Die German national anthem – offiziell bestehend ausschließlich aus der dritten Strophe des Deutschlandliedes – ist weit mehr als nur eine Melodie und ein Text. Sie ist ein klingendes Dokument der deutschen Geschichte, das die tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Wandlungen des Landes widerspiegelt. Ihre heutige Form, geprägt von den Werten Einigkeit und Recht und Freiheit, steht symbolisch für das Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland als demokratischer und friedlicher Staat. Eine eingehende Betrachtung der German national anthem enthüllt eine komplexe Historie, die von revolutionären Hoffnungen, missbräuchlicher Verwendung in dunklen Zeiten und schließlich der bewussten Konzentration auf die universellen Werte der Freiheit und Einheit geprägt ist.
Der Text: Nur die dritte Strophe zählt
Wenn heute von der German national anthem die Rede ist, bezieht sich dies ausschließlich auf die dritte Strophe des im Jahr 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gedichteten „Liedes der Deutschen“ oder „Deutschlandliedes“. Diese bewusste Beschränkung wurde nur wenige Monate nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 durch einen Briefwechsel zwischen dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl im Jahr 1991 ausdrücklich festgelegt. Seitdem gilt nur diese eine Strophe als staatliches Symbol und Verfassungswert und genießt somit besonderen Schutz. Anders als in vielen anderen Ländern, wie beispielsweise Frankreich oder Polen, ist die German national anthem nicht in der Verfassung verankert oder durch ein spezifisches Gesetz bestimmt, ihre Gültigkeit beruht auf dieser historischen Erklärung.

Der offizielle Text der German national anthem lautet wie folgt:
Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! Danach lasst uns alle streben brüderlich mit Herz und Hand! Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand: |: Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland! 😐
Diese Zeilen sind ein Bekenntnis zu den fundamentalen Werten, auf denen die Bundesrepublik Deutschland aufgebaut ist. Sie appellieren an ein geeintes Handeln (“brüderlich mit Herz und Hand”) und sehen in den genannten Prinzipien die Grundlage für das Glück und den Wohlstand des Landes (“Unterpfand”). Die German national anthem in ihrer dritten Strophe ist somit eine Verpflichtung auf die demokratische Grundordnung.
Die Melodie: Ein kaiserliches Erbe
Die Melodie der German national anthem wurde von dem berühmten österreichischen Komponisten Joseph Haydn in den Jahren 1796/97 geschaffen. Ursprünglich war das Werk eine Auftragskomposition für Franz II., den Kaiser von Österreich und Ungarn. Die Melodie diente als Kaiserhymne unter dem Titel „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ und wurde in Österreich bis zum Ende des Kaiserreichs im Jahr 1867 mit jeweils an den herrschenden Kaiser angepassten Texten als Volkshymne gesungen. Die Melodie der German national anthem ist somit ein tief in der europäischen Geschichte verwurzeltes musikalisches Erbe, das die enge kulturelle Verbindung zwischen Deutschland und Österreich unterstreicht.

Haydns Komposition zeichnet sich durch ihre feierliche und zugleich erhabene Schlichtheit aus. Sie strahlt eine würdevolle Ruhe aus, die perfekt zu dem ernsten und bedeutungsvollen Text der dritten Strophe passt. Die Wahl dieser Melodie für die German national anthem verbindet das moderne, demokratische Deutschland mit einer langen Tradition europäischer Musik und imperialer Geschichte, wobei der heutige Text die universellen Werte der Freiheit in den Vordergrund stellt.
Warum nur die dritte Strophe? Die historischen Hintergründe
Die Entscheidung, ausschließlich die dritte Strophe des Deutschlandliedes zur German national anthem zu erheben, ist direkt mit den turbulenten Ereignissen der deutschen Geschichte verbunden und ist ein Akt der bewussten Distanzierung von problematischen Interpretationen früherer Textteile.
Als August Heinrich Hoffmann von Fallersleben das „Lied der Deutschen“ 1841 auf der damals britischen Insel Helgoland dichtete, befand sich der deutschsprachige Raum in einer Phase der politischen Zersplitterung in viele große und kleinere Einzelstaaten. Der Dichter, der sich für die Einheit Deutschlands einsetzte, wählte Worte, die seinerzeit als Aufruf zur nationalen Einheit verstanden wurden. Die Worte und geografischen Bezüge der ersten und zweiten Strophe sind jedoch aus heutiger Sicht leicht misszuverstehen. Die erste Strophe etwa, die mit der Zeile „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt“ beginnt, kann in Verbindung mit den aggressiven Expansionstendenzen des 20. Jahrhunderts missinterpretiert werden.

