Blick auf die Handlung oder den Zustand zu lenken – nicht auf die Person, die sie ausführt.
Die Bildung folgt festen grammatischen Regeln und verwendet Hilfsverben in Kombination mit dem Partizip II.

Bildung mit „werden“ + Partizip II

Die häufigste Form ist das sogenannte Vorgangspassiv.
Es wird mit dem Hilfsverb „werden“ und dem Partizip II des Vollverbs gebildet.
Diese Struktur zeigt, dass eine Handlung gerade stattfindet oder im Prozess ist.

Grundschema:

Subjekt + werden + Partizip II (+ von + Agens)

Beispiele:

  • Aktiv: Der Lehrer erklärt die Regel.
    Die Regel wird erklärt.
  • Aktiv: Jemand repariert das Auto.
    Das Auto wird repariert.
  • Aktiv: Der Koch bereitet das Essen zu.
    Das Essen wird zubereitet.

  Tipp:
Wenn du die handelnde Person erwähnen möchtest, nutze die Präposition „von“:

Die Regel wird von dem Lehrer erklärt.

In vielen Fällen wird der Handelnde jedoch weggelassen, weil er für den Satzinhalt nicht relevant ist.

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Bildung des Passivs – Schritt für Schritt erklärt

Hilfsverben – „werden“ und „sein“

Im Deutschen existieren zwei Formen, die sich durch das Hilfsverb unterscheiden:

  • „werden“ → Vorgang (Handlung im Ablauf)
  • „sein“ → Zustand (Ergebnis nach der Handlung)
  1. Vorgangspassiv mit „werden“

Diese Variante beschreibt den Prozess einer Handlung – etwas, das aktuell geschieht oder geschehen ist.

Beispiele:

  • Das Haus wird gebaut. → (Der Bau läuft gerade.)
  • Der Brief wird geschrieben. → (Die Handlung ist im Gange.)
  1. Zustandspassiv mit „sein“

Diese Variante betont das Ergebnis oder den Zustand, der nach Abschluss einer Handlung bleibt.

Beispiele:

  • Das Haus ist gebaut. → (Der Bau ist beendet.)
  • Der Brief ist geschrieben. → (Das Ergebnis zählt, nicht der Vorgang.)

  Merke:

  • „werden“ = Prozess / laufende Handlung
  • „sein“ = Ergebnis / abgeschlossener Zustand
Typ Hilfsverb Bedeutung Beispiel
Vorgang (Prozess) werden Handlung im Ablauf Das Auto wird repariert.
Zustand (Ergebnis) sein Ergebnis der Handlung Das Auto ist repariert.

Zusammenfassung

Die Konstruktion wird immer mit einem Hilfsverb und dem Partizip II gebildet.
Während „werden“ eine laufende Handlung beschreibt, steht „sein“ für den abgeschlossenen Zustand.
Diese Unterscheidung ist wichtig, um präzise auszudrücken, ob du den Ablauf oder das Resultat einer Handlung betonen möchtest.

Verwendung und Bedeutung des Passivs

Diese Satzform wird im Deutschen genutzt, wenn die Handlung wichtiger ist als die handelnde Person.
Sie erlaubt es, Vorgänge neutral und objektiv zu beschreiben – ein Stil, der vor allem in schriftlichen Texten, Berichten und wissenschaftlichen Arbeiten üblich ist.
Um zu verstehen, wann und warum diese Struktur sinnvoll ist, lohnt sich ein genauer Blick auf ihre häufigsten Einsatzmöglichkeiten.

Wann benutzt man das Passiv im Deutschen?

Die Konstruktion wird verwendet, wenn:

  • Die handelnde Person unbekannt oder unwichtig ist.
    Das Fenster wurde geöffnet. (Es spielt keine Rolle, wer es getan hat.)
  • Der Fokus auf dem Geschehen oder Ergebnis liegt.
    Die Arbeit wird morgen beendet. (Das Resultat zählt, nicht der Handelnde.)
  • Man neutral oder objektiv berichten möchte.
    Die Daten wurden ausgewertet.
  • Allgemeine Regeln oder Vorschriften ausgedrückt werden.
    In diesem Gebäude wird nicht geraucht.

