Lokführer: Karriere am Steuer tonnenschwerer Kolosse – Ausbildung, Umschulung und Gehalt

Der Beruf des Lokführers, auch Triebfahrzeugführer genannt, ist eine der verantwortungsvollsten und faszinierendsten Tätigkeiten im Transportwesen. Mit bis zu 2.700 PS unter der Haube steuern Lokführer tonnenschwere Züge und gewährleisten die sichere sowie pünktliche Beförderung von Passagieren und Gütern von A nach B. Dieser Job erfordert höchste Konzentrationsfähigkeit, technisches Verständnis und schnelle Reaktionen, da die Sicherheit des Schienenverkehrs maßgeblich in den Händen der Lokführer liegt.

Wenn Sie sich für Technik, Schienenverkehr und verantwortungsvolle Aufgaben begeistern, sind die Zukunftsaussichten als Lokführer sehr gut. Die Branche sucht händeringend nach qualifiziertem Personal, was eine hohe Jobsicherheit garantiert und sich positiv auf das Gehalt auswirkt. Die Qualifizierung zum Lokführer ist über zwei Hauptwege möglich: die klassische duale Ausbildung oder die Umschulung für Quereinsteiger.

Dieser ausführliche Leitfaden erklärt detailliert, wie man Lokführer wird, welche Voraussetzungen dafür notwendig sind, mit welchem Gehalt Sie in der Ausbildung, Umschulung und im Berufsleben rechnen können und welche Karrierewege Ihnen offenstehen.

Das Berufsbild: Was ein Lokführer täglich leistet

Als Lokführer sind Sie der zentrale Akteur im Zugverkehr. Ihre Hauptaufgabe ist natürlich das Fahren der Züge, doch der Tätigkeitsbereich ist wesentlich umfassender und erfordert tiefgreifendes technisches Wissen.

Vielfältige Aufgaben im Führerstand und auf dem Gleis

Lokführer arbeiten an computergesteuerten Führerständen und sorgen für die reibungslose Abwicklung des Transportprozesses.

  • Fahrbetrieb und Steuerung: Sie steuern Züge und sind dafür verantwortlich, dass alle Verkehrsregeln des Schienenverkehrs eingehalten werden. Lokführer sind Experten im Umgang mit der Lokomotive und wissen genau, wie sie beschleunigen und bremsen müssen, um Verspätungen, etwa durch frühes Beschleunigen und spätes Bremsen, wieder aufzuholen, ohne die Sicherheit zu gefährden.
  • Sicherheits- und Funktionsprüfungen: Vor jeder Fahrt führen Lokführer umfangreiche Prüfungen durch. Sie stellen sicher, dass Bremsen, Kupplungen, die Funkfernsteuerung und alle wichtigen Betriebselemente einwandfrei funktionieren.
  • Rangieren und Zugbildung: In ihren Aufgabenbereich gehört es außerdem, Züge zu rangieren, Güterzüge zusammenzustellen und zu entladen. Die korrekte Anordnung der Waggons, die sogenannte „Bildung von Zügen“, wird auch auf Anzeigetafeln am Bahnhof angezeigt, um Passagieren die Orientierung zu erleichtern.
  • Störungsbeseitigung und Überwachung: Lokführer überwachen permanent die technischen Systeme des Zuges und kommunizieren mit dem Zugpersonal sowie den Leitstellen. Bei Fahrzeugstörungen sind sie die ersten, die Maßnahmen zur Beseitigung einleiten.

Arbeitsbereiche: Personenverkehr versus Güterverkehr

Lokführer arbeiten hauptsächlich bei Eisenbahngesellschaften, die Personen- und Güterverkehr anbieten.

  • Personenverkehr: Hier steuern Lokführer Züge, die für die Beförderung von Fahrgästen konzipiert sind, wie Regionalzüge (RE, RB), Fernzüge (IC, ICE) und Stadtbahnen (U-Bahnen, S-Bahnen). Im Personenverkehr sind Reibungs- und Magnetschienenbremsen wichtig, da oft schnell und stark gebremst werden muss.
  • Güterverkehr: Hier sind die Herausforderungen anders. Lokführer fahren Züge mit Geschwindigkeiten von maximal 100 km/h, die bis zu 3.800 Tonnen wiegen und eine Länge von bis zu 700 Metern erreichen können. Im Güterverkehr stehen die dynamischen Bremsarten (Druckluftbremse, E-Bremse) im Vordergrund. Lokführer im Güterverkehr sind auch bei Betrieben auf Industriegleisen tätig, wo sie Rohstoffe oder Fertigprodukte transportieren.