Darüber hinaus waren die von Fallersleben besungenen deutschen Sprachgrenzen seinerzeit sehr viel weiter gefasst als das heutige deutsche Staatsgebiet. Die mögliche Missinterpretation der ersten beiden Strophen als Ausdruck von nationalistischer Überheblichkeit oder gar territorialen Ansprüchen ist nicht mit dem Selbstverständnis der Bundesrepublik zu vereinbaren. Die Bundesrepublik Deutschland bekennt sich zu einer friedlichen Außenpolitik und der Achtung der territorialen Integrität ihrer Nachbarn. Aus diesem Grund werden die erste und zweite Strophe des Deutschlandlieds nicht gesungen und sind nicht Teil der German national anthem. Die Beschränkung auf die dritte Strophe ist somit eine klare politische und ethische Entscheidung.
Die Rolle der Hymne in der deutschen Geschichte
Die Geschichte des „Liedes der Deutschen“ spiegelt die wechselvolle Entwicklung Deutschlands wider und verdeutlicht, warum die heutige German national anthem so sensibel gehandhabt wird.
Während der Revolutionsjahre 1848/1849 wurde Haydns Melodie mit Hoffmann von Fallerslebens Text als Bekenntnis zu einem geeinten Deutschland oft gesungen. Sie war ein Ausdruck des demokratischen Strebens nach nationaler Einheit und Freiheit. Nach dem Scheitern der Revolution geriet das Lied jedoch zunehmend in Vergessenheit.
Erst in der Weimarer Republik erlangte es offiziellen Status. Auf Betreiben des Reichspräsidenten Friedrich Ebert wurde es 1922 zur Nationalhymne bestimmt. Die Regierung erhoffte sich durch den an das Nationalgefühl appellierenden Text eine größere Zustimmung in der Bevölkerung zu dem jungen, oft instabilen demokratischen Staat.

Die dunkelste Phase in der Geschichte des Liedes begann mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Sie behielten die Hymne nach 1933 bei, da der Text der ersten Strophe, insbesondere die Passage „Deutschland, Deutschland über alles“, ihren geplanten Eroberungskrieg und ihre ideologische Überlegenheit zu legitimieren schien. Bei offiziellen Anlässen wurde das Deutschlandlied – hier stets die erste Strophe – immer zusammen mit dem Kampflied der NSDAP, dem sogenannten „Horst-Wessel-Lied“, gespielt und gesungen. Diese Zwangsverbindung und die ideologische Aufladung der ersten Strophe sind ein wichtiger Grund, weshalb heute nur noch die dritte Strophe die German national anthem ist. Die Distanzierung von der ersten Strophe ist eine symbolische Abgrenzung von der nationalsozialistischen Diktatur und ihren Verbrechen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der jungen Bundesrepublik galt zwischen 1952 und 1991 das gesamte Lied als Hymne, auch wenn bei offiziellen Anlässen bereits nur die dritte Strophe gesungen wurde. Die offizielle Festlegung auf die dritte Strophe im Jahr 1991 durch von Weizsäcker und Kohl zementierte diese Praxis und beendete die Ambivalenz.
Im internationalen Vergleich: Die German national anthem heute
Im Vergleich zu Nationalhymnen anderer Länder, die oft explizite historische Schlachten oder revolutionäre Ereignisse besingen (wie etwa die französische Marseillaise oder die polnische Mazurek Dąbrowskiego), hebt sich die German national anthem in ihrer dritten Strophe durch ihre Konzentration auf abstrakte, universelle Werte ab. „Einigkeit und Recht und Freiheit“ sind Ideale, die über spezifische historische Ereignisse oder territoriale Ansprüche hinausgehen. Sie sind die Fundamente jeder modernen Demokratie.

Die Beschränkung auf diese Werte macht die German national anthem zu einer der wenigen Hymnen weltweit, die nicht nur national, sondern auch übernational interpretiert werden kann. Sie ist ein Lied über die Ideale der Aufklärung und des modernen Verfassungsstaates. Die feierliche, von Joseph Haydn komponierte Melodie vermittelt dabei eine Würde, die der tiefen Bedeutung des Textes gerecht wird. Die deutsche Entscheidung, nur die dritte Strophe zu verwenden, ist ein einzigartiges Beispiel für einen souveränen und selbstkritischen Umgang mit der eigenen nationalen Geschichte und trägt maßgeblich zur Akzeptanz der German national anthem im In- und Ausland bei.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die German national anthem in ihrer heutigen Form ein kraftvolles Symbol für ein Deutschland ist, das aus seinen historischen Fehlern gelernt hat und sich bedingungslos den Werten der Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit verpflichtet fühlt. Ihre Geschichte ist ein faszinierendes Dokument des Wandels vom gescheiterten Nationalismus des 19. und 20. Jahrhunderts hin zu einer modernen, europäischen und friedlichen Identität.
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