  Tipp:
Diese Ausdrucksweise eignet sich besonders gut für formelle oder sachliche Texte, bei denen das Geschehen im Vordergrund steht.

Unterschiedliche Nuancen von Aktiv und Passiv

Der zentrale Unterschied zwischen Aktiv und Passiv liegt im Blickwinkel:

Aktiv Passiv Fokus
Der Lehrer erklärt die Grammatik. Die Grammatik wird erklärt. Handlung statt Person
Jemand repariert das Auto. Das Auto wird repariert. Objekt / Ergebnis
Man hat das Haus gebaut. Das Haus wurde gebaut. Ergebnis eines Prozesses

Aktiv betont, wer etwas tut, während Passiv zeigt, was geschieht oder welches Resultat entsteht.

  Merke:
Diese Struktur wirkt formeller und distanzierter, während Aktivsätze lebendiger und direkter klingen.
Deshalb eignet sich Aktiv für Erzählungen, während Passivsätze in Beschreibungen, Berichten und Fachtexten bevorzugt werden.

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Verwendung und Bedeutung des Passivs

Verwendung in formellen und wissenschaftlichen Texten

In akademischen oder amtlichen Texten spielt diese Form eine besonders wichtige Rolle.
Sie hilft, neutral, sachlich und professionell zu formulieren – der Fokus liegt klar auf der Handlung.

Typische Beispiele:

  • Wissenschaftliche Texte:
    Die Ergebnisse wurden sorgfältig analysiert.
    → Betonung liegt auf dem Prozess, nicht auf der Person.
  • Berichte und Nachrichten:
    Die Straße wird wegen Bauarbeiten gesperrt.
    → Objektive Information ohne Subjekt.
  • Offizielle Mitteilungen:
    Die Bewerbungen werden bis Ende des Monats geprüft.

  Tipp:
Wer beruflich oder wissenschaftlich schreibt, kann mit dieser Ausdrucksweise seriöser und präziser wirken.

In der Alltagssprache – wann man sie vermeidet

Im alltäglichen Gespräch klingt diese Satzstruktur oft zu distanziert oder unnatürlich.
Muttersprachler verwenden daher lieber Aktivsätze oder unpersönliche Formen mit „man“, um natürlicher zu klingen.

Beispiele:

  • Grammatisch korrekt, aber unüblich:
    Das Essen wird jetzt gegessen. (Klingt steif.)
  • Natürlichere Variante:
    Wir essen jetzt.

Auch die „man“-Konstruktion wirkt oft flüssiger:

Man hat das Fenster geöffnet. statt Das Fenster wurde geöffnet.

  Merke:
Diese Struktur eignet sich hervorragend für Texte, Berichte und wissenschaftliche Arbeiten, aber im Gespräch solltest du meist das Aktiv oder „man“-Sätze bevorzugen, um natürlicher zu wirken.

Das Vorgangspassiv und Zustandspassiv

Im Deutschen unterscheidet man zwei Hauptarten dieser Satzstruktur: Vorgangspassiv und Zustandspassiv.
Beide zeigen, dass eine Handlung nicht vom Subjekt selbst, sondern von einer anderen Person oder Sache ausgeführt wird – jedoch mit unterschiedlichem Schwerpunkt.
Der entscheidende Unterschied liegt darin, ob man den Prozess oder das Ergebnis betonen möchte.

Was ist das Vorgangspassiv? (Prozess im Fokus)

Das Vorgangspassiv beschreibt eine laufende oder wiederkehrende Handlung – also etwas, das gerade passiert oder regelmäßig geschieht.
Gebildet wird es mit „werden“ + Partizip II.

Struktur:

Subjekt + werden + Partizip II (+ von + Agens)

Beispiele:

  • Der Brief wird geschrieben. → (Die Handlung läuft gerade.)
  • Das Auto wird repariert. → (Es befindet sich in der Werkstatt.)
  • Die E-Mails werden jeden Morgen beantwortet. → (Regelmäßiger Vorgang.)