Lokführer werden: Ausbildung und Umschulung

Der direkte Berufsweg heißt nicht Lokführer Ausbildung, sondern Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst mit der Fachrichtung Lokführer und Transport. Darüber hinaus steht Quereinsteigern der Weg der Umschulung offen.

Die duale Ausbildung zum Eisenbahner

Die klassische duale Ausbildung kombiniert Praxis im Ausbildungsbetrieb mit Theorie in der Berufsschule und dauert in der Regel drei Jahre.

  • Inhalte und Spezialisierung: Im ersten und zweiten Jahr erlernen Sie die Grundlagen des Schienenverkehrs, die technischen Basics, Sicherheitsprüfungen sowie die Bedienung von Triebfahrzeugen unter Anleitung. Ab dem dritten Ausbildungsjahr beginnen die Fahrten im Regelbetrieb. Hier müssen Sie sich entscheiden, ob Sie sich auf den Personenverkehr (Fokus auf Umgang mit Abweichungen vom Regelbetrieb) oder den Güterverkehr (Fokus auf Zusammenstellen und Sichern von Güterzügen) spezialisieren möchten.
  • Verkürzung: Bei sehr guten Leistungen ist es möglich, die Ausbildung um bis zu ein halbes Jahr zu verkürzen.
  • Abschluss: Die Ausbildung endet mit den Prüfungen zur Erlangung des Triebfahrzeugführerscheins.

Der Quereinstieg: Umschulung zum Lokführer

Für Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung aus anderen Branchen bietet die Umschulung eine attraktive Chance auf eine berufliche Neuorientierung.

  • Dauer und Kosten: Die Umschulung zum Lokführer dauert in der Regel sechs bis zwölf Monate, maximal 18 Monate. Die Kosten werden oft vom Bahnunternehmen übernommen.
  • Zielgruppe: Sie eignet sich ideal für Quereinsteiger, die einen sicheren Arbeitsplatz suchen, sowie für Personen, die nach einer Pause (z. B. Familienzeit) wieder in den Beruf einsteigen möchten. Besonders gefragt sind Quereinsteiger aus dem technischen Bereich oder der Logistik.
  • Teilzeit-Option: Einige Bahnunternehmen bieten mittlerweile Teilzeitkurse an, die durch die Integration von Online-Kursen besonders Menschen mit familiären Verpflichtungen entgegenkommen sollen.
  • Inhalte der Umschulung: Die Umschulung vermittelt komprimiert alle theoretischen Grundlagen (Regelwerke, Technik, Vorschriften) und praktische Schulungen (Bedienung, Rangierarbeiten, Fahren von Zügen in realistischen Szenarien).

Voraussetzungen und Eignung

Ob Ausbildung oder Umschulung – der Beruf des Lokführers stellt hohe Anforderungen an die Bewerber:

  • Formale Kriterien: Kein bestimmter Schulabschluss ist vorgeschrieben (Hauptschulabschluss, Realschulabschluss oder Abitur sind möglich). Wichtig sind gute Noten in Physik und Mathematik. Für die Umschulung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung erforderlich.
  • Alter und Eignung: Das Mindestalter zum Beginn der Umschulung/Ausbildung beträgt 18 Jahre. Für die Fahrberechtigung (Triebfahrzeugführerschein) ist eine körperliche und psychologische Eignung zwingend vorgeschrieben. Dies wird durch ein ärztliches und psychologisches Attest bestätigt und umfasst gutes Seh- und Hörvermögen sowie psychische Belastbarkeit. Die Führung von Lokomotiven ist oft erst ab 19 oder 20 Jahren erlaubt.
  • Persönliche Fähigkeiten: Sie müssen technisches Verständnis und Interesse an Technik mitbringen. Darüber hinaus sind Verantwortungsbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit, schnelle Reaktionsfähigkeit sowie die Bereitschaft zum Schichtdienst (auch nachts und am Wochenende) essenziell.

Lokführer Gehalt: Vergütung in Ausbildung und Beruf

Die Lokführer sind eine stark gewerkschaftlich organisierte Berufsgruppe. Die Gehaltsentwicklung ist daher transparent, attraktiv und unterliegt regelmäßigen Tarifverhandlungen.

