Augenoptiker Ausbildung: Mit Weitsicht in einen modernen Handwerksberuf

Die Augenoptiker Ausbildung führt in ein traditionsreiches Handwerk, das heute mehr denn je von High-Tech und modernster Präzision geprägt ist. Ob es sich um Brillengläser handelt, die sich automatisch tönen, um leichte Gestelle aus Titan oder um die exakte Anpassung von Brillen aus dem 3-D-Drucker – die Arbeit eines Augenoptiker erfordert technisches Verständnis, handwerkliches Geschick und eine ausgeprägte Beratungskompetenz.

Dieser Beruf ist ein Job mit Zukunft, da fast jeder zweite Mensch in Deutschland auf eine Sehhilfe angewiesen ist. Wenn Sie sich für die Augenoptiker Ausbildung interessieren, finden Sie hier alle Informationen zu den Aufgaben, dem dualen Ablauf, den Voraussetzungen und den Gehaltsaussichten.

Augenoptiker/in Berufsbild: Was macht ein Augenoptiker?

Die Tätigkeit eines Augenoptiker vereint medizinisch-technisches Know-how mit Modeberatung und feinstem Handwerk. Die Grundlage des Berufs liegt darin, für jeden Kunden eine individuelle Lösung zur Verbesserung der Sehkraft zu finden.

Die vielfältigen Aufgaben eines Augenoptiker

Ein Augenoptiker hat folgende Kernaufgaben:

  1. Kundenberatung und -information:
    • Der Augenoptiker berät Kunden umfassend, sowohl hinsichtlich gesundheitlicher Aspekte (z. B. Linsenunverträglichkeit) als auch in modischer Hinsicht.
    • Die Farbe der Brille muss zum Haut- und Haartypen passen, das Gestell zur Kopf- und Nasenform.
    • Der Augenoptiker klärt über die Vor- und Nachteile von Gläsern (Kunststoff oder Glas), den optimalen Grad der Entspiegelung sowie über Kontaktlinsen auf. Die Nutzungsgewohnheiten (Sport, Computerarbeit, nur Lesebrille) spielen dabei eine wichtige Rolle.
  2. Datenerfassung und Sehtest:
    • Oft führt der Augenoptiker direkt vor Ort einen Sehtest durch, um das Sehvermögen zu prüfen.
    • Mithilfe spezieller Maschinen werden Weit- oder Kurzsichtigkeit sowie der genaue Dioptrienwert ermittelt.
    • Zur Gewährleistung einer optimalen Sicht wird auch der Augenabstand präzise gemessen.
  3. Brille fertigen und anpassen:
    • Nach Erfassung des Blickmittelpunkts wird der Auftrag in die Fertigung gegeben.
    • Glasrohlinge mit der genauen Sehstärke werden mithilfe von High-Tech-Präzisionsgeräten geschliffen und anschließend per Hand in der Fassung fixiert.
    • Der Augenoptiker passt das fertige Produkt exakt an die Kopfform des Kunden an, indem das Gestell erwärmt und vorsichtig gebogen wird, um einen perfekten Sitz zu gewährleisten (weder zu locker noch drückend hinter dem Ohr).
  4. Kundenbetreuung und Service:
    • Augenoptiker reparieren Brillen, wickeln Reklamationen ab und versorgen Kunden mit Reinigungsmitteln.
    • Wurden Kontaktlinsen bestellt, hilft der Augenoptiker dem Kunden in der Regel, das Einsetzen und Herausnehmen zu üben.

Arbeitsort und Arbeitszeiten

Ein Augenoptiker arbeitet klassischerweise in einem Optiker-Fachgeschäft. Die Beratungen finden in den Verkaufsräumen statt, während die Brillenfertigung in der angrenzenden Werkstatt erfolgt. Kaufmännische Aufgaben (Auftragsabwicklung, Kalkulation) werden in Büroräumen erledigt.

  • Arbeitszeiten: 40-Stunden-Wochen sind normal. Da Optikergeschäfte auch samstags geöffnet sind, ist der Einsatz am Samstag üblich. Als Ausgleich erhält man dafür einen anderen freien Tag unter der Woche.

Die duale Augenoptiker Ausbildung

Die Augenoptiker Ausbildung ist eine klassische duale Berufsausbildung und dauert drei Jahre.

Ablauf der dreijährigen Lehre

Die drei Jahre sind in zwei Abschnitte von jeweils 18 Monaten unterteilt und verbinden Theorie (Berufsschule) mit Praxis (Ausbildungsbetrieb).

  • Berufsschule: Findet entweder tageweise oder in Blöcken statt. Hier lernen die Azubis die theoretischen Grundlagen des Optikerhandwerks. Berufsschulen für Optiker verfügen in der Regel über eigene Werkstätten.
  • Praxisphasen (Betrieb): Das im Unterricht erworbene Know-how wird direkt angewendet, vom Schleifen der Gläser bis hin zum Umgang mit Kunden.

Lerninhalte der Ausbildung

Abschnitt (Monat 1 bis 18): Grundlagen und manuelle Fertigung

Die Auszubildenden erwerben grundlegendes Wissen über die Funktionsweise des Auges und beginnen mit handwerklichen Fertigkeiten.

  • Brillengläser bearbeiten und einfassen: Erlernen der verschiedenen Facetten (Flach-, Spitz- und Winkelfacetten) und Schleiftechniken, um Gläser passgenau in unterschiedliche Brillenfassungen zu integrieren.
  • Brillen modifizieren und instand setzen: Kennenlernen vieler handwerklicher Techniken wie Feilen, Sägen, Fräsen, Schmirgeln, Kleben und Schweißen zur Bearbeitung und Reparatur von Gestellen.
  • Brillen optisch und anatomisch anpassen: Erlernen der notwendigen Anpassungstechniken, um den Sitz der Brille optimal auf die Kopfform abzustimmen und den Augenmittelpunkt mit den Gläsern abzugleichen.