  Tipp:
Diese Form stellt den Ablauf einer Handlung in den Vordergrund und beantwortet die Frage:

Was passiert (gerade)?

Was ist das Zustandspassiv? (Ergebnis im Fokus)

Das Zustandspassiv beschreibt den Zustand nach Abschluss einer Handlung – also das Ergebnis, das durch den Vorgang entstanden ist.
Gebildet wird es mit „sein“ + Partizip II.

Struktur:

Subjekt + sein + Partizip II

Beispiele:

  • Der Brief ist geschrieben. → (Die Arbeit ist erledigt.)
  • Das Auto ist repariert. → (Es funktioniert wieder.)
  • Die Tür ist geschlossen. → (Sie wurde zugemacht und bleibt zu.)

  Merke:
Diese Form beantwortet die Frage:

Was ist das Ergebnis?

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Das Vorgangspassiv und Zustandspassiv

Unterschiede und typische Signalwörter

Welche Variante man verwendet, hängt davon ab, ob der Prozess oder das Resultat im Mittelpunkt steht.

Merkmal Vorgang Zustand
Hilfsverb werden sein
Bedeutung Handlung / Prozess Ergebnis / Zustand
Fokus Ablauf der Handlung Resultat nach der Handlung
Frage Was passiert? Was ist passiert?
Beispiel Der Text wird geschrieben. Der Text ist geschrieben.

Signalwörter zur Orientierung:

  • Prozessbezogen: gerade, momentan, noch, wird …
  • Ergebnisbezogen: schon, bereits, ist …, fertig, abgeschlossen 

Vergleich:

  • Die Fenster werden geöffnet. → (Die Handlung läuft – Vorgang)
  • Die Fenster sind geöffnet. → (Das Ergebnis – Zustand)

Vergleich in verschiedenen Zeiten

Hier ein Überblick über beide Formen in unterschiedlichen Zeitstufen:

Zeitform Vorgang (werden + Partizip II) Zustand (sein + Partizip II)
Präsens Das Auto wird gewaschen. Das Auto ist gewaschen.
Präteritum Das Auto wurde gewaschen. Das Auto war gewaschen.
Perfekt Das Auto ist gewaschen worden. Das Auto ist gewaschen gewesen.
Futur Das Auto wird gewaschen werden. Das Auto wird gewaschen sein.

  Zusammengefasst:

  • Vorgang → beschreibt den Ablauf einer Handlung (werden + Partizip II)
  • Zustand → zeigt das Resultat nach der Handlung (sein + Partizip II)

Beide Varianten sind wichtig, um präzise und nuanciert zu formulieren – besonders in Berichten, wissenschaftlichen Texten oder Beschreibungen von Zuständen.

Das Passiv in verschiedenen Zeiten

Diese Satzstruktur kann in allen wichtigen deutschen Zeitformen verwendet werden.
Die Bildung folgt dabei immer demselben Prinzip: Hilfsverb „werden“ + Partizip II.
Nur das Hilfsverb wird je nach Zeitform angepasst.

Im Folgenden findest du eine Übersicht über die wichtigsten Zeitformen – mit Beispielen, die dir den Gebrauch leicht verständlich machen.

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Das Passiv in verschiedenen Zeiten

Präsens – aktuelle Handlungen

Im Präsens beschreibt diese Form Handlungen, die gerade stattfinden oder regelmäßig wiederkehren.
Sie ist die am häufigsten verwendete Zeitstufe in dieser Struktur.

Bildung:

Subjekt + werden (im Präsens) + Partizip II (+ von + Agens)

Beispiele:

  • Der Brief wird geschrieben. → (Die Handlung passiert jetzt.)
  • Das Haus wird renoviert. → (Die Arbeiten sind im Gange.)
  • In dieser Schule wird Deutsch gesprochen. → (Allgemeine Tatsache.)

  Tipp:
Diese Form kann auch Regelmäßigkeiten oder allgemeine Wahrheiten ausdrücken:

Im Sommer wird viel Eis gegessen.