Vergütung während Ausbildung und Umschulung

Das Gehalt während der Ausbildung ist tariflich geregelt und steigt mit jedem Ausbildungsjahr:

Ausbildungsjahr Gehalt (Brutto/Monat)
1. Jahr 800 bis 1.120 Euro
2. Jahr 1.000 bis 1.189 Euro
3. Jahr bis zu 1.258 Euro

Während der Umschulung zum Lokführer erhalten die Quereinsteiger in der Regel bereits eine attraktive Vergütung zwischen 2.000 und 2.400 Euro brutto pro Monat. Hier können sich die Teilnehmer auf die Qualifizierung konzentrieren.

Gehalt nach der Qualifizierung

Das Einstiegsgehalt eines ausgebildeten Lokführers liegt bei rund 2.500 Euro brutto im Monat. Mit wachsender Berufserfahrung steigt das Gehalt schnell auf etwa 3.000 bis 3.200 Euro monatlich an.

Ein wesentlicher Bestandteil des tatsächlichen Einkommens sind die Zulagen für Schicht- und Wochenendarbeit. Diese können den monatlichen Verdienst erheblich erhöhen. Weitere Faktoren sind Überstunden und spezielle Einsatzbereiche.

Tarifverträge und Arbeitsbedingungen

Lokführer sind fast immer nach Tarifvertrag angestellt, der zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und den Eisenbahnverkehrsunternehmen ausgehandelt wird. Diese Verträge regeln nicht nur das Gehalt, sondern auch Arbeitszeiten, Urlaubstage und Zuschläge.

Jüngste Tarifkonflikte, etwa der Streik der GDL mit der Deutschen Bahn, haben gezeigt, dass die Arbeitsbedingungen und das Gehalt kontinuierlich verhandelt werden. So wurde beispielsweise eine schrittweise Lohnerhöhung vereinbart sowie die schrittweise Einführung einer 35-Stunden-Woche bis 2029 bei vollem Lohn.

Streikrecht für Azubis und Angestellte

Arbeitnehmerrechte sind im Beruf des Lokführers wichtig: Wenn die zuständige Gewerkschaft zum Warnstreik aufruft, dürfen Sie als Auszubildender oder Angestellter teilnehmen, ohne dass Ihnen Nachteile entstehen. Lokführer und angehende Lokführer sind nicht verpflichtet, sogenannte Streikbrecherarbeiten zu übernehmen.

Zukunft und Bewerbung: Karrierepfade für den Lokführer

Die Berufsaussichten für Lokführer und Lokführerinnen sind exzellent. Sie werden in Deutschland immer gebraucht, was die Jobsicherheit sehr hoch macht.

Weiterbildung und Spezialisierung

Nach der erfolgreichen Qualifizierung können Sie sich durch Anpassungsweiterbildungen spezialisieren und Ihr Fachwissen vertiefen:

  • Fachbereiche: Weiterbildungen in den Bereichen Gefahrguttransport oder Eisenbahn- und Schienenfahrzeugtechnik sind möglich.
  • Digitalisierung: Die Digitalisierung des Bahnnetzes ist ein großes Zukunftsthema. Weiterbildungen in diesem Bereich sind ratsam, um beruflich immer auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben.
  • Aufstieg: Mit zunehmender Erfahrung und zusätzlichen Qualifikationen können Sie Führungspositionen im Betriebsdienst übernehmen oder in die Schulung und Ausbildung neuer Lokführer wechseln.

Tipps für die Bewerbung

Eine überzeugende Bewerbung für die Lokführer Ausbildung oder Umschulung sollte Ihre Leidenschaft für den Schienenverkehr und Technik klar hervorheben.

  • Lebenslauf: Er sollte klar strukturiert sein und Ihre bisherigen Erfahrungen und Qualifikationen übersichtlich darstellen.
  • Anschreiben: Betonen Sie Ihre Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und in stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Verdeutlichen Sie Ihre Motivation, die vielfältigen Aufgaben des Lokführers zu erlernen und zu meistern, und erklären Sie, warum gerade Sie gut in das Unternehmen passen.

Der Beruf des Lokführers bietet eine attraktive Kombination aus Technik, Verantwortung und ausgezeichneten finanziellen sowie beruflichen Perspektiven.

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Hoffmann David
Hoffmann David
Ich bin David Hoffmann, Experte für Online-Deutschlernen sowie Berufs- und Auslandsorientierung. Mit langjähriger Erfahrung begleite ich Lernende dabei, ihre Deutschkenntnisse gezielt zu verbessern, die passenden Lern-Apps auszuwählen und berufliche wie...