Abschnitt (Monat 19 bis 36): Spezialisierung und komplexe Sehanforderungen

Die Aufgaben werden komplexer; der Fokus liegt auf speziellen Sehhilfen und erweiterten Beratungsaufgaben.

  • Kontaktlinsen: Erlernen der unterschiedlichen Gründe für Kontaktlinsen (praktisch, beruflich, medizinisch-therapeutisch) und die optischen Unterschiede zur Brille. Azubis lernen, wie Fehlsichtigkeiten wie Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) mit Linsen korrigiert werden.
  • Kundenspezifische Sehanforderungen ermitteln: Erlernen, Augenkrankheiten oder komplexe Sehbehinderungen (z. B. Strabismus/Schielen, Anisometropie/stark unterschiedliche Sehkraft der Augen) zu erkennen und entsprechende Lösungen anzubieten.

Überbetriebliche Ausbildung (ÜBA)

Zusätzlich zur dualen Ausbildung absolvieren angehende Augenoptiker die überbetriebliche Ausbildung, die von den Optikerinnungen organisiert wird. In diesen zweiwöchigen Workshops pro Ausbildungsjahr werden weitere praktische Arbeitstechniken aus dem Optiker-Handwerk vermittelt, deren Inhalte prüfungsrelevant sind.

Prüfungen

Die Prüfungen erfolgen in einer sogenannten gestreckten Gesellenprüfung:

  • Teil 1: Nach anderthalb Jahren (macht ein Drittel der Gesamtnote aus).
  • Teil 2: Zum Ende der Ausbildungszeit.

Beide Teile gliedern sich jeweils in einen theoretischen und einen praktischen Teil.

Voraussetzungen und Gehalt

Erforderlicher Schulabschluss

Obwohl offiziell kein bestimmter Schulabschluss nötig ist, stellen die meisten Betriebe Bewerber mit einem mittleren Schulabschluss ein.

Schulabschluss Anteil der eingestellten Azubis
Mittlerer Schulabschluss 55 %
Hochschulreife 37 %
Hauptschule 8 %

Relevante Schulfächer

Gute Noten in den folgenden Fächern erleichtern den Zugang zur Augenoptiker Ausbildung:

  • Biologie: Fundamentales Verständnis der komplexen Funktionsweise des menschlichen Auges (Anatomie).
  • Physik: Wichtig für das Verständnis der optischen Brechung von Brillengläsern und der Funktionsweise technischer Geräte.
  • Mathematik: Unerlässlich für präzise Berechnungen von Sehkorrekturen und Dioptrienwerten.
  • Deutsch: Gute Ausdrucksfähigkeit und Kommunikationsstärke sind für die Kundenberatung und Geschäftskorrespondenz notwendig.

Ausbildungsgehalt (Brutto pro Monat)

Die Vergütung ist vom Bundesland und dem geltenden Tarifvertrag des Augenoptikerhandwerks abhängig.

Ausbildungsjahr Gehalt (Spanne)
1. Jahr 724 – 800 Euro
2. Jahr 854 – 950 Euro
3. Jahr 977 – 1.100 Euro

Hinweis: Der Mindestlohn für Azubis (724 Euro im 1. Jahr, 854 Euro im 2. Jahr, 977 Euro im 3. Jahr) gilt nur, wenn kein Tarifvertrag existiert, da Tarifverträge Vorrang haben.

Gehalt nach der Ausbildung und Karriere

Nach der Augenoptiker Ausbildung liegt das Einstiegsgehalt (z. B. in Bayern) bei etwa 2.070 Euro brutto im Monat und steigt mit Berufserfahrung. Durchschnittlich verdienen Augenoptiker in Deutschland zwischen 2.100 und 3.000 Euro brutto monatlich.

Weiterbildungsmöglichkeiten:

  • Augenoptikermeister: Führt zu verantwortungsvollen Aufgaben wie der Organisation des gesamten Betriebs, der Verhandlung mit Zulieferern und der Personalführung. Der Meistertitel ermöglicht die Selbstständigkeit mit einem eigenen Optikerladen. Meister verdienen bis zu 2.710 Euro und Filialleiter bis zu 3.000 Euro brutto.
  • Staatlich geprüfter Augenoptiker: Eine zweijährige Vollzeit-Weiterbildung, die zur Mitarbeit in der industriellen Entwicklung von Sehhilfen oder zu verantwortungsvollen organisatorischen Aufgaben im Laden berechtigt.
  • Studium (Optometrie): Mit Hochschulberechtigung oder Meisterbrief kann ein Bachelorstudium der Optometrie absolviert werden. Dieses Fach macht Sie in drei Jahren zum Experten für Farb- und Nachtblindheit sowie alle Arten von Sehkorrekturen, oft mit einem Wechsel in die Gesundheitsbranche oder Forschung.

Die Augenoptiker Ausbildung bietet somit einen krisensicheren und zukunftsorientierten Berufsweg in einem Handwerk, das von ständigen technologischen Innovationen und modischen Trends profitiert.

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Hoffmann David
Hoffmann David
Ich bin David Hoffmann, Experte für Online-Deutschlernen sowie Berufs- und Auslandsorientierung. Mit langjähriger Erfahrung begleite ich Lernende dabei, ihre Deutschkenntnisse gezielt zu verbessern, die passenden Lern-Apps auszuwählen und berufliche wie...