Präteritum – abgeschlossene Handlungen in der Vergangenheit

Das Präteritum beschreibt abgeschlossene Vorgänge in der Vergangenheit.
Es wird häufig in schriftlicher Sprache, etwa in Berichten oder Erzählungen, verwendet.

Bildung:

Subjekt + wurden + Partizip II (+ von + Agens)

Beispiele:

  • Der Brief wurde gestern geschrieben. → (Handlung abgeschlossen.)
  • Das Haus wurde 1990 gebaut.
  • Die Aufgaben wurden von den Schülern gelöst.

  Tipp:
Diese Form wirkt neutral und sachlich – daher ist sie typisch für Nachrichten und offizielle Texte.

>>> Details anzeigen: Präteritum – Bedeutung, Bildung und Verwendung im Deutschen

Perfekt und Plusquamperfekt – komplexe Satzstrukturen

Diese beiden Formen enthalten zwei Hilfsverben („sein“ und „werden“)
und werden in formelleren oder schriftlichen Texten verwendet.

Perfekt

Beschreibt eine abgeschlossene Handlung mit Bezug zur Gegenwart.

Bildung:

Subjekt + ist + Partizip II + worden

Beispiele:

  • Der Brief ist geschrieben worden.
  • Das Haus ist renoviert worden. 

  Bedeutung:
Die Handlung ist beendet, aber das Ergebnis ist noch aktuell.

Plusquamperfekt

Wird genutzt, um eine Handlung zu beschreiben, die vor einer anderen in der Vergangenheit passiert ist.

Bildung:

Subjekt + war + Partizip II + worden

Beispiele:

  • Der Brief war bereits geschrieben worden, bevor der Postbote kam.
  • Das Haus war renoviert worden, als die Familie einzog.

  Hinweis:
Diese Formen sind nützlich, wenn du präzise Zeitabfolgen in Texten darstellen möchtest.

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Das Passiv in verschiedenen Zeiten

Futur – zukünftige Handlungen und Vermutungen

Das Futur beschreibt Vorgänge in der Zukunft oder Annahmen über etwas, das noch passieren wird.

Bildung:

Subjekt + wird + Partizip II + werden

Beispiele:

  • Das Haus wird gebaut werden. → (Der Bau findet in der Zukunft statt.)
  • Die Ergebnisse werden bald veröffentlicht werden.
  • Die Prüfung wird morgen geschrieben werden.

  Tipp:
Diese Zeitform ist im Alltag selten, wird aber häufig in technischen, wissenschaftlichen und formellen Texten verwendet, um Prognosen oder Planungen auszudrücken.

Zusammenfassung der Zeitformen

Zeitform Bildung Beispiel Bedeutung
Präsens wird + Partizip II Das Auto wird repariert. Handlung passiert jetzt
Präteritum wurde + Partizip II Das Auto wurde repariert. Vorgang in der Vergangenheit
Perfekt ist + Partizip II + worden Das Auto ist repariert worden. Handlung abgeschlossen, Ergebnis aktuell
Plusquamperfekt war + Partizip II + worden Das Auto war repariert worden. Handlung vor einem anderen Ereignis
Futur wird + Partizip II + werden Das Auto wird repariert werden. Vorgang liegt in der Zukunft

 

Passiv mit Modalverben

Diese Konstruktion in der deutschen Grammatik kombiniert zwei Strukturen:
das Passiv (werden + Partizip II) und Modalverben (müssen, können, sollen, dürfen, wollen).
Sie ist im Alltag, im Beruf und auch in Prüfungen sehr häufig – und deshalb besonders wichtig, um sie gut zu verstehen.

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Passiv mit Modalverben

Struktur und Besonderheiten

Bei dieser Satzart steht das Modalverb konjugiert, während das Vollverb im Infinitiv Passiv erscheint (werden + Partizip II).

Grundschema:

Subjekt + Modalverb (konjugiert) + Partizip II + werden (Infinitiv)

Beispiele:

  • Aktiv: Man muss den Brief schreiben.
    Der Brief muss geschrieben werden.
  • Aktiv: Jemand kann das Auto reparieren.
    Das Auto kann repariert werden.
  • Aktiv: Man soll die Regeln befolgen.
    Die Regeln sollen befolgt werden.

  Tipp:
Der wichtigste Unterschied zu normalen Passivsätzen:

„werden“ steht hier immer im Infinitiv am Satzende.

Beispiele mit Modalverben

  1. müssen (Notwendigkeit)
  • Aktiv: Man muss das Fenster schließen.
    Das Fenster muss geschlossen werden.
    → Bedeutung: Es ist notwendig, dass das Fenster zu ist.
  1. können (Möglichkeit)
  • Aktiv: Jemand kann das Problem lösen.
    Das Problem kann gelöst werden.
    → Bedeutung: Eine Lösung ist möglich.
  1. sollen (Pflicht oder Empfehlung)
  • Aktiv: Man soll den Text übersetzen.
    Der Text soll übersetzt werden.
    → Bedeutung: Eine Aufgabe oder Anweisung.
  1. dürfen (Erlaubnis)
  • Aktiv: Man darf das Museum fotografieren.
    Das Museum darf fotografiert werden.
    → Bedeutung: Fotografieren ist erlaubt.
  1. Zusatzbeispiel mit „wollen“
  • Aktiv: Jemand will das Projekt beginnen.
    Das Projekt will begonnen werden.
    (Selten, aber grammatikalisch korrekt.)
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Passiv mit Modalverben

Häufige Fehler und Korrekturen

Viele Lernende verwechseln in dieser Struktur die Verbformen oder Wortstellung.
Hier sind die häufigsten Fehler – und wie man sie vermeidet:

Fehler Falscher Satz Richtige Form Erklärung
Falsches Hilfsverb Der Brief muss geschrieben wird. Der Brief muss geschrieben werden. „werden“ steht im Infinitiv!
Falsche Wortstellung Der Text soll werden übersetzt. Der Text soll übersetzt werden. Partizip II steht vor „werden“.
Doppelte Hilfsverben Das Auto wird kann repariert werden. Das Auto kann repariert werden. Nur ein Hilfsverb nötig!

  Merke:
Das Modalverb ist konjugiert, während „werden“ unverändert am Satzende steht.

Tipps für leichteres Verständnis

  1. Lerne zuerst die Grundstruktur.
    Wenn du „Das Auto wird repariert“ verstehst, ist „Das Auto kann repariert werden“ leicht abzuleiten.
  2. Finde das Hauptverb.
    Nur dieses steht im Partizip IIwerden bleibt unverändert.
  3. Übe regelmäßig mit Umwandlungen.
    Wandelt Aktiv-Sätze Schritt für Schritt um:

    • Aktiv: Man darf den Park betreten.
    • Passiv: Der Park darf betreten werden.
  4. Merke dir feste Satzmuster:
    • muss + Partizip II + werden
    • kann + Partizip II + werden
    • soll + Partizip II + werden

  Extra-Tipp:
In gesprochener Sprache wirken solche Sätze oft zu lang oder steif.
In schriftlichen, formellen oder fachlichen Texten sind sie dagegen sehr gebräuchlich, zum Beispiel in Regeln, Anweisungen und offiziellen Mitteilungen.

Häufige Fehler beim Passiv

Viele Deutschlernende machen beim Lernen dieser Satzstruktur ähnliche Fehler – besonders bei der Bildung und beim Gebrauch der richtigen Verbformen.
Solche Schwierigkeiten sind ganz normal, lassen sich aber leicht vermeiden, wenn man die typischen Stolpersteine kennt.
Im Folgenden erfährst du die häufigsten Probleme und wie du sie Schritt für Schritt korrigieren kannst.

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Häufige Fehler beim Passiv

Falsche Verbformen

Ein häufiger Fehler besteht darin, die falsche Verbform zu verwenden oder das Hilfsverb werden falsch zu konjugieren.

Falsches Beispiel:
Der Brief wird geschrieben worden.
Der Brief wird geschrieben.

Erklärung:
Im Präsens genügt werden + Partizip II.
Die Form worden gehört nur ins Perfekt (ist geschrieben worden), nicht ins Präsens.

Weitere typische Fehler:

Fehlerhafte Form Richtige Form Erklärung
Der Text wird übersetzt worden. Der Text wird übersetzt. „worden“ nur im Perfekt!
Die Regeln wurde befolgt. Die Regeln wurden befolgt. Falsche Konjugation von werden.
Das Auto ist repariert wird. Das Auto wird repariert. Nur ein Hilfsverb erlaubt!

  Tipp:
Achte immer auf die Zeitform und die richtige Kombination der Hilfsverben.
Pro Satz darf nur eine Form von „werden“ vorkommen.

Verwechslung von Aktiv und Passiv

Viele Lernende verwechseln beide Strukturen, weil sie sich ähnlich anhören – vor allem, wenn Subjekt und Objekt vertauscht werden.

Aktiv Passiv
Der Lehrer erklärt die Grammatik. Die Grammatik wird erklärt.
Jemand repariert das Auto. Das Auto wird repariert.
Man hat den Brief geschrieben. Der Brief wurde geschrieben.

  Unterschied:

  • Aktiv: Das Subjekt tut etwas.
  • Passiv: Etwas geschieht oder wird getan.

Schnelltest:
Frag dich:

„Wer macht etwas?“ → Aktiv
„Was passiert?“ → Passiv

So erkennst du sofort, welche Struktur richtig ist.

Probleme mit dem Partizip II

Das Partizip II ist ein zentrales Element und zugleich eine häufige Fehlerquelle.
Viele Lernende verwenden falsche Formen – besonders bei unregelmäßigen Verben.

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Probleme mit dem Partizip II

Falsches Beispiel:
Das Auto wird reparieren.
Das Auto wird repariert.

Weitere Beispiele:

Infinitiv Falsches Partizip Richtiges Partizip Beispiel
machen gemachtet gemacht Das wird gemacht.
schreiben geschreibt geschrieben Der Text wird geschrieben.
essen geesst gegessen Das Essen wird gegessen.

  Lerntipp:
Übe regelmäßig mit Karteikarten oder Lern-Apps (z. B. Quizlet, Anki), um die Partizipformen unregelmäßiger Verben sicher zu beherrschen.

Falsche Verwendung von „werden“ und „sein“

Viele Lernende verwechseln die beiden Hilfsverben, die verschiedene Bedeutungen haben:

  • werden → beschreibt den Vorgang
  • sein → zeigt das Ergebnis oder den Zustand

Beispiele:
Das Auto ist repariert werden. (Mischung beider Formen)
Das Auto wird repariert. → Prozess
Das Auto ist repariert. → Ergebnis

Erklärung:

  • werden + Partizip II → Handlung oder Ablauf (Das Auto wird gewaschen.)
  • sein + Partizip II → Zustand oder Resultat (Das Auto ist gewaschen.)
Hilfsverb Typ Bedeutung Beispiel
werden Vorgang Handlung im Ablauf Das Haus wird gebaut.
sein Zustand Ergebnis / abgeschlossen Das Haus ist gebaut.

  Merke:
Verwende niemals beide Hilfsverben im selben Satz – das ist einer der häufigsten Anfängerfehler.

Übungen und Praxisbeispiele

Theorie ist wichtig – aber erst durch regelmäßiges Üben bleibt das Gelernte wirklich im Gedächtnis.
Wer diese Grammatikstruktur sicher anwenden möchte, sollte verschiedene Übungstypen kombinieren: Lückentexte, Umwandlungen, Multiple-Choice-Fragen oder Online-Aufgaben.
Hier findest du praktische Beispiele, um das Thema Schritt für Schritt zu trainieren.

Lückentexte

Diese Übungsform hilft, die richtige Verbform und das passende Partizip II zu festigen.
Dabei lernst du, Satzbau und Zeitformen sicher zu beherrschen.

Beispiele:

  1. Der Brief ___ (schreiben) – Präsens
    Der Brief wird geschrieben.
  2. Die E-Mails ___ (beantworten) – Präteritum
    Die E-Mails wurden beantwortet.
  3. Das Auto ___ (reparieren) – Perfekt
    Das Auto ist repariert worden.
  4. Das Haus ___ (bauen) – Futur
    Das Haus wird gebaut werden.

  Tipp:
Schreibe eigene Sätze mit häufig verwendeten Verben. So lernst du, diese Struktur natürlich im Alltag anzuwenden.

Aktiv-zu-Passiv-Übungen

Das Umformen von Aktivsätzen in Passivsätze ist eine der effektivsten Methoden, um die Grammatikstruktur zu verstehen und anzuwenden.
Achte beim Üben besonders auf die Zeitform und auf die Position des Objekts.

Aktivsatz Umformung
Der Lehrer erklärt die Grammatik. Die Grammatik wird erklärt.
Man hat das Fenster geöffnet. Das Fenster wurde geöffnet.
Jemand wird das Auto reparieren. Das Auto wird repariert werden.
Wir haben den Kuchen gebacken. Der Kuchen ist gebacken worden.

  Merke:
Das Akkusativobjekt im Aktiv wird im Passiv zum Subjekt.

Man schreibt einen Brief.Ein Brief wird geschrieben.

Übungstipp:
Formuliere eigene kurze Texte komplett um – so trainierst du, grammatische Strukturen automatisch zu erkennen.

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Übungen und Praxisbeispiele

Multiple-Choice-Fragen

Diese Aufgaben sind ideal, um dein Wissen schnell zu testen und typische Fehler zu vermeiden.

Beispiele:

  1. Das Auto ___ morgen repariert.
    • a) wird
    • b) wurde
    • c) werden
      Antwort: a) wird
  2. Die Aufgabe ___ gestern erledigt.
    • a) ist
    • b) wurde
    • c) wird
      Antwort: b) wurde
  3. Der Brief ___ geschrieben worden.
    • a) wurde
    • b) ist
    • c) wird
      Antwort: b) ist

  Tipp:
Wiederhole solche Aufgaben regelmäßig – das stärkt dein Gefühl für Zeitformen und Satzbau.

Interaktive Online-Übungen und Quiz

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Interaktive Online-Übungen und Quiz

Viele Lernplattformen bieten heute interaktive Übungen – perfekt, um spielerisch zu lernen und sofort Feedback zu bekommen.

Empfohlene Websites:

  • Lingolia – Grammatikübungen
  • Goethe-Institut – Online-Training
  • Deutsche Welle – Grammatiktrainer
  • StudySmarter – Tests und Quiz

Beispiel:

„Die Bücher ___ (lesen) gerade.“
werden gelesen.

  Lerntipp:
Interaktive Übungen sind besonders effektiv, weil du sofort siehst, ob deine Antwort korrekt ist.
Das macht Lernen motivierend und ist ideal zur Vorbereitung auf Prüfungen.

Lerntipps und Strategien

Das Lernen des Passivs fällt vielen Deutschlernenden am Anfang schwer, weil die Struktur anders als im Aktiv ist.
Mit den richtigen Lernstrategien kannst du jedoch schnell Sicherheit gewinnen.
Die folgenden Tipps helfen dir, das Passiv effektiv zu üben, besser zu verstehen und dauerhaft im Gedächtnis zu behalten.

Passiv im Kontext üben (Texte umformulieren)

Eine der besten Methoden, das Passiv zu trainieren, ist das Üben im Kontext.
Anstatt einzelne Sätze auswendig zu lernen, solltest du ganze Texte umformulieren – von Aktiv ins Passiv.

Beispiel:

  • Aktiv: Die Schüler lösen die Aufgabe.
  • Passiv: Die Aufgabe wird von den Schülern gelöst.

Oder in längeren Texten:

Aktiv: Man baut in Berlin viele neue Häuser. Die Architekten planen moderne Gebäude.
Passiv: In Berlin werden viele neue Häuser gebaut. Moderne Gebäude werden von Architekten geplant.

  Tipp:
Wähle kurze Nachrichtenartikel oder Blogtexte und formuliere sie Schritt für Schritt um.
So lernst du das Passiv in echten Zusammenhängen – wie es im Alltag oder Beruf vorkommt.

Karteikarten und Apps für Grammatiktraining

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Karteikarten und Apps für Grammatiktraining

Karteikarten (Flashcards) sind ein bewährtes Lernmittel, um grammatische Strukturen wie das Passiv langfristig zu festigen.
Du kannst sie digital oder klassisch auf Papier verwenden.

Aufbau einer Karteikarte:

  • Vorderseite: Aktivsatz„Der Mechaniker repariert das Auto.“
  • Rückseite: Passivsatz„Das Auto wird repariert.“

Empfohlene Apps:

  • Anki – für Wiederholungen mit Spaced Repetition
  • Quizlet – für interaktive Lernsets
  • StudySmarter – mit deutschen Grammatikübungen

  Lerntipp:
Erstelle Lernkarten zu verschiedenen Zeitformen und Modalverben im Passiv.
Wiederhole sie regelmäßig (5–10 Minuten täglich), um automatisiert richtig zu sprechen und zu schreiben.

Häufige Verben im Passiv gezielt lernen

Nicht jedes Verb wird gleich häufig im Passiv verwendet.
Konzentriere dich auf die Verben, die im Alltag, Beruf und Prüfungen besonders typisch sind.

Beispiele häufiger Verben im Passiv:

  • bauenDas Haus wird gebaut.
  • öffnenDie Tür wird geöffnet.
  • reparierenDas Auto wird repariert. 
  • sagenEs wird gesagt, dass…
  • sehenDer Film wird oft gesehen.

Besondere Gruppen:

  • Verben mit Dativ (helfen, danken, gefallen) werden nicht passivfähig gebraucht.
    → ❌ Er wird geholfen. (falsch)
    → ✅ Man hilft ihm. (richtig, Aktivform bleibt.)

  Tipp:
Lerne, welche Verben passivfähig sind – das spart Zeit und vermeidet typische Fehler.

Hör- und Lesetexte zum Erkennen von Passivformen

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Hör- und Lesetexte zum Erkennen von Passivformen

Um das Passiv wirklich zu verinnerlichen, solltest du es regelmäßig in authentischen Texten erkennen und hören.
Je öfter du es siehst oder hörst, desto leichter wirst du die Strukturen automatisch verstehen.

Empfohlene Hör- und Lesequellen:

  • Deutsche Welle (DW) – Nachrichten in einfacher Sprache
  • Goethe-Institut Podcasts – mit Beispielen aus dem Alltag
  • Lingolia und Easy German – leicht verständliche Grammatik-Texte

Übungsbeispiel:

  1. Höre einen kurzen Podcast und markiere alle Passivsätze.
  2. Lies den Transkript und überprüfe deine Antworten.
  3. Versuche, die Sätze wieder in Aktiv umzuschreiben.

  Merke:
Das regelmäßige Wiedererkennen von Passivformen stärkt dein Sprachgefühl.
So lernst du intuitiv, wann und wie das Passiv verwendet wird – ohne stures Auswendiglernen.

Das Passiv ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Grammatik und hilft, Handlungen klar und objektiv auszudrücken. Wenn du seine Bildung und Verwendung verstehst, kannst du sicher und präzise kommunizieren – ob im Alltag, im Beruf oder in Prüfungen. Mit regelmäßiger Übung, guten Beispielen und gezielten Strategien wird das Passiv schnell zu einem festen Bestandteil deines Sprachgefühls.

Aktie:

Anna Müller
Anna Müller
Anna Müller ist eine erfahrene Deutschlehrerin mit über 10 Jahren Unterrichtserfahrung in A1–C1-Kursen. Sie spezialisiert sich auf Prüfungsvorbereitung für Goethe- und TELC-Zertifikate und entwickelt praxisnahe Lernstrategien für Grammatik und Wortschatz....